12. April 2007

Auf Elisabeths Spuren in Eisennach und Marburg

Mir hat einmal jemand gesagt: Man muss nicht in Bethlehem gewesen sein, um in Bethlehem gewesen zu sein. – Will sagen: Man muss nicht im Ort Bethlehem gewesen sein, um das Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu verstehen. Man muss also auch nicht nach Eisenach oder Marburg pilgern, um dem Geheimnis der heiligen Elisabeth auf die Spur zu kommen. Doch wer sich auf den Weg zu diesen Orten begibt, wird manches aus dem Leben der Heiligen besser verstehen. Deshalb hier einige Hinweise auf die beiden Städte Eisenach und Marburg, die vielleicht Lust auf einen Ausflug machen.

Weltkulturerbe. Eisenach, die Stadt im Westen Thüringens mit knapp 45.000 Einwohnern und ihrer bekanntesten Sehenswürdigkeit, der Wartburg, kann mit prominenten Namen nur so protzen: Martin Luther übersetzte auf der Burg das Neue Testament, Johann Pachelbel war Hofkapellmeister, Johann Sebastian Bach wurde in dieser Stadt geboren, August Bebel und Wilhelm Liebknecht gründeten hier die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die spätere SPD.

Die heilige Elisabeth kommt auf die Eisenacher Wartburg im Jahr 1211 im Alter von gerade einmal vier Jahren: Im Zuge der Heiratspolitik der Herrscherhäuser soll sie auf der Burg von der landgräflichen Familie erzogen und später mit dem Thronfolger vermählt werden. Hier lebt sie bis zu ihrer Übersiedlung nach Marburg 1228. Auf der Wartburg verbringt sie also mehr als die Hälfte ihres Lebens.

Wer allerdings erwartet, dort alles so vorzufinden wie zu Zeiten Elisabeths, wird enttäuscht werden. Und vielleicht kann man sogar ein bisschen froh darüber sein, denn dank der burgnahen Parkplätze spart man sich einen gewiss beschwerlichen und langen Aufstieg auf den hohen Berg. In einer etwa 45-minütigen Führung wird man von den Dienstzimmern über die Elisabeth-Kemenate (zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit farbenprächtigen Mosaiken, Szenen aus dem Leben der Heiligen, ausgestattet) bis zum prachtvollen Festsaal geführt. Und natürlich bekommt man allerhand Informationen über die geschichtsträchtige Wartburg, die zum Weltkulturerbe gehört. Einen virtuellen Rundgang bietet die Internetseite www.wartburg-eisenach.de unter „Rundgang".

Hochzeit und Armut. Nach der Burg sollte man auf alle Fälle auch die überschaubare Stadt ins Programm aufnehmen. Mitten auf dem Marktplatz steht die (heute evangelische) Georgenkirche, in der Elisabeth als 14-Jährige im Jahr 1221 mit dem Landgrafen Ludwig IV. vermählt wurde. Ebenfalls auf dem Marktplatz, dort wo heute ein 4-Sterne-Hotel einlädt, war zu Zeiten Elisabeths noch ein Franziskanerkloster. Bei den Franziskaner-Brüdern entsagte die Heilige im Jahr 1228 nach dem Tod ihres Mannes allem weltlichen Besitz.

In einer Seitenstraße liegt die Annenkirche, die zum 1226 von ihr gegründeten, leider nicht mehr erhaltenen Hospital gehört (Besichtigung auf Anfrage!).

Wer einen möglichst authentischen Eindruck über die damalige Bauweise gewinnen möchte, sollte noch bei der Predigerkirche vorbeigehen, die im Jahr 1240 der heiligen Elisabeth geweiht wurde und bis heute erhalten ist, sie wird als Museum genutzt.

Bildungsstätte. Die hessische Stadt Marburg ist mit ihren etwa 80.000 Einwohnern Kreisstadt des Landkreises Marburg-Biedenkopf und vor allem eins: Universitätsstadt. Überall findet man zahlreiche Hinweise darauf, seien es Institute der Universität oder Gedenktafeln an zahlreichen Häusern, die an berühmte Gelehrte erinnern, die zumindest zeitweise in Marburg wirkten: Brüder Grimm, Otto Hahn, Rudolf Bultmann – um nur einige zu nennen. Jeder fünfte Bewohner der Stadt ist direkt mit der Universität verbunden, ob als Student oder Mitarbeiter. Doch noch augenfälliger ist das mittelalterliche Gepräge. Nahezu unverändert sind die alten Spuren erhalten: Enge Gassen und liebevoll hergerichtete Fachwerkhäuser zeugen von dieser Vergangenheit.

Der wichtigste Punkt für Besucher, die der Heiligen nachspüren, wird gewiss die Elisabeth-Kirche sein, in welcher ihr (allerdings leerer) Schrein aufbewahrt wird. Wer diesen, die wunderschönen Glasfenster und einige andere bekannte und weniger bekannte Elisabeth-Darstellungen in der Kirche sehen möchte, muss ein geringes Entgelt entrichten, doch dies ist die Sache wert. Gegenüber der Kirche befindet sich ein kleiner Laden, der unter anderem einige Bücher über die heilige Elisabeth im Angebot hat. Die Verkäuferinnen dort erteilen dem Pilger/Touristen auch gerne Auskünfte, zum Beispiel: Wie man zum ehemaligen Franziskanerkloster kommt. Dieses ist insofern von Bedeutung, als Elisabeth mit den Idealen des heiligen Franziskus in Verbindung gebracht wird und zeitweise von einem Franziskanerbruder geistlich begleitet wurde. Leider ist die Bausubstanz des Klosters nicht mehr erhalten, nur ein alter Friedhof und der Name der Straße („Barfüßerstraße") erinnern an den Franziskanerkonvent, auf dessen Platz heute das „Institut für Leibesübungen" der Universität Marburg steht.

Gute Aussichten. Wenn man auf dem Platz des ehemaligen Klosters steht, befindet man sich schon in der „Oberstadt", also dem höher gelegenen Teil, den man am bequemsten durch einen der Aufzüge erreicht, und ist dann nur einen kleinen Berganstieg vom Landgrafenschloss entfernt. Schon der herrliche Ausblick lohnt den Aufstieg. Wer Zeit hat, kann das im 11. Jahrhundert angelegte Schloss auch besichtigen: Es bietet eine große Sammlung von Ausstellungsstücken zur Geschichte der Region seit der Steinzeit. Darüber hinaus hat die Stadt noch einige weitere Museen, der Alte Botanische Garten lädt zum Spazieren ein und natürlich sollte man einen Bummel durch die Altstadt nicht verpassen.

Beide Städte, Eisenach und Marburg, kann man unter Umständen an einem einzigen Tag besuchen. Doch wer mehr Zeit zur Verfügung hat, sollte sich in Marburg in einem Café niederlassen und das Flair genießen.

Auch die Umgebung der beiden Städte ist durchaus sehenswert: Ein Elisabeth-Pfad lädt zum Wandern ein (www.elisabethpfad.de) und viele kleinere Ortschaften sind Zeitzeugen dieser außergewöhnlichen Heiligen gewesen.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016