Es beginnen die Wunder...

04. Februar 2018 | von

...mit diesem Hinweis geht der Verfasser der Antonius-Biografie Assidua dazu über, nach dem Leben des heiligen Antonius nun sein Wirken in den zahlreichen Wundertaten zu beschreiben. Wir beginnen mit einem Abschnitt über die „Verkrümmten“.

Zum Lob und zur Ehre des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, der glorreichen Jungfrau Maria und des heiligen Antonius und mit dem Ziel, die Verehrung der Gläubigen noch weiter zu fördern, haben wir gedacht, es wäre nützlich, in knapper Form, aber wahrheitsgemäß die Wunder vorzutragen, die in Gegenwart des Papstes Gregor IX. verlesen wurden und wobei das ganze Volk zuhörte.

Ein verschwundener Buckel
Am Tag, als der Körper des seligen Antonius in der Kirche der heiligen Gottesmutter voller Ehre beigesetzt wurde, gelang es einer Frau namens Cunizza, die seit einem Jahr schwer krank war, sich mit Gerätschaften aus Holz, die man Krücken nennt, aufrecht zu halten und sich bis dorthin zu schleppen. Weil sich Körpersäfte angesammelt hatten, hatte sich auf ihrer Schulter ein monströser Buckel gebildet und sie war so erbärmlich buckelig, dass sie ganz und gar nicht gehen konnte ohne die Hilfe der Krücken. Vor dem Grab des seligen Antonius kniete sie für nur kurze Zeit zum Gebet − und da glättete sich die Schulter, der Buckel verschwand und die Frau ging aufrecht nach Hause. Die Krücken ließ sie zurück.

Heilung nach beängstigendem Krampf
Eine andere Frau namens Guilla war seit über acht Jahren, weil das linke Bein ausgetrocknet und die Nerven verkrampft waren, so verkrümmt, dass sie auf keinerlei Weise den Fuß auf den Boden setzen konnte. Wenn sie sich irgendwohin bewegen wollte, schleppte sie sich mit großer Mühe und den Krücken dorthin. Ihr Mann Marcoardo führte sie, auf ein Pferd gesetzt, fürsorglich zur Kirche der heiligen Gottesmutter und setzte sie vor dem Schrein des seligen Antonius ab, damit sie dort ihre Gesundheit wieder erlangen möge. Während die Kranke zum Gebet niedergekniet war, bekam sie plötzlich einen Krampf, so dass sie vor Angst schwitzte und den Schmerz nicht mehr aushalten konnte. Einige Männer brachten sie vor das Portal der Kirche, wo sie sich an der frischen Luft erholen konnte. Nachdem man sie wenig später wieder an das Grab führte, spürte sie, während sie mit geschlossenen Augen betete, plötzlich eine Hand, die ihren Bauch berührte und versuchte, sie aufzurichten. Weil sie herausfinden wollte, wer sie berührt hatte, öffnete die Frau ihre Augen, sah aber niemanden. Da begriff sie, dass das, was sie gespürt hatte, eine göttliche Hilfe war. Sofort richtete sie sich auf, ließ ihre Krücken zurück und ging glücklich gemeinsam mit ihrem Mann nach Hause.

