Das Feuer brennt, wo Gott es will

Am 2. Februar 2016 endet das „Jahr der Orden“. Den Kapuziner Br. Paulus Terwitte haben wir um ein kurzes Resümee gebeten.
26. Januar 2016 | von

Die Statistiken sind deutlich. In Deutschland geht die Zahl der Christen, die ohne Eigentum, in Gehorsam und keuscher Ehelosigkeit leben wollen, zurück. Gleichzeitig kommen Ehe und Familie aus der Mode. Laut Umfragen sehnen sich zwar noch viele danach. Nie jedoch gab es so viele Alleinerziehende. Und die Zahl derer, die als Singles ihr Glück verwirklichen möchten, hat dramatisch zugenommen.

 

 

 

 

Erkaltete Glut

 

 

Mag sein, dass die Zeiten anders geworden sind. Früher wurde man nicht so alt. Früher war man weniger gebildet. Die allgemein kürzere Lebenserwartung bedeutete auch eine kürze Lebenszeit in der Ehe. Auch das  Ordensleben war aufs Ganze gesehen kein so langer Weg, dass er unmöglich erschien. Und Sicherheit gab es für Frauen nur in der Ehe oder im Kloster, und wer als Frau und auch als Mann studieren wollte, fand im Klosterinternat seinen Weg – und von dort, wenn auch längst nicht jeder, ins Ordensleben. Was man auch nicht vergessen darf: zu glauben war selbstverständlich; um der Liebe Gottes Willen etwas zu tun, eingeübt. Und wer „ins Kloster“ ging, war sozial anerkannt in einer stabilen Gesellschaft, gehalten von ihren verschiedenen Lebens- und Berufsständen.

 

In solcher Selbstverständlichkeit des Ordenslebens verblasste das Charisma der Gründerinnen und Gründer so sehr, dass das Zweite Vatikanische Konzil den Orden eine Quellenkur verordnete. Was stand am Anfang, und ist davon noch etwas zu spüren in all dem, was sich an Besitz und Lebenskultur entwickelt hatte? Auf diese Kur ließen sich die Orden unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark ein. 

 

Neues Feuer

 

 

Doch mittendrin beginnen neue Feuer zu brennen. In Aschaffenburg sind Männer und Frauen aus Italien in das ehemalige Kapuzinerkloster eingezogen, als gemischte Gemeinschaft des Gebetes und der sozialen Arbeit, inspiriert vom heiligen Kapuziner Pater Pio. In Köln beten und singen die Brüder und Schwestern der Gemeinschaft von Jerusalem. Weitab von Kirche und herkömmlichen Orden breitet sich in Deutschland ein Netzwerk von Gemeinschaften aus, in denen Einzelne und Familien naturnah und konsumfern einfach leben wollen, oft nur vom Nötigsten. Im Herzen der katholischen Kirche finden sich Neuaufbrüche wie zum Beispiel das Gebetshaus in Augsburg. Dort wird rund um die Uhr von Singles wie Ehepaaren im Wechsel gebetet und gemeinsamer Alltag gestaltet. Das Jahr der Orden hat dafür sensibilisiert, wie Gott heute Menschen berührt und zu neuen Formen geistlichen Lebens führt, die zukunftsweisend sind wie damals zu ihren Zeiten die herkömmlichen Orden. Wie diese sich davon befruchten lassen, bleibt abzuwarten.

 

Zuletzt aktualisiert: 17. Oktober 2016
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