Die Schule – ein Weg der Entwicklung

01. Januar 1900 | von

Zu Beginn des nächsten Jahrtausends wird es 855 Millionen Menschen geben, rund ein Siebtel der gesamten Weltbevölkerung, die nicht lesen und schreiben können. Diese Zahlen nennt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF in seinem diesjährigen Bericht zur Lage der Kinder in der Welt.
Darüber hinaus wachsen 130 Millionen Kinder, davon zwei Drittel Mädchen, ohne Grundschulbildung auf. Ein Problem, das sich nicht auf die direkt betroffenen Menschen beschränkt, denn Analphabetismus ist eng verbunden mit Unterentwicklung. Der Mangel an Bildung wirkt sich nachteilig aus auf die Fähigkeit, die Probleme Hygiene und Ernährung in den Griff zu bekommen, verringert die Chancen auf eine demokratische Gesellschaft und Achtung der Menschenrechte. Wer in Schulbildung investiert, investiert also in die Zukunft der Völker. Aus diesem Grund widmet die Caritas Antoniana in diesem Jahr ihre Aktionen zum Antoniusfest der Schule, als einem Weg der Entwicklung.

Menschenwürdige Zukunft. Sie empfiehlt den Lesern, mit ihrer Spende beizutragen, daß in drei Ländern verschiedener Kontinente - Uganda, Indien und Brasilien - acht Schulen gebaut, wieder aufgebaut oder erhalten werden können. Wieder einmal sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen, um diesen Kindern und Jugendlichen eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen und nach dem Beispiel des heiligen Antonius, konkret den Armen beizustehen.

UGANDA. Das umfangreichste Projekt unterstützen wir in Uganda, einem der ärmsten Länder der Welt. Der afrikanische Staat ist von zwei tiefen Wunden gezeichnet: der Gewalt der Guerilla und dem sprunghaften Anstieg von AIDS. In der Altersgruppe der 15- bis 49jährigen, also dem aktiven Teil der Bevölkerung, sind 870.000 mit dem HIV-Virus infiziert, einer von zehn. 1.100.000 Kinder haben ihre Eltern durch AIDS verloren (Angaben der WHO, Weltgesundheitsorganisation).

Qualifizierte Kräfte. Die Caritas Antoniana hat für ihr Projekt die Diözese von Masaka, ein ausgedehntes Gebiet südwestlich der Hauptstadt Kampala, ausgewählt. Hier sollen unter Koordination von Bischof John B. Kaggwa fünf Schulen an verschiedenen Orten gegründet werden. Der größte Teil der Mittel soll für die Wiedereröffnung der St. Joseph’s Senior School (Oberschule des hl. Josef) in Nkoni aufgewendet werden. Die weiterführende Schule wurde 1965 gegründet, um Mädchen eine fundierte Ausbildung zu ermöglichen. Bis 1980 kamen die Absolventinnen dieser Schule als qualifizierte Kräfte in Handel und Verwaltung unter. Viele der Mädchen schlossen ein Universitätsstudium an. Andere wiederum fanden Arbeit in den öffentlichen Verwaltungen oder wurden gar selbst zu Arbeitgeberinnen, indem sie sich selbständig machten. Dann jedoch ging es mit der Schule bergab, finanzielle Engpässe und sich verschlechternde Qualität der Ausbildung waren die Gründe. Schließlich kam die Schließung.

Aktiv entwickeln. Mit der Wiedereröffnung der Oberschule St. Joseph bekämen die durch Armut benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit, aktiv an der Entwicklung ihres Landes teilzunehmen. Uganda könnte wieder auf qualifizierte Arbeitskräfte mit moralischen Grundsätzen für Führungspositionen in der Verwaltung zurückgreifen.
Die neue Schule wird sowohl Mädchen als auch Jungen im Alter von 13 bis 17 Jahren offen stehen. Neben einer allgemeinen Grundausbildung sollen Kurse für Geschäftssekretärinnen, Schneider, Handwerker und Ernährungswissenschaftler angeboten werden. In einer zweiten Phase sollen Lehrgänge für Berufe in der Elektronik- und Textilindustrie eingerichtet werden.
Die Caritas Antoniana wurde gebeten, die Kosten für die Sanierung der Gebäude und die Gehälter der Lehrer für ein Jahr zu übernehmen. Außerdem soll sie für die Lehrmittel und die Einrichtungsgegenstände aufkommen.

Hohe Arbeitslosigkeit. Eine zweite Initiative soll im Bezirk von Masaka, in der großen Pfarrei St. Sebastian Kyengerere gestartet werden. Hier sind die vorrangigen Probleme eine besonders hohe Jugendarbeitslosigkeit und eine erhebliche Zahl von Schülern, die ihre Ausbildung abbrechen. Eine Gruppe von rund 200 Studenten setzt sich schon seit einiger Zeit dafür ein, daß eine Berufsschule eingerichtet wird, die von Schülern der Sekundarstufe in den Ferien und von arbeitslosen Jugendlichen besucht werden könnte. Die Schule würde Schneider, Zimmerleute, Maurer, Gastwirte und Sekretärinnen ausbilden, wobei besonderes Augenmerk auf die Mädchen gerichtet werden soll, denn sie sind von der Gesellschaft besonders benachteiligt. Die Jugendlichen haben schon 45.000 Backsteine für den Bau besorgt und stehen schon in den Startlöchern, um gemeinsam mit den Handwerkern Hand anzulegen. Sie baten die Caritas Antoniana, die noch fehlenden Materialien anzukaufen und die Facharbeiter zu bezahlen.

Hilfsnetz für AIDS-Waisen. Die anderen drei kleineren Initiativen kommen Grundschulen zugute und sind eng mit AIDS verbunden. In Uganda gibt es keine staatliche Einrichtung, die sich um Waise kümmert und der Familienverband, der früher alleinstehende Kinder des Klans aufgefangen hat, ist durch die Infektionskrankheit ausgehöhlt worden.