Gesund auf Raten
Seit 20 Jahren hatte Riccarda ausgetrocknete Beine und war so ungeheuerlich verkrümmt, dass ihre Knie, die durch eine schwielige Verbindung aneinander gewachsen waren, an der Brust und die Füße am Gesäß hafteten. Eines Tages kam sie in Gesellschaft anderer Bettler und auf Krücken, die gewissermaßen die Füße ersetzten, an das Grab des seligen Antonius, um von den Vorbeikommenden Almosen zu erbetteln. Während sie, weil die Müdigkeit sie überkam, mit einem leicht zur Erde geneigten Kopf ein wenig döste, hörte sie eine Stimme sagen: „Dank sei Gott, denn sie ist erlöst worden!“ Also öffnete sie die Augen und es lief ein Mädchen vorbei, das gerade noch einen Buckel gehabt hatte, nun aber die Gesundheit aufgrund der Verdienste des heiligen Vaters wieder erlangte und gerade dabei war, nach Hause zu gehen − inmitten einer Menge vieler, die sie begleiteten. Deshalb richtete sich die Frau nun auf, um selbst an das Grab zu gehen, um geheilt zu werden. Und während sie sich dorthin begab, kam ein siebenjähriger Junge, der ihr mit gefalteten Händen vorausging und sie mit folgenden Worten aufforderte, einzutreten: „Komm im Namen des Herrn, damit er auch dich erlöst!“ Sie folgte den Schritten des Jungen, der ihr vorausging, und schleppte sich, so gut sie eben konnte, mit den Krücken bis hin zum Portal der Kirche. Als sie aber an der Schwelle angekommen war, verschwand der Junge. Als sie am Ort des Grabes angekommen war, sammelte sie sich ganz im Gebet. Und während sie betete, traten zwei Gebilde, Eiern ähnlich, aus einer Stelle zwischen Oberschenkel und Becken heraus. Während sie im Innern ein Körpersaft durchströmte, glitten die Gebilde bis zu den Füßen herab, wo sie dann ein Geräusch von sich gaben, das dem Klang des Händeklatschens ähnelte und das viele hörten. Schließlich streckten sich ihre Beine, die über 20 Jahre lang steif wie Holz gewesen waren, und wie sich die Haut dehnte, begann auch das Fleisch auf normale Größe anzuwachsen. Als die Kustoden des Grabes sahen, was sich ereignet hatte, führten sie die Frau eilig aus der Kirche hinaus und verabschiedeten sie, auch wenn sie noch nicht ganz geheilt war. 19 Tage lang ließ sie nicht ab vom Gebet und schleppte sich täglich an denselben Ort, bis sie schließlich am 20. Tag die Krücken zurückließ und nach Hause ging. Als sie sicheren Schrittes die Stadt durchquerte, waren viele Menschen sehr erstaunt.

Antonius hilft... 
Ein Kind mit Namen Alberto, das von Geburt an bis zum 11. Lebensjahr den linken Fuß verdreht hatte, trug den oberen Teil nach unten und die Zehen waren nach hinten gerichtet in Richtung der Ferse des linken Fußes. Beim Versuch, den Fuß geradezubiegen, pflegte sein Vater oft den Fuß an Latten zu binden. Kaum aber, dass der Fuß aus irgendeinem Grund wieder losgemacht wurde, kehrte er sogleich in die gewohnte Fehlstellung zurück. Eines Tages begab sich die Mutter mit ihrem Jungen zum Grabmal des seligen Antonius und irgendwie gelang es ihr, den verkrümmten Fuß in die richtige Stellung zu bringen. Eine Zeit lang verblieb Alberto in dieser Stellung, auch wenn er dabei heftig schwitzte, und wurde dann der Mutter von den Kustoden zurückgegeben. Und er konnte nach Hause zurückkehren, wobei seine Fußsohlen ganz normal zur Erde gerichtet waren.

...besser als die Ärzte
Ein Mädchen namens Agnese hatte seit drei Jahren einen völlig entkräfteten Körper. Sie litt unter Brechreiz, so dass sie darniederlag und austrocknete wie trockenes Holz. Kaum, dass sie Nahrung zu sich nahm, gab sie sie sofort wieder unverdaut von sich. Und die Krankheit war schon so fortgeschritten und der Hals wegen der Trockenheit schon so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass das Mädchen nur mit Mühe in der Lage war, den Speichel oder irgendetwas anderes Weiches zu schlucken. Die Ärzte, die zu ihr kamen, um den ständigen Brechreiz zu behandeln und die ihr den natürlichen Körpersaft nach allen Regeln ihrer Kunst zurückgaben, erreichten nichts. Und weil sie an ihrer Heilung verzweifelten, gingen sie davon. Eines Tages nun wurde sie zur Kirche geführt und dort am Grab des Heiligen zum Gebet niedergelegt. Aber da ihr Körper von fürchterlichen Schmerzen ergriffen wurde, schien sie dabei zu sterben. Nachdem sich die Krise einigermaßen gelegt hatte, rief sie ihre Mutter, die bei ihr war, und erklärte, dass sie sich nun imstande fühle, auch einen ganzen Brotlaib zu verspeisen. Die Mutter nahm ihre Tochter mit und kehrte nach Hause zurück. Und der Körper, der nun ganz normal die Nahrung behielt, gewann seine ursprüngliche Kraft zurück.
 

Zuletzt aktualisiert: 04. Februar 2018
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