Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist mit uns am Abend und am Morgen / Und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Diese Verse Dietrich Bonhoeffers bewegendes Zeugnis des Vertrauens in Gottes Nähe – wurden mir zum vorigen Weihnachtsfest auf einer Grußkarte zugesandt.
Unser Weg wird begleitet und beschützt durch die Gnade Gottes – jeden Tag erfahren wir sie aufs Neue, indem wir seine Güte „atmen. In dieser Gewissheit leben alle Christen. Die guten Mächte, die uns beistehen, sind keine vagen Phantasieprodukte wie die fadenscheinigen Engelsfiguren des New Age. Sie sind Äußerung des Vaters, wie er uns von seinem Sohn Jesus offenbart wurde, eines Vaters, der dem reumütigen Sohn entgegengeht, um ihn in seine Arme zu schließen. Die guten Mächte stehen auch für den auferstandenen Christus, der bei uns bleibt bis zum Ende der Zeiten, sie sind Ausdruck für die Muttergottes, unsere Schwester, für unsere Schutzengel, für Heilige und liebe Angehörige, die im Glauben an den Herren entschlafen sind.
Natürlich ist auch die andere, dunkle Seite der Welt präsent. Wir kennen die negativen Tendenzen in uns selbst, die Mächte des Bösen und die Verwicklungen, die sie mit sich bringen – in der Gesellschaft äußern sie sich täglich in Form von Gewalt, Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Terrorismus...
Im Verborgenen wirkt das Prinzip der Welt, Gegner der Glaubenden: der Teufel (das Böse???). Doch Jesus hat das Böse und den Tod besiegt und lässt auch uns in den Sakramenten an seinem Sieg teilhaben. In dieser Gewissheit können wir unseren Weg fortsetzen.
Liebe Leserinnen und Leser des Sendboten, zu dieser Fastenzeit möchte ich Sie einladen, Ihr Herz auf die persönliche und freudvolle Begegnung mit dem auferstandenen Christus an Ostern vorzubereiten: Er wird uns Vertrauen und Kraft schenken.
Im aktuellen „Thema des Monats, das unsere neue Autorin Michaela Limbach kompetent und klar präsentiert, eröffnet sich uns ein anderer Weg, auf dem wir uns Christus, dem Zentrum unseres Glaubens, wieder nähern können.
Der Tempel, in dem wir heute Gott erfahren dürfen, ist sein Leib - nach der Zerstörung durch Passion und Tod wiederhergestellt durch die Auferstehung, gegenwärtig in gewandelter Form.
Die antiken Basiliken, die Kathedralen und die modernen Kirchen haben natürlich auch ihre Funktion: Sie können die Begegnung in der Gemeinde mit dem Glanz der Kunst erhellen, das persönliche Gebet und die Liturgie unterstützen, bisweilen auch stören. Wie Michaela Limbach aufweist, werfen die neuen Lösungen im Kirchenraum – durch Neubau oder Umgestaltung – viele Fragen auf. Nicht immer sind sie überzeugend. Um ihren Wert ganz erfassen zu können, sollten wir versuchen, die ihnen innewohnende theologische Idee zu begreifen und uns über Kultur und Umfeld – gewissermaßen ihren Nährboden – Gedanken zu machen.
Was mir bei all diesen Betrachtungen am wichtigsten erscheint ist, dass der Christus des Evangeliums das Zentrum der Kirchen bleiben muss. Denn der Sohn Gottes wollte Mensch - und damit sichtbar und greifbar - werden, gegenwärtig in der Eucharistie und seinem Heiligen Geist. Mit ihm vereinigt leben wir im allumfassenden „Raum der göttlichen Liebe, denn in Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir (Apostelgeschichte 17,28).
Ich wünsche Ihnen, zusammen mit den Brüdern der Basilika des heiligen Antonius, eine fruchtbare Fastenzeit und heilige Ostertage.

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016