Philosoph, Mathematiker, Physiker und Astronom

31. Januar 2014 | von

Mit 21 Jahren gelang ihm durch die Konstruktion einer hydrostatischen Waage die Bestimmung des spezifischen Gewichtes. Er entwickelte ein Thermometer, studierte die Fallgesetze und fertigte einen Rechenschieber. Der Name Galileo Galilei fällt immer bei polemischen Diskussionen über die verbohrte Rückständigkeit kirchlicher Ansichten zu naturwissenschaftlichen Fragen.



Vor 450 Jahren, am 15. Februar 1564, wurde Galileo Galilei in Pisa geboren. Sein Vater Vincenzio, ein Stoffhändler, war auch als Musikwissenschaftler am toskanischen Fürstenhof tätig. So kam Galileo Galilei bereits in jungen Jahren in Kontakt mit den intellektuellen Kreisen des Medici-Hofes.



PISA, FLORENZ, PADUA

Als Jugendlicher lebte er einige Jahre im renommierten Benediktinerkloster von Vallombrosa bei Florenz. Der Vater holte ihn 1580 aus dem Kloster und schickte ihn zum Medizinstudium nach Pisa. Doch nach vier Jahren brach Galileo das Studium ab und ging nach Florenz zurück. Bei einem Privatgelehrten studierte er Mathematik und machte in den gebildeten Kreisen von Florenz durch Vorträge auf sich aufmerksam. 1589 wurde Galilei Lektor für Mathematik an der Universität Pisa.

Drei Jahre später, 1592, Galileo war 28 Jahre alt, wurde er auf den Lehrstuhl für Mathematik in Padua berufen. Zwei Vorteile ergaben sich für Galilei aus diesem Wechsel: Zum einen wurde er deutlich besser bezahlt als in Pisa, zum anderen bot die unabhängige Republik Venedig, zu der Padua gehörte, ihren Gelehrten eine größere Gedankenfreiheit.



MATHEMATIKER UND NATURWISSENSCHAFTLER

In Padua gebar ihm seine Lebensgefährtin Marina Gamba drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Vermutlich war Galileo kein Familienmensch, denn als er 1610 von Padua nach Florenz umzog, um am toskanischen Fürstenhof Hofmathematiker zu werden, ließ er seinen Sohn bei seiner Lebensgefährtin in Padua und brachte seine Töchter in einem Kloster unter.

Von Florenz aus unternahm er viele Reisen nach Rom, zunächst um für seine Entdeckungen zu werben, später um sich ihretwegen vor der Inquisition zu verteidigen. Galileo Galilei inter-essierte sich stark für die Anwendungen der Mathematik. So entwickelte er in Padua einen „geometrischen und militärischen Zirkel“, den Vorläufer eines Rechenschiebers. Im Jahr 1609 fertigte Galilei ein eigenes Fernrohr. Mit diesem betrachtete er die Sterne und machte sensationelle Entdeckungen: die vier größten Monde des Jupiter, die Milchstraße als Sammlung von Fixsternen, die unregelmäßige Oberfläche des Mondes mit Bergen und Tälern. In seiner Schrift „Sternenbote“ von 1610 veröffentlichte er diese Beobachtungen. Mit seinen Erkenntnissen widerlegte er die Grundaussagen der aristotelischen Kosmologie, welche die Kirche vertrat.



KOPERNIKUS KONTRA PTOLEMÄUS

In seinen letzten Lebensjahren, als er schon am Erblinden war, konnte er mit Hilfe von Schülern ein weiteres Werk vollenden, das 1638 in Holland erschien. Es trug den Titel „Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend“. Die Untersuchung der Ortsbewegung, heute Kinematik genannt, war „Galileis Hauptbeitrag zur Physik und Grundlage der von Newton formulierten klassischen Mechanik“ (Brockhaus GdW II 644). Durch seine stringente Art des Denkens begründete er zudem eine neue Methodologie der Naturwissenschaften.

Seit seinen astronomischen Entdeckungen von 1610 wurde Galilei in den Konflikt um die Lehre des Kopernikus hineingezogen. Dieser hatte in seinem Todesjahr 1543 sein neues kosmologisches Weltbild veröffentlicht, in dem die Sonne unbeweglich im Zentrum stand (Heliozentrismus). Dies widersprach dem von der Kirche vertretenen ptolemäischen Weltbild, dass die Erde unbeweglich das Zentrum bildete (Geozentrismus). Die Befürworter der ptolemäischen Weltsicht stützten sich in ihrer Argumentation auf die Bibel (z.B. Josua 10,13: „Und die Sonne blieb stehen und der Mond stand still, bis ...“). So schaltete sich die Inquisition ein und verurteilte 1616 die zentralen Sätze des Kopernikus. Galilei wurde von Kardinal Bellarmin am 26. Februar 1616 ermahnt, die kopernikanische Lehre weder zu verteidigen noch zu übernehmen.

Galilei setzte seine astronomischen Studien fort und geriet bald in einen neuen Streit mit dem Jesuiten Orazio Grassi über die Kometen. 1623 veröffentlichte er seine Schrift „Prüfer mit der Goldwaage“. Galilei vermochte mit viel Esprit zu schreiben, doch zog er dabei auch die Ansichten seiner Gegner ins Lächerliche. Dadurch verlor er viele Unterstützer, z.B. auch Papst Urban VIII., der sich ihm als Kardinal Maffeo Barberini sehr gewogen gezeigt hatte. Denn auch im „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme“ (das ptolemäische und das kopernikanische) von 1632 wahrte Galilei nicht die von ihm geforderte Unparteilichkeit, sondern machte den Aristoteliker Simplicio ständig lächerlich. So wurde er 1633 vor der Inquisition in Rom verklagt.



SPÄTE REHABILITATION

Nachdem Galilei sich schuldig erklärt hatte, wurde er am 22. Juni 1633 zu lebenslanger Haft verurteilt, die jedoch bald in Hausarrest umgewandelt wurde. Er verbrachte diese Zeit mit weiteren Forschungen auf seinem Landsitz in Arcetri bei Florenz, wo er am 8. Januar 1642 starb.

Johannes Paul II. rehabilitierte den verurteilten Forscher 1992 vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften: „Merkwürdigerweise zeigte sich Galilei als aufrichtig Glaubender in diesem Punkte (des Verhältnisses von Naturwissenschaft und Bibel) weitsichtiger als seine theologischen Gegner.“



Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016