Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Es sagt nur einen einfachen Satz und doch eröffnet er uns damit den Blick in unendliche Weiten – ein kleines Wunder, das dem heiligen Antonius oft gelingt. In seinen Sermones resümiert er die eigene Weltsicht, indem er schreibt, dass Christus das Zentrum allen ist. Der Platz Jesu ist jeweils die Mitte: im Himmel, im Schoß der Jungfrau, in der Krippe oder auf dem Richtplatz des Kreuzes. Antonius greift diesen, ihm lieben Gedanken immer wieder auf. Christus ist vom Himmel herab gestiegen und hat seine göttliche Größe hinter sich gelassen, um sich in unserer Mitte – armer Pilger wie wir – auf die Pilgerreise zu machen. Auch nach seiner Auferstehung steht er in der Mitte seiner Jünger.

Es existiert ein Zentrum, um das sich das Rad der Menschheitsgeschichte und der gesamte Kosmos drehen: Für jeden Christen ist dieser Dreh- und Angelpunkt Jesus, der Fleisch gewordene Sohn Gottes. Durch ihn gewinnt die offenbar chaotische Flut von Ereignissen, von glücklichen oder dramatischen Begebenheiten, die unsere Welt ausmachen, Bedeutung und Ausrichtung. Nicht nur der heilige Antonius, auch viele andere franziskanische Theologen haben die Worte des Apostels Paulus meditiert, die er an die Kolosser richtete: In Ihm (Christus) wurde alles erschaffen, im Himmel und auf Erden...; alles ist durch ihn und auf ihn geschaffen.

Antonius zeichnet damit keine neue und verstiegene Perspektive, er zeigt uns mit Paulus den Plan Gottes auf und lädt uns ein, ihm dafür freudig zu danken.

Jesus steht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit und unserer Freude, vor allem jetzt, da wir den Höhepunkt des Heiligen Jahres erreicht haben, das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes vor 2000 Jahren. Weihnachten konfrontiert uns unweigerlich mit der Frage, die Christus an seine Jünger gerichtet hat: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?.

Für diese Sendboten-Ausgabe konnte es also gar kein anderes zentrales Thema geben als: Was bedeutet uns die Botschaft, dass Gott als Mensch in diese Welt kam, um unser Bruder und der Gott mit uns zu werden?

Das Unerhörte ereignete sich vor nunmehr 2000 Jahren und erhellt und bewegt noch immer die Geschichte der Menschen. Der Papst befand sich auf seiner Pilgerreise durchs Heilige Land, die ihren Höhepunkt im Besuch Betlehems fand, als er am 22. März die Worte Beda Venerabilis’, eines großen theologischen Gelehrten des 7./8. Jahrhunderts, ins Gedächtnis rief: Heute noch, und jeden Tag bis zum Ende der Zeiten, wird der Herr fortwährend in Nazaret empfangen und in Betlehem geboren. Weiter sagte er: Weil jeder Tag Weihnachten in Betlehem ist, ist jeder Tag Weihnachten in den Herzen der Christen. Und jeden Tag sind wir gerufen, die Botschaft von Betlehem der Welt zu verkünden – die gute Nachricht von ‘einer großen Freude’: Das ewige Wort, ‘Gott von Gott, Licht vom Licht’, ist Fleisch geworden und hat unter uns Wohnung genommen.

Liebe Freunde des Sendboten, zusammen mit meinen Mitbrüdern wünsche ich Ihnen, dass Ihre Häuser von der Freude der Weihnacht erfüllt werden. Wenn wir in Jesu Licht bleiben, können wir auch vertrauensvoll in ein neues Jahrtausend blicken, das sich nun vor uns öffnet. Pace e bene

 

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016