Ausgeliehen von Assisi für Padua

28. Juni 2013 | von

Wegen der 750-Jahr-Feier der Auffindung der unversehrten Zunge des heiligen Antonius werden zu seinem Festtag besonders viele Pilger erwartet. Zur Unterstützung der liturgischen Feiern verfügte Generalminister P. Marco Tasca, das gesamte 13-köpfige Noviziat für zwei Wochen von Assisi nach Padua zu verlegen.



Anstelle einer Novene wird in der Basilika von Padua die Tredicina begangen, ein Zeitraum von 13 Tagen zur Vorbereitung auf das Fest des heiligen Antonius. Ab dem 31. Mai veranstalten die umliegenden Bistümer große Diözesanwallfahrten, bei denen die Bischöfe selbst predigen, von Verona, Chioggia, Treviso (Erzbischof Agostino Gardìn war zuvor Generalminister des Minoritenordens, Generaldirektor des Messaggero und Kurienbischof am Vatikan), Adria-Rovigo, Vittorio Veneto und Vicenza. Das Bistum Padua samt Kapitel der Kathedrale ist am Vigiltag, dem 12. Juni, an der Reihe.

So haben die 13 Novizen aus Assisi für ihr zweiwöchiges „Praktikum“ an der Basilika in Padua die beste Zeit gewählt. Angefragt hatte ihre Mithilfe Rektor P. Enzo Poiana. Einer der kroatischen Novizen betete eigens zum heiligen Antonius, damit dieser Einsatz zustande kommt – mit Erfolg.



SORGFÄLTIGE AUSBILDUNG

Bis 2009 gab es ein Noviziat in Padua, seitdem werden die Novizen aller italienischen Minoriten-Provinzen in Assisi ausgebildet. Zwei gut vorbereitete Mitbrüder teilen sich diese wichtige Aufgabe. Magister P. Alfredo Avallone aus Neapel ist Lizentiat in biblischer Theologie und absolvierte einen Kurs für Ausbilder an der Gregoriana-Universität. Sein Vizemagister

P. Lucio Massaccesi aus den Marken studierte Pädagogik für Berufungen an der römischen Salesianer-Universität. Beide sind Jahrgang 1964 und haben gegenüber den Novizen sozusagen das Eltern-, nicht das Großelternalter.

Beim Einsatz in Padua betreut der Vizemagister die 13-köpfige Gruppe. Er ist froh, einmal die volle Verantwortung zu haben, denn in Assisi kümmert er sich mehr um die praktischen Dinge, wie Ordnung und Diensteinteilung. P. Lucio erzählte mir, wie es so abläuft im Noviziat von Assisi. Den täglichen Unterricht zu Regel und Ordenskonstitutionen teilt er sich mit dem Magister; für spezielle Bereiche (Ordensgeschichte, Spiritualität) werden Fachleute eingesetzt aus der theologischen Hochschule, die ja ebenfalls im Sacro Convento untergebracht ist.



IM SACRO CONVENTO

Den Tag beginnen die Novizen gemeinsam mit den Brüdern des Sacro Convento um 6.30 Uhr im herrlichen Chorgestühl der Unterkirche: Lesehore, Laudes und Messfeier. Um 8.45 Uhr Mediation zu einem Evangeliumstext, von 10 bis 12 Uhr Unterricht. Um 15 Uhr eine Viertelstunde lang Lesung aus den Franziskanischen Quellenschriften. Der übrige Nachmittag ist frei, allerdings leiten die Magistri an zu Lektüre und Studium. Der Tag endet um 21.30 Uhr mit einer halben Stunde Anbetung und der Komplet. Sport gibt es einmal pro Woche. An zwei Tagen helfen die Novizen in einer Einrichtung für siebzig hirngeschädigte Kinder im Alter zwischen 10 und 25 Jahren. Die norditalienischen Ordensprovinzen Bologna und Padua schlossen sich bereits 2013 zu einer gemeinsamen Provinz zusammen. Eine vergleichbare Vereinigung der Provinzen Mittel-

italiens ist für 2017 vorgesehen: Toskana, Umbrien, Marken, Sardinien, Römische Provinz. Jetzt lernen sich die jungen Brüder schon einmal kennen.



BUNT GEMISCHTE SCHAR

Im September 2013 wird das Noviziatsjahr zu Ende sein. Wenn die Selbstprüfung und die Prüfung durch den Orden positiv ausfällt, werden also 13 junge Leute ihre Erstprofess ablegen. Daniele Giombini (1979) für die Marken; Salvatore Lentini (1975) und Massimiliano Volante (1982) für Sizilien; Massimiliano Patassini (1983) für Padua; Daniele Sciacca (1986) für die Toskana; Salvatore Sechi (1977) für Sardinien. Und dann wird es ein wenig exotisch. Peter Hrdy (1983) aus der Slowakei für Umbrien; Hunor-Tamás Zsók (1988) aus Siebenbürgen für Ungarn-Transsilvanien; Philippe Meyer (1974), bereits Priester, aus dem wallonischen Belgien für Frankreich; Vjekoslav Džijan, Robert Janđel und Marko Parat (alle 1992) für Kroatien und Sosthene Ayena (1984) aus Benin für die Römische Provinz.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie lebhaft es in einer solch gemischten Gruppe zugeht. Unbeschwerte Jugend trifft auf ein Stück Lebenserfahrung, italienische Mentalität wird konfrontiert mit dem kulturellen Hintergrund von Belgien, Ungarn, Slowakei, Kroatien und dem afrikanischen Benin. Hier kann und muss eingeübt werden, was lebenslang für die Zusammenarbeit im weltweiten Orden notwendig ist: tiefe Verwurzelung in der eigenen Kultur und Religiosität, Achtung und Respekt vor anderen Kulturen und Denkmustern, die auf den ersten Blick fremd erscheinen mögen. So vermisst Sosthene aus Benin einfach die Herzlichkeit und Unbekümmertheit, die er aus Afrika gewohnt ist.

Daher lohnt es sich für nicht-italienische Noviziatskandidaten, mindestens zwei Monate vorzuschalten, um die Sprache hinreichend zu erlernen, zumal Italienisch innerhalb des Ordens immer nützlich ist. Später einmal kann jeder über Kontinente hinweg einen ehemaligen Mitnovizen kurz anrufen und ihn um einen Gefallen bitten. Auch der zweiwöchige Aufenthalt in Padua wird seinen wohltuenden Einfluss haben, da der heilige Antonius selber ja in ganz unterschiedlichen Ländern und Kontinenten gewirkt hat.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016