Die Friedenslampe brennt wieder

20. Mai 2019 | von

Die Vorjahrespreisträgerin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, übergab am 29. März die „Lampe des Friedens“ an den jordanischen König Abdullah II. Auch wenn das Ereignis schon einige Wochen zurückliegt: Lesen Sie hier den Bericht eines Teilnehmers an dem Festakt in Assisi.

 

Beeindruckt hat mich die Veranstaltung schon, an der ich heute – am letzten Tag meines Sprachkurses – überraschenderweise noch teilnehmen konnte. Die Franziskaner-Minoriten haben es geschafft, die Bedeutung von Franziskus in der Frage des Friedens deutlich hervorzuheben: Mit der „Lampe des Friedens“ ehrt der Sacro Convento in Assisi Persönlichkeiten, die sich für den Frieden einsetzen. Die Auszeichnung wird nicht jährlich verliehen, sondern je nach Situation.
Im Mai 2018 wurde die Lampe vom kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos an Angela Merkel weitergereicht. Er hatte sie für seinen Friedenseinsatz und die Aussöhnung in Kolumbien bekommen, Bundeskanzlerin Merkel für ihren Einsatz für den Frieden, besonders auch für ein friedliches Europa. Nun hat sie die Lampe an den jordanischen König Abdullah II. weitergereicht. Die Veranstaltung fand in der Oberkirche von San Francesco statt. Zahlreiche kirchliche und muslimische Würdenträger, aber auch Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Gesellschaft nahmen daran teil.
Kraftvoller Friede
In seiner Begrüßung sprach der Custode des Sacro Convento, Br. Mauro Gambetti, von der Begegnung des heiligen Franz von Assisi mit dem Sultan vor 800 Jahren, von der Kraft des Wortes, die Brücken zwischen den Menschen bauen kann, und dem gemeinsamen Traum vom Frieden.
Und so dankte er dem König von Jordanien für seinen Einsatz für Frieden und Menschlichkeit, seinen Einsatz für Geflüchtete und für christliche und muslimische heilige Stätten im Heiligen Land. Er dankte ihm für sein ganz persönliches Engagement in vielen Reden und Initiativen zum Dialog.
Er betonte auch die interreligiöse Bedeutung von der Sorge um die Geschöpfe und das Gebet für den Anderen und die Liebe zu Gott. Am Ende seiner Begrüßung sprach er von dem Wunsch, dass die Geschwisterlichkeit in der Welt gefördert werden möge.

Plädoyer für Hilfe und Dialog
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach über die Bedeutung, die die Stadt Assisi für den Frieden hat: Einmal durch den heiligen Franziskus, aber auch aufgrund der Friedensgebete, die dort schon stattgefunden haben. Sie sprach über die Notwendigkeit des Friedens in unserer Zeit. Millionen Menschen sind vor Krieg und Gewalt auf der Flucht. Dabei würdigte sie den Einsatz Jordaniens für die geschenkte Menschlichkeit im Krieg. Neben den Palästinensern hat Jordanien offiziell 670.000 Geflüchtete aufgenommen. Dazu kommen noch viele, die nicht gezählt sind – und dies bei nur rund zehn Millionen Einwohnern: „Wenn wir das Größenverhältnis auf Deutschland umrechnen würden, dann würde dies die Aufnahme von rund 5,7 Millionen Menschen bedeuten, zum Beispiel für Italien mehr als vier Millionen Menschen.“ Darum müsse Jordanien dabei geholfen werden, diese Hilfe leisten zu können. Und es müsse ein Ziel sein, die politischen Prozesse in Syrien so zu verändern, dass die Menschen wieder zurückkehren können und es Frieden gibt. Frieden, so Merkel, sei eine große Aufgabe: „Frieden wächst nicht von allein. Frieden ist niemals selbstverständlich, auch wenn er einmal erreicht ist. Er muss immer wieder neu geschaffen werden, immer wieder erhalten und bewahrt werden.“
Wie der heilige Franziskus sich für Kranke und Aussätzige einsetzte und so die Annahme des Anderen vorlebte, so müssten auch heute Religionen für den Frieden einstehen. Darum müsse der interreligiöse Dialog geführt werden, auch wenn er nicht einfach sei – er könne aber helfen, die Welt mit dem Auge des Anderen zu sehen. Deswegen dankte sie dem König für den von ihm unterstützten Brief aus dem Jahr 2007, der den interreligiösen Dialog förderte und der von 138 islamischen Gelehrten an die Führer christlicher Kirchen versandt worden war. Sie dankte auch für seine Rede vor der UNO im Jahr 2010, auf welche die „Interfaith Harmony Week“ zurückgeht. Sie dankte König Abdullah II. für seine mutige und weltoffene Art und gratulierte ihm dazu, jetzt „Weltbotschafter des Friedens“ zu sein. 

Mut für eine bessere Zukunft
In seiner Dankesrede ging König Abdullah II. auf den Geist des Friedens ein, den die Basilika für ihn ausstrahle. Er bat auch um ein Gedenken im Schweigen für die muslimischen und christlichen Opfer durch Gewalt.
Er nehme, so der König, die Lampe des Friedens für all diejenigen entgegen, die Opfer für eine bessere Zukunft für alle brächten. Ausdrücklich dankte er den Franziskanern für ihre Friedensarbeit in aller Welt, besonders im Heiligen Land. Er dankte Italien für die Verbundenheit und er dankte der katholischen Kirche für den Dialog: „Nur Friede bringt eine bessere Zukunft für alle. Darum ist es unsere Aufgabe, Öl für die Lampe bereit zu stellen. Und das erfordert Mut“, so König Abdullah II. Er dankte auch Angela Merkel („meine Freundin“) für ihren Einsatz für den Frieden. Zum Frieden gehöre der Einsatz für die Umwelt und der Kampf gegen alles Übel. So sei ja auch Franz von Assisi bekannt für seine Barmherzigkeit und seinen Einsatz für alle Geschöpfe. Darum müssten vor allem die positiven Werte, die alle verbinden, gelebt werden: Respekt haben, miteinander im Dialog sein, Gott, den Nächsten und sich selbst lieben. 
Für ihn, so der jordanische König, gehörten auch die Christen zur Wurzel seines Landes. Darum setze er sich auch für muslimische und christliche heilige Stätten, z.B. auch die Grabeskirche in Jerusalem oder die Taufstelle Jesu am Jordan, ein. Und schließlich noch ein praktischer Vorschlag des Königs: So wie Muslime fünf Mal am Tag für den Frieden beten, so sollten es alle tun, so die Einladung von König Abdullah II. Passend dazu wurde zwischen den Reden eine Vertonung des „Sonnengesangs“ gespielt. Und weil Maria im Christentum und im Islam verehrt wird, sang Andrea Bocelli zum Schluss ein Ave Maria.

Zuletzt aktualisiert: 20. Mai 2019
Kommentar