Antonius kehrt nach Afrika zurück

30. Juli 2012 | von

Zum letzten Mal war der heilige Antonius im Winter 1220/1221 in Afrika. Seine Spuren als kranker Missionar in Marrakesch zeichnete Andreas Murk in der Reihe „Unterwegs mit Antonius“ nach. Knapp 800 Jahre später, im Juni 2012, begleiten zwei Patres aus der Basilika in Padua, Riccardo Giacon und Mario Mingardi, die Reliquie des Heiligen nach Benin. Dieses afrikanische Land bereitete dem heiligen Antonius einen enthusiastischen Empfang.



Das prophetische Wort von Papst Leo XIII. „Antonius ist ein Heiliger für die ganze Welt“ bestätigte sich jetzt auch in Benin. 1898 wurde in Abomey-Calavi, damals zur Diözese Cotonou gehörig, erstmals dem heiligen Antonius von Padua eine Kirche geweiht. Rasch verbreitete sich seine Verehrung in den umliegenden Dörfern, bis in den Busch. Vor 150 Jahren waren französische Missionare als Pioniere der Evangelisation nach Benin gekommen. Dieses Jubiläum ehrte Papst Benedikt XVI. im November 2011 mit einem Besuch.



EIN FREUND BESUCHT AFRIKA

Don Antoine Metin, Pfarrer an St. Antonius in Abomey-Calavi, war schon vorher, am 15. Juni 2011, nach Padua gereist, um eine Partnerschaft mit der Antonius-Basilika einzugehen. „Da machte mir der Rektor des Heiligtums, P. Enzo Poiana, den Vorschlag, die Reliquien des heiligen Antonius nach Afrika zu bringen – ein unerwartetes Geschenk für die Katholiken in Benin, die knapp ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen.“

Am Flughafen Cotonou erwarteten meinen Mitbruder Mario und mich schon mehrere tausend Menschen, um die Reliquien des heiligen Antonius zu begrüßen. Da war mir klar, dies wird ein außergewöhnliches Ereignis. Sogar Don Antoine Metin ist erstaunt und beeindruckt von der Antoniusverehrung in seinem Land: „Allein in meiner Diözese Cotonou sind sieben Kirchen dem heiligen Antonius geweiht. Unsere Leute lieben und verehren ihn wirklich – für mich als Seelsorger ein wahres Geschenk.“ Während der zehn Tage besuchten wir mit der Antoniusreliquie zwanzig Pfarreien in der Erzdiözese Cotonou und ihren Suffraganbistümern Dassa-Zoumé, Abomey, Lokossa und Porto Novo. Hier lebt das Volk der Fon, es ist der südliche Teil des Landes, mit einer 100 Kilometer langen Atlantikküste in der Bucht von Benin. Die Straßen sind nicht asphaltiert und voller Schlaglöcher; nur langsam und beschwerlich kamen wir mit dem Auto voran. Doch die Reliquie sollte zu allen Missionsstationen gelangen, die dem heiligen Antonius geweiht sind, auch zu den ganz abgelegenen Pfahldörfern am Nokoué-See. Oft wissen nicht einmal die Priester in den Gemeinden, warum Antonius hier so verehrt wird. Für die Menschen ist der Heilige einfach ein Freund Gottes, und damit auch ihr Freund. Das genügt.



ALLE TRAGEN ANTONIUS-SHIRTS

Auf Schultern wird die Statue zum Dorfeingang getragen und mit traditionellen Gesten ehrenvoll begrüßt: Jemand gießt Wasser auf die Erde als Zeichen des Willkommens und des Friedens. Unter schnellem Trommelwirbel, mit Liedrufen zum heiligen Antonius in der lokalen Sprache Fon, entfaltet sich die Prozession. Erwachsene und Kinder stehen Spalier und drängen sich in den engen Gassen: hundert, zweihundert, fünfhundert, tausend, zweitausend… unmöglich, sie zu zählen. Alle tragen Festkleidung, vom kleinsten bis zum ältesten Teilnehmer, aufgeprägt ein Antoniusbild mit dem Jesuskind und der Lilie.

In dem extrem armen Land sind die Kirchen äußerst einfach gebaut, oft nur bessere Hütten aus Holzpfählen, die Dächer aus Wellblech. Die noch jungen katholischen Gemeinden wachsen schnell, da sich viele Erwachsene und Kinder taufen lassen. Ihre Freude ist echt und ansteckend. Der heilige Antonius wird als Freund und Zeuge des Glaubens gesehen. In den Tagen zuvor hatten die Priester die Gläubigen vorbereitet und ihnen vom heiligen Antonius erzählt, von seinen Wundern, seiner Mahnung zur Versöhnung und seiner Einladung zur Heiligkeit. Per Antonium ad Jesum, durch Antonius zu Jesus, so hatte schon 1930 Papst Pius XI. es zutreffend formuliert.



KIRCHE IN AFRIKA HAT ZUKUNFT

Das Herzstück dieser Antonius-Tage waren das Hören auf Gottes Wort und die Feier der Eucharistie. Und dabei darf man nicht auf die Uhr schauen. Don Antoine Metin erklärt es so: „Wenn dich ein Freund zum Fest einlädt, spielt es keine Rolle, wie viele Stunden du bei Tisch sitzt oder wann die Feier zu Ende geht. Warum sollte das nicht auch für die Sonntagsmesse gelten, bei der Jesus selbst uns zu Tische lädt?“

Bei den Messfeiern waren die Menschen mit Herz und Seele dabei. Und darin bestand wohl das größte Geschenk dieser Wallfahrt mit den Reliquien des heiligen Antonius für Benin: Es wurde ein Fest des Glaubens, in der Spontaneität und Freude dieses afrikanischen Volkes, unter dem ansteckenden Rhythmus von Trommeln und Tänzen, mit den lachenden Gesichtern der Kinder, die sich zu Hunderten um die Statue des Heiligen scharten, wenn sie in Prozession durch ihre Dörfer getragen wurde. Und wir Gäste aus Padua können nur bestätigen, was Papst Benedikt XVI. nach seinem apostolischen Besuch in Benin im November 2011 rückblickend sagte: „Die Lebensfreude, die Fröhlichkeit und die Begeisterung der neuen Generationen habe ich richtig gespürt. In ihnen steckt die Zukunft Afrikas. Auf diesem Kontinent gibt es einen Schatz an Leben und Vitalität für die Zukunft, mit dem wir rechnen können, auf den die Kirche zählen kann.“

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016