Liebe Freunde!

Als die Brüder in Padua festgelegt hatten, dass das diesjährige Juni-Projekt der Caritas Antoniana die Unterstützung eines Flüchtlingscamps im Libanon sein wird, in dem unsere Brüder arbeiten, haben wir für den deutschsprachigen Sendboten entschieden, den Schwerpunkt in diesem Heft auf das Thema „Flucht“ zu legen. Ehrlicherweise muss ich gestehen: Talkshows zum Thema kann ich kaum noch ansehen und der vielen polemischen Kommentare bin ich längst überdrüssig. Und selbst da, wo jemand einigermaßen gemäßigt fordert, man müsse auch die Sorgen und Ängste der Einheimischen ernst nehmen, schalte ich ab – weil ich zuerst Menschen sehe, die vor dem Krieg fliehen und sich ein sicheres Leben erhoffen. Und wer kann es ihnen verübeln, wenn sie sich auch ein besseres Leben erträumen? Konkrete Menschen brauchen konkrete Hilfe.

Angesichts von geforderten Obergrenzen, wieder eingeführten Grenzkontrollen und Stacheldrahtzäunen fragt sich (hoffentlich) nicht nur Papst Franziskus, was los ist mit diesem Europa, das den Glauben an sich (und an Gott) oft zu verloren haben scheint. In seiner Rede anlässlich der Verleihung des Aachener Karlspreises forderte er, „Brücken zu bauen und Mauern einzureißen“. „Ich träume von einem Europa“, so fuhr er fort, „das dem Armen brüderlich beisteht und ebenso dem, der kommt und Aufnahme sucht, weil er nichts mehr hat und Hilfe braucht.“ Und der Traum des Franziskus geht weit über die Flüchtlingskrise hinaus – es lohnt sich, die Rede einmal ausführlich nachzulesen. Wie so oft bei diesem Papst fühle ich mich zu einer Gewissenserforschung angeregt, wie ernst ich mein Christsein lebe.

Ich bin freilich auch Realist genug, zu wissen, dass ich selbst weit zurückbleibe, dass nicht jeder Leser meine Meinung teilen wird und dass gerade die Politik sich nicht vom Einzelschicksal emotional beeinflussen lassen darf – ebenso wenig wie von punktuellen Stimmungsbarometern. Im Heft geht es uns darum, Perspektiven aufzuzeigen und Mutmachendes darzustellen. Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir etwas bewegen. Herzlich darf ich um Ihre großzügige Unterstützung unseres Caritas-Projekts bitten.

Vergelt‘s Gott! Ein gesegnetes Fest des heiligen Antonius wünscht Ihr

Br. Andreas 

 

Zuletzt aktualisiert: 11. Oktober 2016
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