Begeisterte Ritte auf dem Schaukel-Lama

01. Januar 1900 | von

H

err Bürgermeister, ich hätte da eine Idee: Freunde in Deutschland möchten gerne etwas Gutes für die Kinder in Pariacoto tun. Wir denken an einen Kinderspielplatz! Wir übernehmen die Kosten für das Material, die Anfertigung der Spielgeräte und den Transport. Was uns fehlt, ist das Grundstück. Ja, Padre, wir werden darüber im Gemeinderat sprechen. Sehr schön, wir geben Ihnen Bescheid.

Grundstücksuche. Liebe Kinder, so in etwa lief das Gespräch im Oktober 2000 zwischen mir - ich bin Bruder Michael - und dem Bürgermeister von Pariacoto in Peru ab. Voller Freude erwartete ich die Antwort, doch diese lautete: Padre, wir haben kein Grundstück! – Ich konnte es kaum glauben! Gut, sagte ich, ich werde den Spielplatz auf jeden Fall einweihen! Wenn nicht hier, dann such’ ich mir ein anderes Dorf. Wir haben schließlich fünf Pfarreien mit 73 Dörfern. Zwei Tage später war natürlich das Grundstück gefunden.
Wie große Kinder haben wir eifrig die Spielgeräte geplant und Material gekauft; der Schlosser im Ort begann die Arbeit – nur in der Vorbereitung des Grundstücks bewegte sich nichts. Herr Bürgermeister, wir sind bereits mit der Herstellung beschäftigt. Sie haben eine Woche Zeit, das Gelände herzurichten! Mir gefällt dieser Umgangston zwar selber nicht, aber anscheinend ist es die einzige Möglichkeit etwas voran zu bringen!

Stück für Stück ging’s dann endlich vorwärts. Außer den Sitzen für die Wippe wurde alles vom Dorf-Schlosser hergestellt. Oft musste dieser seine Arbeit unterbrechen, weil es wieder mal keinen Strom im Dorf gab. Zweimal sind wir früh um 6 Uhr mit dem Lastwagen runter in die Wüste gefahren, um Baumaterial zu holen: ripio, so eine Art Kieselstein. Es war für mich ein großes Vergnügen (auch wenn’s zugleich viel Nerven gekostet hat!), beim Bau des Kinderspielplatzes aktiv mitzumachen.
Die Augen der Kinder wurden immer größer, auch die Vorfreude bei uns Erwachsenen! Sie wurde nur getrübt durch die Kinder, die in der Nacht vor der Einweihung meinten, die Rutsche ausprobieren zu müssen und Erde darauf streuten, damit’s besser rutscht. Mit dem Bürgermeister begannen wir, die Rutsche noch mal zu streichen...

Lustiges Fest. Dann war’s aber endlich so weit: Wir konnten feierlich den neuen Kinderspielplatz Bruder Sonne einweihen. Ein frohes Fest mit etwa 150 Kindern. Einiges an Spielgeräten fehlt noch (ein Karussell zum Beispiel und ein Schaukelpferd, oder besser gesagt: Schaukel-Lama für die Kleinsten). Das werden wir anfertigen, wenn der Gemeinderat sein Versprechen einlöst: die Einzäunung des Spielplatzes.

Große Begeisterung. Pariacoto hat mit dem Spielplatz ein neues Zentrum erhalten. Immer wenn ich dort vorbei komme, sehe ich ungefähr 70 spielende Kinder. Es herrscht große Freude, denn die allermeisten der Kinder haben ja nie zuvor in ihrem Leben einen solchen Spielplatz gesehen. Mit Begeisterung klettern und wippen, rutschen und schaukeln sie nun. Und natürlich bin ich jetzt der Freund aller Kinder!

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016