Auf den Spuren der Eggenberger
Wer die diesjährige STEIERMARK SCHAU noch besuchen möchte, muss sich beeilen: Die im April eröffnete Ausstellung auf Schloss Eggenberg läuft nur noch bis 2. November. Doch einen Besuch ist sie unbedingt wert.
Die STEIERMARK SCHAU gibt es als Steirische Landesausstellung seit dem Jahr 1959. Zwischen 2008 und 2012 wurde sie ersetzt durch das Kunstfestival regionale, um dann schließlich 2021 unter dem Format der STEIERMARK SCHAU ihre aktuelle Gestalt gefunden zu haben. Während deren erste Ausgabe der Entwicklung, Identität und Zukunft der Steiermark gewidmet war, rückte die zweite Ausgabe im Jahr 2023 die Vielfalt des Lebens im Hauptstandort Tierwelt Herberstein in den Mittelpunkt. In diesem Jahr ist die Landesausstellung auf Schloss Eggenberg zu Gast und steht unter dem Motto Ambition & Illusion.
Aufstrebende Familie
Schloss Eggenberg befindet sich im Westen der steirischen Landeshauptstadt Graz und gilt als größte und bedeutendste barocke Schlossanlage der gesamten Steiermark. Seit 2010 darf sich das Schloss mit dem Titel UNESCO-Welterbe schmücken. So wie es sich heute präsentiert, geht es im Wesentlichen zurück auf Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis beauftragte, auf dem spätmittelalterlich und frühneuzeitlich bebauten Grundstück ein neues Schloss zu errichten – Ausdruck seiner aufstrebenden Karriere und seiner politischen Absichten. Das Bauwerk ist für seine astronomische Symbolik bekannt, etwa in der Zahl der Räume, Stockwerke und Fenster, die den Kalender widerspiegeln: Schloss Eggenberg verfügt über 365 Außenfenster – eines für jeden Tag des Jahres. In der Beletage, dem zweiten Stock, befinden sich 52 Außenfenster, die symbolisch für jede Woche stehen. Jedes Stockwerk des Schlosses enthält 31 Räume, entsprechend der maximalen Anzahl von Tagen in einem Monat. Im zweiten Obergeschoss sind außen ringförmig 24 Prunkräume angeordnet, die die Stunden eines Tages darstellen. Der symmetrische Bau führt dazu, dass sich im zweiten Obergeschoss zwei gleich große Hälften ergeben, von denen jede 12 Räume umfasst, die jeweils die Stunden der Tages- beziehungsweise Nachthälfte symbolisieren.
Eifrige Förderer der Minoriten
Für franziskanisch Interessierte dürfte wissenswert sein, wie eng die Eggenberger mit den Minoriten verbunden sind. Die damals reichste Familie in Graz schenkte den Minoriten ein Grundstück an der Murvorstadt und ließ ab 1607 Kirche samt Kloster errichten. Das Fürstenhaus unterstützte im Zuge der Gegenreformation zahlreiche Orden und Stifte, fand aber offensichtlich besonderen Gefallen an den Minoriten, zumal man sich dort schließlich auch bestatten ließ. Der Grazer Konvent entwickelte sich zum Zentrum der ehemaligen steirischen Ordensprovinz mit über 200 Brüdern und war Sitz des Provinzialministers. Die Kirche Mariahilf wird bis heute von den Brüdern betreut.
Aufstieg und Niedergang
Die Erinnerung an den Baubeginn des Schlosses Eggenberg vor 400 Jahren ist Anlass der STEIERMARK SCHAU Ambition & Illusion. Ambitioniert war das Projekt des 1623 zum Fürsten erhobenen Hans Ulrich. Die multimediale Ausstellung in den 24 Prunkräumen und in der Schlosskirche führt zurück in die Zeit der Eggenberger – eine krisenhafte Wendezeit, voller Gefahren, aber auch voller Chancen. Der Prolog beleuchtet die Krisen Europas um 1600. Wie Hans Ulrich von Eggenberg in dieser Krisenzeit erfolgreich an Karriere und Schlossbau arbeitet, zeigen die nächsten Räume. Die Damen des Schlosses kommen zu Wort, es wird berichtet vom zeremoniell geprägten Leben am Hof, aber auch die höfischen Machtkämpfe werden nicht verschwiegen. Zu den Highlights der Ausstellung dürfte die goldene Kutsche des Fürsten Johann Anton von Eggenberg zählen. Schließlich wird aber auch vom Scheitern der Eggenberger berichtet: Der enorme Prunkbau und andere Repräsentationskosten belasteten die Familie stark, was ihre wirtschaftliche Basis schwächte. Als erst aufsteigendes Adelsgeschlecht war man sehr abhängig von der Gunst des Kaisers, derer man sich nie dauerhaft gewiss sein konnte. Eine breite Machtbasis in der Steiermark fehlte. Und obendrein erlosch das Fürstenhaus Eggenberg 1717 im Mannesstamm mit dem Tod des letzten männlichen Mitglieds Johann Christian II. von Eggenberg, der im Alter von 13 Jahren einer Blinddarmentzündung erlag und seine Grablege in der Mariahilferkirche zu Graz fand. Also alles nur eine Illusion über wenige Jahrzehnte im Rang von Fürsten? Die Ausstellung zeigt, welche Spuren die Eggenberger über die Jahrhunderte hinterlassen haben und was bis heute präsent ist. Und nicht zuletzt die Grazer Minoriten verdanken der noblen Unterstützung, dass sie in der Stadt an der Mur wieder Fuß fassen konnten und damit der Grund gelegt wurde, dass sie dort schon seit über vier Jahrhunderten pastoral tätig sein dürfen.