Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Vor der Basilika des heiligen Antonius kann man immer wieder die Erfahrung machen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die ihren Horizont ständig bis hin zu weltumfassenden Dimensionen ausdehnt. Hier kreuzen sich die Wege von Menschen verschiedenster Provenienz, und es entsteht gleichsam ein Flechtwerk aus vielen bunten Fäden, aus persönlichen und kollektiven Geschichten weit voneinander entfernt beheimateter Völker. Touristen aus den Vereinigten Staaten oder aus Japan, Pilger aus Polen oder Mexiko, Gläubige oder Arbeiter, die aus den Philippinen oder aus Japan emigriert sind – sie alle wandeln gerne im Schatten des Santo...

Am Festtag des 13. Juni findet dieses multiethnische Zusammentreffen seinen ganz besonderen Ausdruck in einem festlichen Nebeneinander von Stimmen und Farben, aus dem die traditionellen Kostüme der afrikanischen Pilger hervorstechen. Bilder, wie wir sie ähnlich auch an anderen berühmten Wallfahrtsorten sehen können.

Inzwischen keine außergewöhnliche Erfahrung mehr, denn in den Schulen und Fabriken können wir täglich unmittelbar erleben, wie sich die Völker begegnen und vermischen. Ein Prozess, der Probleme der gegenseitigen Anpassung aufwirft und bisweilen zu Spannungen und gewaltsamer Ablehnung führt, der aber auch Offenheit und großzügige Akzeptanz des anderen gebiert. In dieser Situation findet sich auch die christliche Gemeinschaft. Sie ist gefordert, ihre katholisch-universale Berufung, die ihr von Anfang an in ihrem genetischen Code mitgegeben wurde, neu auszulegen. Zu diesem Komplex können sie im aktuellen Thema des Monats weitere interessante Informationen und Denkanstöße finden.

Auch wenn wir von den entscheidenden Zentren von Wirtschaft und Politik weit entfernt sind, können wir unsere Augen nicht verschließen angesichts überwältigender Probleme und Leiden, die mit dem Globalisierungsprozess einhergehen. Ende September gab es in Prag Proteste, deren Gewaltsamkeit verdammt werden muss, die in ihren Motiven aber verständlich sind: Die Menschen reagierten auf ein ökonomisches System das, ohne sich an Regeln halten zu müssen, die Ärmsten ausbeutet und erniedrigt. Das ökonomische Wachstum der reichsten Nationen erinnert bisweilen an den vernichtenden Lauf von Elefanten, die sich nicht darum scheren, dass sie auf ihrem Weg Insekten und anderes Kleingetier zermalmen.

Diese neuen ökonomischen und sozialen Entwicklungen können aber auch Positives anstoßen. Wenn sie von klugen Männern gelenkt werden, die auf das Gemeinwohl achten, können sie wertvolle Chancen des humanitären Wachstums bieten, zu einer gegenseitigen Bereicherung vor allem in moralischer und kultureller Hinsicht werden.

Liebe Freunde des Sendboten, unsere Antonianische Familie bemüht sich, ihren kleinen, aber konkreten Beitrag zu diesem Wachstum der Menschlichkeit zu leisten. Im Namen des heiligen Antonius – dem Heiligen der ganzen Welt – versuchen wir Freundschaften zu knüpfen, die alte Barrieren überwinden, versuchen wir mit der Kraft des Gebetes und Initiativen der Nächstenliebe ein wenig Freude und Hoffnung dorthin zu tragen, wo Menschen am stärksten unter Benachteiligung und Hoffnungslosigkeit zu leiden haben. Dazu regt uns der heilige Geist an, doch wir spüren auch die Unterstützung durch die himmlische Kirche der Heiligen und unserer Verstorbenen, derer wir besonders in diesem Monat gedenken. Den Freunden, die erst vor kurzem unter Schmerzen von einem geliebten Menschen Abschied nehmen mussten, möchte ich im Namen der gesamten Antoniusfamilie an unsere liebevolle Nähe erinnern und sie des Gedenkens im Gebet versichern.

Ihnen allen wünsche ich zusammen mit den Brüdern der Basilika Friede und Heil.

 

 

 

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016