In Masaka, wie auch in den anderen Diözesen, ist man dabei, ein Hilfsnetz im Verband mit einer Grundschule aufzubauen. Hier soll den Kindern eine Grundausbildung und mindestens eine Mahlzeit am Tag geboten werden.

Die Gesamtkosten des Projektes Uganda belaufen sich auf rund 217.000 Mark.

INDIEN. Die Initiative der Caritas Antoniana in Indien soll Kindern der Urbevölkerung in den Yelagiri- und den Jawadi-Hügeln zugute kommen. Erstere leben an der Südküste bei Madras, letztere im Hinterland der Riesenstadt. Die Ureinwohner gehören zu den am stärksten ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen in Indien. Die Konfrontation mit der modernen Kultur hat ihren Lebensstil von Grund auf geändert. Die Schwierigkeiten, sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren, haben die Lebensbedingungen dieser Völker noch verschlechtert, sie leben in einer noch größeren Misere als die Unberührbaren, die kastenlosen Inder. Kindersklaven und Prostituierte. Die Last dieser Situation ist bei den Frauen und Kindern: Unter den Frauen gibt es Analphabetenraten von bis zu 95 Prozent, schließlich gehört in ihrem harten Alltag die Schule zu den nebensächlichsten Beschäftigungen. Frauen und Kinder sind keinesfalls nur im Haus beschäftigt, sie werden darüber hinaus von Arbeiten auf dem Feld, im Bergbau in Anspruch genommen, holen Brennholz in den Bergen und kümmern sich um die Tiere. Viele Kinder werden aus ihrer Familie gerissen unter dem Vorwand, sie könnten woanders ein besseres Leben haben - sie enden als Kindersklaven oder als Prostituierte in den Städten.

Diese Lebens- und Arbeitsbedingungen der Eingeborenen-Frauen zu verbessern, ist Ziel eines Projektes, das die Salesianer-Schwestern von Chennai (Tamil Nadu) ins Leben gerufen haben. Ihnen ist es wichtig, bei der Erziehung anzusetzen und zwar nicht nur bei der schulischen. Der Mensch muß umfassend erzogen werden, lernen, seine Würde wieder zu erlangen, Selbstbewußtsein zu entwickeln, auf seine Gesundheit zu achten, sich seiner Rechte bewußt zu werden - alles Voraussetzungen, um einen Beruf erlernen zu können.

Neues Zuhause. Um diese Ziele umsetzen zu können, baten die Schwestern die Caritas Antoniana um Hilfe beim Bau zweier Heime, die 200 Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren ein Zuhause bieten sollen (da die Dörfer zu weit entfernt sind und Kommunikationswege fehlen, könnten sie ansonsten nicht die Schule besuchen). Eines soll in Krupalaya in den Jawadi-Hügeln entstehen, das andere in Mangalam Post in den Yelagiri-Hügeln.
Die Kosten für die zwei Vorhaben belaufen sich voraussichtlich auf 200.000 Mark.

BRASILIEN: Die Stadt der Kinder Maria Immaculata ist unseren Lesern ja schon bekannt, denn die Idee dazu stammt aus Padua. Sie wurde 1961 von Pater Pio Populin, einem Franziskaner-Konventualen der Basilika des hl. Antonius, in Santo André, im Staat São Paulo, gegründet. Am Anfang wurden nur Jungen im Alter von sieben bis 14 Jahren als Internatsschüler in der Stadt akzeptiert. Doch nachdem 1968 das Internat geschlossen worden war, ergab sich die Gelegenheit, sowohl Jungen als auch Mädchen tagsüber aufzunehmen.
Ende der 70er Jahre war die Zahl der kleinen Gäste auf 250 angewachsen, im Alter von zweieinhalb bis sieben Jahren, also in einer Phase, in der sie besonders der Betreuung und Zuwendung bedürfen.

Straßenkinder. In den 80er Jahren wurde aus der Armut in den Favelas von Santo André und São Paulo bittere Not. Die Zahl der Straßenkinder explodierte - Kinder, die sich ohne fremde Hilfe, ohne lesen und schreiben zu können, mit Gewalt durchs Leben schlagen. Oft enden sie im Gefängnis oder kommen gar ums Leben. Diesen jungen Menschen zu helfen, wurde das vorrangigste Ziel der Stadt der Kinder. In der Arbeit mit den Kindern zeigte es sich, daß kaum eine Altersgrenze nach unten oder oben zu ziehen ist. Wenn man das Mindestalter auf zwei Jahre festlegen würde, wären die Neugeborenen von Arbeiterinnen ausgeschlossen, läge das Höchstalter bei sieben Jahren, was würde dann aus den Heranwachsenden werden, die doch besonders der Führung bedürfen. Heute bietet die Stadt der Kinder unter der Leitung von P. Luigi Favaron 395 Kindern und Jugendlichen ein Zuhause: 300 sind bis zu sieben Jahren alt, 95 zwischen sieben und 17 Jahren. Für sie bedeutet die Stadt der Kinder, ein Heim haben, Alphabetisierung und das Erlernen eines Berufes.

Zukunft der Kinderstadt. Die Caritas Antoniana wird auch in Zukunft die Stadt der Kinder unterstützen. Geplant sind die Sanierung eines Teils des Heimes, die Ausstattung für vier Ausbildungskurse in Informatik, Installationstechnik, Nähen und Elektrotechnik. Außerdem übernimmt die Caritas Antoniana für ein Jahr die Gehälter der Erzieher und der Schulungskräfte der Berufskurse. Dafür werden voraussichtlich 242.000 Mark benötigt.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016