Alles hat ein Ende

09. September 2018 | von

Über längere Zeit haben wir uns vom Autor der Assidua das Leben des heiligen Antonius schildern lassen. Mit dieser Folge kommt die berühmteste Antonius-Biografie nun an ihr Ende.

Eines Tages stieg eine Gruppe von Männern und Frauen, etwa 26 an der Zahl, in ein Schiff bei S. Ilario, das nach Venedig fahren sollte. Sie bewegten sich rudernd vorwärts und erreichten zur Stunde der Komplet die Stelle in der Lagune, die nicht mehr weit von der Kirche S. Giorgio in Alga entfernt ist. Dort suchten sie Unterschlupf, denn ein schlimmer Sturm war ausgebrochen. Als der Sturm aber immer heftiger tobte, wurden sie in völlig unbekannte Gegenden abgetrieben.

Gelübde – und Rettung!
Nur mit Mühe konnte einer noch den anderen sehen, während sich von oben Wind und Regen über sie ergossen. Weil sie nicht mehr daran glaubten, gerettet zu werden, wünschten sie sich, der drohende Tod möge sich beeilen, um ihnen ihre Todesangst zu nehmen. Alle weinten, und während ihrer Rufe und Schreie wurde das Getöse des Sturms noch heftiger. Nachdem sie gebeichtet und von einem Priester, der unter ihnen war, die Absolution empfangen hatten, fingen sie an, den seligen Antonius um seine Fürsprache zu bitten und verpflichteten sich selbst durch verschiedene Gelübde. Einige versprachen, ein Schiff aus Wachs zu spenden, andere verpflichteten sich, das Grabmal des heiligen Vaters mit einem Kranz von Kerzen zu schmücken.
Kaum, dass sie ihre Gelübde ausgesprochen hatten, legte sich der Sturm um sie herum. Da aber eine tiefe Finsternis war, gelang es niemandem, herauszufinden, wo sie waren und wohin sie trieben. Und siehe da: Ein Licht, das von dem Boot ausging, auf dem sie sich befanden, leuchtete den Seefahrern, die vor Freude weinten. Weil das Licht sich gleichsam als Führer anbot, erreichten sie sicher S. Marco Piccolo, einen Ort, der eine Meile von Venedig entfernt ist. Dort angekommen, weil sie wegen der Verdienste des heiligen Antonius der Hand des Todes entrissen waren, verschwand sogleich das Licht, das ihnen auf der Reise Führer war. Und nachdem es sie an einen sicheren Ort gebracht hatte, verbargen sich seine Strahlen. Sie erzählten, dass sie es beim Rudern auch mit aller Kraft nicht schafften − während das vor ihnen leuchtende Licht das beruhigte Meer durchpflügte − die Fahrt des Schiffes zu bremsen, bis sie nicht im ersehnten Hafen landeten, wohin sie dieses Licht geführt hatte.

Und sogar die Ungläubigen... 
Guidotto, ein Geistlicher aus Anguilara, hielt sich eines Tages in einem Zimmer des Herrn Bischof von Padua auf, spottete hinter vorgehaltener Hand über die Zeugen, die ihre Aussagen über die Wunder des seligen Antonius machten. In der folgenden Nacht begann er, am ganzen Körper von einem fürchterlichen Schmerz gequält zu werden, so dass er ohne Zweifel daraus schloss, dass er kurz vor dem Gericht des Todes stand. 
Zu Recht glaubte er, des Erbarmens nicht würdig zu sein, und bat deshalb seine Mutter, dass sie in ihrem Glauben ein Gelübde beim Heiligen Gottes ablege, damit ihr Sohn Barmherzigkeit erfahren würde. Kaum war das Gelübde abgelegt, hörte der Schmerz unverzüglich auf, und noch vor Tagesanbruch war er gesund. Und er, der die Zeugen mit einem ungläubigen Grinsen verspottet hatte, sah sich gezwungen, Zeugnis von der Wahrheit abzulegen. 

