Liebe Freunde

01. Januar 1900 | von

Liebe Freunde!

Der 13. Juni ist das Fest, zu dem sich in Gedanken alle Verehrer des heiligen Antonius um ihren heiligen Freund scharen – und Tausende von ihnen machen sich auf, um nach Padua zu pilgern. In der Basilika des Heiligen feiern wir außerdem – das dürfte vielen unserer treuen Sendbotenleser bekannt sein - einen anderen Festtag im Februar. Er ist zwar weniger wichtig, aber dennoch reich an Bedeutung. Die offizielle Bezeichnung dieses Festes, das im liturgischen Kalender auf den 15. Feburar fällt, ist “Translation” (Übertragung des Leibes), im Volksmund wird es “Fest der Zunge des heiligen Antonius” genannt. Um den Gläubigen die Teilnahme an den Feierlichkeiten zu erleichtern, werden sie inzwischen auf den nächstliegenden Sonntag gelegt, in diesem Jahr ist das der 16. Februar.
Das außergewöhnliche Ereignis, das diesem Festtag zugrunde liegt, geschah am 8. April 1263. Der Bau der ersten Kirche zu Ehren des Heiligen war gerade vollendet worden. Er war noch in bescheidenen Ausmaßen gehalten und von der franziskanischen  Einfachheit geprägt. In diese Kirche wurden die sterblichen Überreste des Antonius im Beisein des Generalministers des franziskanischen Ordens, Bonaventura da Bagnoregio, überführt. Dabei stellte man unter Staunen und Aufregung der anwesenden Menge fest, dass zwischen den Knochen und den anderen Überresten des Körpers des Santo die Zunge unverwest geblieben war, intakt wie die eines Lebenden - und das 32 Jahre nach dem Tod ihres Trägers.
Eine der ältesten Biografien des Heiligen, die Raymundina, die 1292 von Bruder Petrus Raymundi verfasst wurde, berichtet von der Episode. Auch wenn der Autor nicht persönlich der Translatio beiwohnte, so beruft er sich doch auf Augenzeugenberichte. Er überliefert uns die Worte des heiligen Bonaventura:  

“O gebenedeite Zunge, die du immer Gott gelobt und die Menschen zum Lobe Gottes ermahnt hast, jetzt sehen wir, wie kostbar du vor Gott bist”. O Lingua benedicta, quae Dominum semper benedixisti… - dieser Ausruf wurde zur klassischen Invokation des heiligen Antonius. Die unverweste Zunge war ein unerwartetes Zeichen, das die besondere Gabe und Hingabe des Heiligen  unterstrich: die Predigt von Gottes Wort.

Wie Johannes der Täufer war Antonius eine Stimme, die das Wort Christi mit seinem ganzen Geist und all seinen Kräften verkündet hat. Durch das Wunder der unversehrten Zunge wollte Antonius nicht seine eigene Person hervorheben – darauf hat er auch während seines Lebens verzichtet -, sondern den Herrn loben und preisen.
Bruder Bonaventura ordnete damals an, die Zunge gesondert in einem Reliquiar aufzubewahren. Sie befindet sich heute in der zentralen Nische der Reliquienkapelle, in einem künstlerisch wertvollen und kostbaren Reliquiar, das 1453 von Giuliano da Firenze, einem Schüler Ghibertis, geschaffen wurde. Dort können wir die Zunge des Heiligen verehren. Sie erinnert uns Brüder und Gläubige auch heute daran, dass wir das Evangelium lieben und weitergeben sollen.
Auch durch die vielen gedruckten Worte, die durch die Zeitschriften der Basilika in die Welt getragen werden, wollen wir die “Worte des Lebens”, die uns das Evangelium Jesu schenkt, verbreiten und Ihnen, liebe Freunde und Leser des Sendboten, Kraft und Hoffnung schenken.
Der Herr vermag auch heute Wunder zu wirken und ist besonders den Einsamen und Kranken nahe. Meine Mitbrüder der Basilika und ich gedenken Ihrer im Gebet und wünschen Ihnen “Pace e bene!”

 Ihr

 p. Sergio       

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016