Santo subito!

27. November 2017 | von

Der nächste Abschnitt unserer Antonius-Biografie beginnt etwas rätselhaft – steigert sich dann aber in den Wunsch aller auf eine baldige Heiligsprechung des heiligen Antonius nahezu hinein. Mit großen Schritten geht man dem Ziel entgegen.

Der Glaube der Kirche wird gerühmt, die größte Armut wird gelobt und die aufrichtige Demut geehrt. Die Bosheit, die blinde Mutter der Abtrünnigkeit, erscheint beschämt, und der schimpfende Verstand verfault wegen des ketzerischen Schmutzes wie ein ausgezehrter Kranker. Die elende Gottlosigkeit gerät in Verwirrung und der Nebel des Unglaubens löst sich durch den Glanz der Wunder wie beim Aufgehen eines neuen Lichtes.
Genau dieses verkündet die Versammlung des Klerus und dasselbe ruft das gläubige Volk aus. Alle fordern sie mit allen Mitteln, mit einer Stimme und vom selben Wunsch beseelt, Abgeordnete an die Kurie zu schicken, die dort um die Heiligsprechung des seligen Antonius bitten sollten. Man organisiert eine feierliche Versammlung des Klerus und des Volkes, um die Sache zu besprechen. Einstimmig kommt man darin überein, den gemeinsamen Wunsch der großen Versammlung zu erfüllen. 

Herzlicher Empfang in Rom
Was gibt es dazu noch mehr zu sagen? Es schreibt der Bischof zusammen mit dem Klerus und der Bürgermeister gemeinsam mit den Adeligen und dem Volk. Und es war noch kein Monat seit dem Tod des Heiligen vergangen, da schickte man schon Abgesandte zum Apostolischen Stuhl, die wegen ihrer Rechtschaffenheit einflussreich und wegen ihres Standes respektiert waren.
Schon nach wenigen Tagen trat die Gesandtschaft vor den Papst. Und nachdem sie eifrigst den Grund ihres Kommens erläutert hatten, wurden sie herzlich vom Herrn Papst Gregor IX. und allen in der Kurie anwesenden wichtigen Persönlichkeiten empfangen. Freilich waren viele von ihnen wegen des plötzlichen Ruhmes des Gottesmannes und des unvorhergesehenen Auftretens so großer Wunder nicht wenig erstaunt. Nachdem das heilige Kollegium der Kardinäle zusammengerufen war, hielt man eine feierliche Versammlung ab, um das von den Paduaner Abgesandten vorgebrachte Anliegen zu besprechen. Mit dem Einverständnis aller vertraute der Papst die Untersuchung der Wunder dem ehrwürdigen Bischof von Padua, sowie dem Oberen der Abtei des heiligen Benedikt und dem der Dominikaner an. 

Genaue Untersuchung
Aus allen Orten eilen sodann ordentliche Scharen beiderlei Geschlechts nach Padua, um dort wahrheitsgemäß Zeugnis davon zu geben, dass sie von verschiedensten Unglücken wegen der glorreichen Verdienste des seligen Antonius befreit wurden. So sieht man auf allen Seiten die Wundertaten in großer Zahl leuchten. Man hört Aussagen, die durch Schwüre bekräftigt sind, und beginnt, die bestätigten Wunder aufzuschreiben, nachdem sich immer mehr Zeugnisse bewahrheiten ließen. Schließlich werden auch, um den Glauben und die Wunder noch kräftiger zu bestätigen, sorgfältige Untersuchungen zum Zustand der Personen und der Tatbestände durchgeführt. Man notiert genau Zeiten und Orte dessen, was man gehört und gesehen hat und ob es noch andere Umstände gibt, die man dem Zeugnis hinzufügen müsste.

Mittelalterlicher Lobbyismus
Als die Prüfung der Wunder sorgfältig abgeschlossen ist, besteht das gläubige Volk Paduas weiter mit hingebungsvoller Beflissenheit auf seinem Anliegen. Und nachdem eine zweite und dritte Gesandtschaft geschickt worden ist, sucht das Volk nun weitere vertrauenswürdige Vertreter, um sie zum Apostolischen Stuhl zu schicken. Und in der Tat: Um den Papst in seinen Überlegungen und die Kardinäle in ihrer Wachsamkeit angemessen über die Wahrhaftigkeit des Anliegens und die würdige Verehrung zu unterrichten, schickt der ehrwürdige Bischof von Padua zusammen mit dem Prior der Abtei Santa Maria di Montecroce die angesehensten Kanoniker seiner Kirche an die Kurie. Der Bürgermeister seinerseits schickt Adelige und Mächtige, Grafen und Ritter zusammen mit einer großen Anzahl von angesehenen Bürgern und Leuten aus dem Volk. Mit demselben Ziel schreibt die Vereinigung der Lehrer und Schüler einen glaubwürdigen Brief. Auch die Versammlung der Schriftsteller, die man nicht so einfach ablehnen kann, schickt eine Mitteilung, in der sie Zeugnis ablegt von dem, was sie gesehen und gehört hat. 

Mit großen Schritten zur Kanonisation
Was alle diese Dinge betrifft, schreiben auch die ehrwürdigen Kardinäle, die sich dank göttlicher Fügung zu jener Zeit dort befanden, entsprechende Briefe. Zu jener Zeit waren Oddo di Monferrato und Jacopo, gewählter Bischof von Palestrina, als päpstliche Legaten eingesetzt, um Frieden zwischen einigen Städten in der Lombardei und den Marken auszuhandeln. Diese hatten sich während ihrer Mission in Padua aufgehalten und mit eigenen Augen und unbestreitbarer Wahrheit die von Gott gewirkten Wunder selbst gesehen. Nun traten sie selbst als Zeugen der Wahrheit auf und bekräftigten die Glaubwürdigkeit der Wunder durch einen unterstützenden Brief.
Mit all diesen Briefen im Gepäck begeben sich die Abgesandten in aller Eile zur Kurie und werden vom Papst und seinem ganzen Hof − auch dank der Unterstützung durch aussagekräftige Dokumente, die sie vorlegen können − mit großem Wohlwollen empfangen. Wozu viele Worte machen? Wiederum hält man eine Versammlung ab und spricht sich in Anwesenheit des Papstes und der Kardinäle zugunsten der Heiligsprechung des seligen Antonius aus. Schließlich, nachdem das Konsistorium zusammengerufen ist, vertraut man dem Herrn Giovanni, Bischof von Sabina, die allgemeine Überprüfung der Wunder und ihre Anerkennung an. Er nahm sich des ihm übertragenen Auftrags nicht mit Trägheit an, sondern brachte die Sache vielmehr prompt voran und führte die Prüfung und Anerkennung der Wunder in einer für alle unerwartet kurzen Zeitspanne zu Ende.

Zuletzt aktualisiert: 06. Dezember 2017
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