Antonius als Erntehelfer
Eine Frau aus Termignon namens Vita war eine glühende Verehrerin des seligen Antonius. Sie wünschte sich sehnlichst, an sein Grab zu kommen. Da aber die Zeit der Ernte nah war, und die Hirse, die schon goldgelb für die Ernte war, von einem Schwarm Spatzen verwüstet worden war, wurde sie zur Auf-passerin über die Hirse bestimmt, um diese gefräßige Art von Vögeln zu vertreiben. Auf diese Weise wurde ihr jede Möglichkeit genommen, zum Grab zu kommen. Als sie eines Tages an den Zaun kam, der das Hirsefeld umgab, legte sie das Gelübde ab, neun Mal das Grab des seligen Antonius zu besuchen, wenn der Heilige die Hirse vor den Spatzen verteidigen würde. Sobald das Gelübde ausgesprochen war, entfernte sich sogleich die große Menge der Vögel, formiert zu einem einzigen Schwarm. Und die Frau konnte beobachten, dass kein einziger Spatz in den Kronen der Weidenbäume zurückgeblieben war, die das Feld umgaben. 

Vergessenes Versprechen
Enrico, ein Junge aus Padua, litt zwei Wochen lang schwer an einer Schwellung im Hals. Seine Mutter machte das Gelübde, einen wächsernen Hals samt Kopf an das Grab des heiligen Antonius zu bringen. Auf dem Rückweg vom Kloster der Brüder erlangte das Kind die Heilung seines Halses. Da sich aber die Mutter dann nicht mehr um die Einlösung ihres Versprechens mühte, begann der Hals des Kindes von neuem anzuschwellen. 
Weil sie sich ihrer eigenen Schuld reumütig bewusst war, erneuerte sie ihr Gelübde und ließ einen Wachskopf mit Hals an das Grab des Heiligen bringen. Kaum war das getan, begann der geschwollene Hals sogleich abzuschwellen. Und als wenige Tage vergangen waren, war der Junge vollständig genesen  − dank der Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre sei und der Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

Epilog zum Buch der Wunder
Der Herr der Herrlichkeit geruhte durch seinen Diener Antonius noch viele andere Wundertaten zu bewirken, die nicht in diesem Buch gesammelt sind. Hier wollten wir nur einige wenige von vielen aufzeichnen. Dabei haben wir von den bekannten Wundern die ausgewählt, die am sichersten sind. So geben wir denjenigen, die es wünschen, die Gelegenheit, andere hinzuzufügen. Ausgelassen haben wir Geschehnisse, die nicht mit Sicherheit nachgewiesen sind, damit wir nicht abgleiten in das Laster der Lüge, wo wir doch eigentlich einen Heiligen zu loben bestrebt sind.
Wirklich: Wenn wir jedes seiner großen Wunder und die 
Außergewöhnlichkeit dieser Wunder einzeln beschreiben wollten, so fürchte ich, dass die übermäßige Zahl den Leser ermüden könnte und die ungewöhnliche Größe der Wunder vielleicht in den Köpfen der Schwachen Unglauben hervorrufen könnte. 

Schlussgebet an den Heiligen
Sieh, o gütiger Vater, ich habe von deinen Taten berichtet, wenn auch mit ungelenken Worten, aber eben so gut ich konnte. Ich habe, wenn auch unvollständig, nach den mir vorliegenden Berichten deine wahre Größe verkündet. 
Dich, o frommer Vater, bitte ich: Erinnere dich meiner und mit mir auch all der anderen Brüder deiner Familie. Du, der du dich dank glückseliger Fügung neben dem Thron Gottes im unsterblichen Leben befindest, befreie uns, die wir zu dir seufzen, durch deine Verdienste aus diesem erbärmlichen Tal und den Fängen des Abgrundes. 
Erinnere dich der tiefsten Güte, die du zu deinen Lebzeiten den Armseligen so überreich gezeigt hast, als du noch im Fleische, aber alles andere als fleischlich lebtest. Du, der du mit der Quelle der Barmherzigkeit verbunden bist, ergieße über uns Dürstende einen Strom der Gnade. Amen. 
Hier enden das Leben und die Wunder des heiligen Antonius, des Bekenners.
 

Zuletzt aktualisiert: 09. September 2018
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