Nicht ohne Oma und Opa

Viele Eltern sind heute darauf angewiesen, dass sich die Großeltern zumindest zeitweise um die Enkelkinder kümmern. Solange sie sich nicht ausgenützt fühlen, kann diese Tatsache zu einer allseitigen Bereicherung führen.
25. März 2016 | von

Sätze, die ein Kind wohl regelmäßig hört: „Opa holt dich heute vom Kindergarten ab“, „Oma ist zuhause, wenn du aus der Schule kommst“, „Opa fährt dich heute Nachmittag zum Sport“, „Oma hilft dir nachher bei den Hausarbeiten“ oder „Heute dürft ihr bei Oma und Opa übernachten“.

Großeltern machen ihrem Namen alle Ehre: Sie kommen „groß“ heraus, wenn die Enkel noch klein sind. Und sie leisten Großartiges – auch noch später, wenn die Enkel schon größer sind. Ohne sie geht heute in vielen Familien so gut wie nichts mehr. Sie spielen eine wichtige, womöglich sogar eine entscheidende Rolle, wenn es bei den jungen Eltern um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Noch immer wird in den meisten Betrieben und Behörden zu wenig Rücksicht auf familiäre Verpflichtungen genommen. Teambesprechungen, Terminabsprachen, Fortbildungen und nicht zuletzt Überstunden richten sich höchst selten nach den Öffnungszeiten der Kitas und Schulen. Die Arbeitswelt verlangt auch von Eltern flexiblen Einsatz. Da geraten Familien bei einer Erkrankung der Kinder in „große Nöte“.

Wenn die Großeltern nicht wären...

Rettung vom Staat ist da nicht in Sicht, trotz Elterngeld und Ausbau institutioneller Kinderbetreuung. Das reicht oft vorne und hinten nicht. Rettungsanker ist dann, wie so oft, die eigene Familie. Auf die Großeltern kann man zählen, so sie nicht allzu weit entfernt wohnen. Als stabile Bezugspersonen sind sie eine feste Größe: vertraut, verlässlich, präsent – und meist auch noch flexibel. Großeltern kennen keine Öffnungszeiten. In Notfällen sind sie rund um die Uhr erreichbar, sozusagen als „schnelle Eingreiftruppe“!

Großeltern haben europaweit einen festen Platz in der Betreuung ihrer Enkelkinder. Nahezu jeder zweite Opa und fast 60 Prozent der Omas kümmern sich regelmäßig um den Nachwuchs – in südlichen Ländern mehr als in den nördlichen mit deren ausgebautem System öffentlicher Kinderbetreuung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Omas, und neuerdings auffallend viele Opas, kümmern sich liebevoll um ihre Enkelkinder. Die Zeit, die ihnen heute nach der Pensionierung in ausreichendem Maße bleibt, wollen sie gerne zum Wohle der Kinder und Enkelkinder einsetzen. Meist sind es begrenzte Einsätze: ein- bis zweimal die Woche oder einige Stunden am Wochenende. Alles in allem überschaubar und meist langfristig auch planbar. Was darüber hinausgeht, lässt die Frage der Zumutbarkeit aufkommen. Großeltern wollen nützlich sein, aber sich nicht ausgenutzt fühlen. Schließlich sind sie meist noch jünger, gesünder, aktiver als die Generation zuvor. Und sie unternehmen noch viel, gönnen sich weite Reisen und holen vieles nach, was ihnen früher verwehrt war. Von wegen „alte Oma“, „alter Opa“!

 

Die Zeiten ändern sich

 

 

Für die Mütter der Mütter war es zu ihrer Zeit noch ganz selbstverständlich, spätestens mit der Geburt des ersten Kindes zuhause zu bleiben. Sie kannten nur selten eine Alternative! Für sie war häusliche Präsenz wichtiger als alles andere. Sie wollten für die Kinder ganz da sein, immerzu ansprechbar.

 

Als Großmütter finden sie es heute völlig in Ordnung, wenn ihre (Schwieger-)Töchter möglichst bald wieder erwerbstätig sein wollen. Die Zeiten ändern sich eben, sagen sie. Und manchmal fügen sie leise hinzu, dass auch sie eigentlich gerne wieder in ihren Beruf zurückgekehrt wären. Heute, in Zeiten höchster Unsicherheit und Ungewissheit, brauchen die Töchter ihrer Meinung nach auch ein gewisses Maß an Unabhängigkeit. Man weiß ja nie, wie sich alles entwickelt...

 

Letztlich geht es doch darum, dass jede Familie ganz individuell ihre Entscheidung treffen muss. Die dann auch möglichst allen – Kindern, Eltern und Großeltern – in ihren jeweiligen Bedürfnissen und Erwartungen annähernd gerecht werden muss. Und diese Entscheidung kann von Familie zu Familie völlig unterschiedlich ausfallen. Da muss dann kein „Glaubenskrieg“ entstehen, der die einen als „Rabenmütter“ und die anderen als „Glucken“ diffamiert. Mit den eigenen Eltern haben die jungen Eltern das große Los im „Betreuungslotto“ gezogen. Kaum eine Lösung kann besser sein als die mit Oma und Opa...

 

Die zweite Chance

 

 

„Alles, was ich früher bei meinen Kindern versäumt habe, kann ich nun bei meinen Enkelkindern nachholen“, so oder ähnlich denken, sagen und handeln neuerdings so manche Großväter. Sie standen zu ihrer Väterzeit noch unter tradi-tionellen Vorzeichen: „Kinderkram“ ist Frauensache, glaubte man damals. Und heute? Da wechseln sie bereitwillig die Windeln, geben gekonnt das Fläschchen, wiegen die Enkel hingebungsvoll in den Schlaf, krabbeln freudig erregt über den Teppich und scheuen sich nicht einmal davor, sich draußen in aller Öffentlichkeit mit dem Kinderwagen sehen zu lassen. Was für ein Traditionsbruch – und das alles innerhalb einer Generation! „Großeltern sind Eltern, die vom lieben Gott eine zweite Chance bekommen“, so lautet wohl zurecht eine holländische Volksweisheit.

Kindermund

„Meine Oma ist alt an der Außenseite, aber jung im Innern.“ (Paul, 9 Jahre)
„Mein Opa sagt immer ‚Ja‘, wenn ich etwas möchte. Er ist nämlich schwerhörig.“ (Karla, 10 Jahre)
„Meine Oma ist so dick, weil sie voll von Liebe ist.“ (Anna, 8 Jahre)
„Mein Großvater tut immer so, als ob er nicht merkt, wenn wir im Garten seine Erdbeeren klauen.“ (Florian, 7 Jahre)
 „Am schönsten sind die Kissenschlachten mit meinem Opa. Wenn er nicht da wäre, müsste ich die Kissen gegen die leere Wand schmeißen.“ (Felix, 11 Jahre)

 

Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2016
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