Albtraum Atombombe

17. Juni 2015 | von

70 Jahre ist es her, dass erstmals und bislang glücklicherweise einmalig Atombomben zum Einsatz gegen die Menschheit kamen. Die Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki haben verheerendes Leid angerichtet – ein Verbrechen gegen Gott und die Menschheit.




Der japanische Kaiser Hirohito teilte am 15. August 1945 dem japanischen Volk die Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August 1945) mit: „Der Feind hat jüngst eine unmenschliche Waffe eingesetzt und unserem Volk schlimme Wunden zugefügt. Die Verwüstung hat unberechenbare Dimensionen erreicht. Den Krieg unter diesen Umständen fortzusetzen, würde nicht nur zur völligen Vernichtung unserer Nation führen, sondern zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation.“ Und mit diesen Worten ordnete er die Kapitulation Japans an. Der Zweite Weltkrieg war mit Hilfe einer „neuen“ Waffe mit verheerendem Zerstörungspotential beendet worden.







Militärischer Wettlauf



Seit der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz Straßmann im Dezember 1938 hatte in den USA, in Deutschland, in der Sowjetunion und in Japan ein Wettlauf begonnen, diese ungeheuren Energien militärisch nutzbar zu machen. Nachdem die USA im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten waren, begannen sie 1942, den Bau einer Atombombe voranzutreiben. In dem „Manhattan-Projekt“ genannten Programm hatten General Groves die militärische und der Physiker Robert Oppenheimer die wissenschaftliche Leitung. Insgesamt beteiligten sich über 100.000 Techniker und Physiker an diesem Projekt. Dazu wurde in der Wüste Neumexikos eine geheime Forschungsstadt bei Los Alamos gebaut. Dort wurde am 16. Juli 1945 eine erste Atombombe erfolgreich gezündet.



Nach den Plänen von US-Präsident Roosevelt sollten die ersten einsatzbereiten Bomben über Deutschland abgeworfen werden. Doch der Zweite Weltkrieg in Europa war mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 beendet. Dagegen wurde in Fernost weiter gekämpft. Die USA waren Anfang 1945 so nah an die japanischen Hauptinseln herangerückt, dass sie diese mit ihren Langstreckenbombern erreichten. Für den Herbst 1945 planten sie die Landung mit Bodentruppen auf den japanischen Hauptinseln.







Bomben auf Hiroshima und Nagasaki



Während der Potsdamer Konferenz, auf der die Alliierten über ihre Einflusssphären in Europa verhandelten, gab US-Präsident Harry S. Truman am 25. Juli 1945 den Befehl, die „Spezialbombe“ in Japan einzusetzen. Er wollte Japan dadurch schneller zur Kapitulation zwingen, bevor die Sowjetunion am 8. August in Fernost in den Krieg eingreifen würde. Die beiden Atombomben waren seit Anfang August auf der Pazifikinsel Tinian einsatzbereit. In der Nacht des 6. August startete der B-29 Langstreckenbomber mit zwei Begleitflugzeugen. Um 8.15 Uhr klinkte die Besatzung die Bombe in 9.500 Metern Höhe aus. Eine Minute später explodierte sie in 600 Metern Höhe über der Innenstadt von Hiroshima. Der Feuerball tötete 80.000 Menschen sofort und verwüstete die gesamte Innenstadt.



Drei Tage später startete erneut ein B-29-Bomber Richtung Japan. Die Stadt Kokura, das vorgesehene Ziel, lag unter einer dichten Wolkendecke. So entschied der Pilot, das Ausweichziel Nagasaki anzugreifen. Am 9. August, 11.00 Uhr Ortszeit, explodierte die zweite Atombombe, zerstörte das halbe Stadtgebiet und tötete über 20.000 Bewohner.







Verheerende Folgen



Da die Bombe in einem Tal explodierte, wurde ihre Zerstörungskraft gebremst. In Nagasaki hatte der heilige Maximilian Kolbe 1930 den ersten Konvent der Franziskaner-Minoriten in Japan gegründet. Bruder Zeno, einer seiner Gefährten, überlebte die Atombombenexplosion im Stadtteil Hongochi-machi fast unversehrt. Doch an den Folgen der Verstrahlungen starben in den Folgejahren noch viele Menschen, und die Zahl der Opfer erhöhte sich bis 1950 auf 230.000 Menschen in beiden Städten.



Trotz der verheerenden Opferzahlen in Hiroshima und Nagasaki kam es in den Jahren des Kalten Krieges zu einem Wettrüsten ohne Gleichen zwischen den USA und der Sowjetunion. Die Anzahl von 70.000 Atomsprengköpfen auf beiden Seiten konnte durch verschiedene Abrüstungsvereinbarungen in den vergangenen Jahrzehnten auf ca. 16.000 gesenkt werden. Diese Zahl ist immer noch ausreichend, die Menschheit mehrfach auszulöschen. Während die beiden Supermächte ihre Atomarsenale verringerten, kamen neue Atommächte hinzu: zunächst Großbritannien, Frankreich und China, später dann Indien, Pakistan und Israel. 







Sehnsucht: Abrüstung



Durch den Atomwaffensperrvertrag von 1970 versuchte man, die weitere Ausweitung der Atommächte zu verhindern. Nordkorea hat in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls Atomwaffen getestet und wird heute zu den Atommächten gezählt. 



Aktuell bemühen sich die fünf Vetomächte der Vereinten Nationen zusammen mit Deutschland, den Iran vom Bau einer Atombombe abzubringen. Doch eine grundsätzliche Einigung muss noch in Details ausgearbeitet werden, wie die friedliche Nutzung der Kernenergie durch den Iran überprüft werden kann.



Alle christlichen Kirchen verurteilen die Verwendung jeder Art von Atomwaffen. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte 1965 noch unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gefordert: „Jede Kriegshandlung, die auf die Vernichtung ganzer Städte oder weiter Gebiete und ihrer Bevölkerung unterschiedslos abzielt, ist ein Verbrechen gegen Gott und gegen den Menschen, das fest und entschieden zu verwerfen ist.“ (Gaudium et spes, Nr. 80)


Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016