Guter Samariter in Auschwitz

28. Mai 2015

Der bekannteste Märtyrer des 20. Jahrhunderts aus dem franziskanischen Orden ist zweifelsohne P. Maximilian Kolbe, der im Konzentrationslager Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Ein ähnliches Schicksal erlitt P. Antonin Jan Eugeniusz Bajewski, der am 13. Juni 1999 zusammen mit 108 anderen polnischen Märtyrern des 2. Weltkriegs von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen wurde. Sein Gedenktag ist auf den 12. Juni festgelegt.






Geboren wird Johannes, so sein Taufname, als einziges Kind seiner Eltern am 17. Januar 1915 in Vilnius, der heutigen Hauptstadt Litauens. Die ersten Schuljahre machen schon deutlich, wie begabt der junge Bursche ist – bald wird er mehrere Sprachen ganz passabel sprechen. Vielleicht sind auch deshalb seine Eltern entschieden gegen seinen Wunsch, Priester zu werden, nachdem er 1933 den Schulabschluss in der Tasche hat. Später schreibt er über diese Zeit: „Mit dem Schulabschluss stand ich vor einem Dilemma: sollte ich in einen Orden eintreten oder Diözesanpriester werden? Da einige meiner Mitschüler im Priesterseminar waren und ich sie oft besuchte, wählte ich diese Option, wenngleich ich mit meinem Herzen eher zum Ordensleben neigte.“ 







Ordensberufung auf Umwegen



Die Berufung zum Ordensleben ließ jedoch nicht nach, und so trat er nach einem Jahr Studium in die Gemeinschaft der Franziskaner-Minoriten ein. Am 1. September 1934 wurde er mit dem Habit eingekleidet und begann als Bruder Antonin das Noviziatsjahr in Niepokalanów. Dort legte er am 2. September 1935 die Einfache Profess ab, um anschließend sein Studium in Krakau fortzusetzen. Drei Jahre später band er sich dort für die ganze Zeit seines Lebens an die Gemeinschaft und wurde am 



1. Mai 1939 zum Priester geweiht. 







Zusammenarbeit mit Maximilian Kolbe



Die erste Versetzung des Neupriesters führte ihn zurück nach Niepokalanów, wo er bald einer der Stellvertreter von P. Maximilian Kolbe wurde. Die Brüder schätzten ihn als einen bedächtigen Priester, der sich durch tiefe Frömmigkeit und eifriges Gebet auszeichnete. Aufgrund schwacher Gesundheit musste er einige Monate in „Lasek“ verbringen, einem Erholungsheim des Klosters von Niepokalanów. Auch bei Kriegsbeginn ist er noch dort – und auch am Schicksalstag, dem 19. September 1939, als die Nationalsozialisten fast alle Brüder aus Niepokalanów deportieren. Später kann er seiner Verhaftung nicht entgehen: Gemeinsam mit P. Maximilian Kolbe wird er am 17. Februar 1941 zunächst in das Gefängnis Pawiak (Warschau) gebracht, wenige Wochen später nach Auschwitz. 







Tod im Vernichtungslager



Im Gefängnis trägt er – zum Missfallen der Wärter – weiterhin seinen Habit und teilt seine Essensration mit noch Schwächeren. Im Vernichtungslager erkrankt P. Antonin an Typhus, was ihn aber nicht daran hindert, sich als „guter Samariter“ um Kranke in Auschwitz zu kümmern. Im Alter von nur 26 Jahren stirbt er am 8. Mai 1941. Seinem Beichtvater, dem ebenfalls inhaftierten, aber KZ-Überlebenden Konrad Szweda trägt er auf: „Sag meinen Brüdern in Niepokalanów, dass ich hier gestorben bin – treu gegenüber Christus und Maria.“





Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016