29. September 2009

Begeisternd jung

 „Das Evangelium ist mein Leben!" Unter diesem franziskanischen Motto stand das 5. Internationale Jugendtreffen „Giovani verso Assisi" Anfang August in Umbrien. Aus Deutschland reisten 36 junge Menschen nach Assisi, um im Gebet, in Stille und Begegnung, aber auch beim Feiern dem Geist des heiligen Franziskus nachzuspüren. Bruder Andreas Murk war dabei und hat für den Sendboten einige Stimmungsbilder eingefangen.



Es war mein erstes Mal bei „Giovani verso Assisi", der bereits fünften Jugendwallfahrt nach Assisi. Vom 1. bis 10. August sollte ich Augen und Ohren offenhalten, um hinterher auch einen kleinen Bericht für den Sendboten liefern zu können. Protokollartig das Treffen abzuarbeiten, hätte wohl wenig Sinn – und so habe ich mich auf die Suche nach Geschichten und Gesichtern unter den etwa 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der ganzen Welt gemacht.



Franziskanisches Charisma



Br. Miljenko Hontić, Generalassistent des Ordens für Mitteleuropa, ist als Mann der ersten Stunde bereits zum 5. Mal dabei. Während der 44-Jährige bisher Jugendgruppen aus seiner kroatischen Heimat begleitete, fungiert er dieses Mal als Vertreter der Generalleitung. Mit seiner Präsenz soll er die Wertschätzung der Ordensleitung für die Jugendlichen ausdrücken. Und wenn er von „Giovani verso Assisi" spricht, beginnen seine Augen zu leuchten: „Das Treffen ist eine große Chance für Jugendliche aus der ganzen Welt, etwas vom franziskanischen Charisma zu lernen – eine große Chance für den Orden, etwas von Franziskus zu vermitteln, zum Beispiel in den Katechesen, die wir hier haben oder den liturgischen Feiern!" Und nicht nur von Franziskus lässt sich etwas weitergeben, sondern auch von den verschiedenen Herkunftsländern. So singt Bruder Miljenko später mit Inbrunst beim „Bunten Abend" Lieder aus Kroatien.



An diesem Abend fallen auch die fünf Teilnehmer aus Indien zum ersten Mal so richtig auf. Hatten sie sich bisher eher still verhalten, so überraschen sie nun mit Musik und Tanz. Lange hatten sie gespart, um sich dann – mit einem Zuschuss des Ordens – die Teilnahme am Jugendtreffen ermöglichen zu können. Mit beeindruckendem Engagement haben auch andere Nationen versucht, Geld für die Fahrt aufzutreiben: Da wurden T-Shirts in Pfarreien verkauft, Osterkerzen verziert, Spendenaktionen gestartet… Viele konnten erst durch diese Einnahmen teilnehmen, wenn auch weniger als in den Jahren vorher. Vor allem die Nord- und Südamerikaner, so erzählt Bruder Vincenzo, einer der Organisatoren, hätten die Wirtschaftskrise stark zu spüren bekommen. Bruder Michael, der Leiter der amerikanischen Gruppe, bringt dazu die Fakten: Er hatte 50 Prozent Absagen in diesem Jahr, immer mit der Begründung, ein Elternteil oder gar beide, hätte in der Krise den Arbeitsplatz verloren.



Freude, die ansteckt



Doch wer da ist, wird angesteckt von der „Freude des Evangeliums". Für viele ein freudiger Höhepunkt ist die Audienz bei Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo. Peter und Laura aus der deutschen Reisegruppe dürfen im Innenhof dem Papst begegnen. Hinterher meinen sie: „Ein schönes Erlebnis, das wir ganz bestimmt so schnell nicht vergessen werden!" Einige sind enttäuscht, weil die meisten Teilnehmer die Audienz eben nicht vom Innenhof, sondern nur von draußen verfolgen können. Doch pragmatische Lösungen sind Trumpf, und so war es für den Amerikaner Bruder Michael gar die „schönste Audienz" seines Lebens. Von einem Café auf dem Vorplatz des päpstlichen Palastes aus hat er dem Papst gelauscht und, den Balkon samt Papst im Blick, den Segen empfangen…



Aber nicht nur die „großen Momente" des gemeinsamen Feierns bleiben mir im Gedächtnis hängen, sondern auch die kleinen, stillen Ereignisse am Rande. Besonders eindrucksvoll der Tag, an dem in der Basilika über der Portiunkula die Möglichkeit zur Beichte besteht. Mehrere Stunden lang können zahllose Jugendliche in den verschiedenen Sprachen bei bestimmt 30 Beichtvätern ihre Versöhnung mit Gott feiern.



 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016