Budweiser Bier

20. September 2013 | von

Das einundzwanzigste und damit vorletzte Kind eines Mainzer Gastwirts begründete eine Bier-Weltmarke. Dazu musste Adolphus Busch 1857 nach Amerika emigrieren. Unternehmerisch geschickt, kombiniert er die Brauerei seiner deutschstämmigen Angetrauten Lilly Anheuser mit der Pilsner Brauart, verteidigt das Markenzeichen Budweiser, macht durch Pasteurisierung sein Bier haltbarer, übersteht mit Eiskreme die Zeit der Prohibition und hat eine wohltätige Hand für seine deutsche Heimat.



Der Bierliebhaber kann sich in über siebzig Ländern der Welt die Marke Budweiser, kurz „Bud“ genannt, bestellen. Eine Marke, die seit 1876 in den Vereinigten Staaten von Amerika gebraut wird und seitdem einen internationalen Siegeszug mit eigenem Warenzeichen angetreten hat. Die Geschichte des Bieres spiegelt nicht nur den Erfolg einer Biermarke, sondern zugleich den „amerikanischen Traum“ vieler Einwanderer. Sie erhofften sich, aus einfachsten Verhältnissen kommend, durch eigene Leistungskraft wirtschaftlichen Wohlstand zu erarbeiten. 


VON MAINZ-KASTEL IN DIE USA

Die Bierkreation „Bud“ ist untrennbar mit dem deutschen Einwanderer Adolphus Busch verbunden, dessen Todestag sich am 10. Oktober zum hundertstenmal jährt. Das Licht der Welt erblickte er am 10. Juli 1839 als Zweitjüngster von 22 Kindern eines Gastwirts in Mainz-Kastel. Adolphus Busch emigrierte 1857 nach Amerika. Auch drei seiner Geschwister verließen ihr Heimatland und gingen wie ihr Bruder nach Amerika. Alle Geschwister ergriffen Tätigkeiten rund um das Bierbrauen.

Adolphus begann seine Laufbahn als Angestellter des Großhandelshauses „William Hainrichshofen“ in St. Louis, Missouri. Mit dem Erbe seines verstorbenen Vaters kaufte er sich in die Großhandelsfirma von Ernst Wattenberg in St. Louis ein. Schon wenige Jahre später konnte er seinen Partner ausbezahlen und war Alleininhaber der Adolphus Busch & Co.



ANHEUSER-BUSCH-COMPANIES

Sein mit ihm emigrierter Bruder Ulrich hatte zwischenzeitlich geheiratet und unterhielt ein gastfreundliches Haus, wo er die ebenfalls aus Deutschland stammende Lilly Anheuser kennenlernte. Ihre Eltern betrieben eine kleine Brauerei in St. Louis. Adolphus und Lilly heirateten am 7. März 1861. Aus der Ehe gingen 13 Kinder hervor. Der Schwiegervater zeigte sich sehr angetan von den unternehmerischen Fähigkeiten seines Schwiegersohnes und wollte ihn in die Geschäftsleitung seiner Brauerei holen. Da Busch jedoch sehr an seinem eigenen Unternehmen hing, führte er beide Betriebe fünf Jahre lang parallel. Schließlich verkaufte er seine Geschäftsgründung doch und übernahm mit dem Erlös fünfzig Prozent der Anteile an Anheuser & Co.

1876 begann Busch, seine Idee einer nationalen Biermarke für die Vereinigten Staaten von Amerika in die Tat umzusetzen. Vorbild war ein Bier Pilsner Brauart, das böhmische Immigranten aus der Stadt Budweis mitgebracht hatten. Schon 1878 wurde es als Warenzeichen eingetragen. Die tschechische Budweiser Brauerei versuchte sich gegen dieses Plagiat zu wehren. Es entbrannte der sogenannte Bud Battle, der älteste Streit um eine Schutzmarke.



PASTEURISIERT UND GEKÜHLT

Bei einer Europareise legte Adolphus Busch den Grundstein für enorme Wachstumsmöglichkeiten der Brauerei. Der Geschäftsmann lernte dort das neu entwickelte Verfahren von Louis Pasteur kennen, das durch kurzes Erhitzen Mikroorganismen abtötet und somit Flüssigkeiten länger haltbar macht. Durch die Anwendung des Verfahrens konnte Busch das von ihm gebraute Bier resistent gegenüber Temperaturschwankungen machen, hohe Qualität garantieren und längere Transportwege ohne

Verderbnis ermöglichen.

Zwei weitere Erfindungen unterstützten die weiträumige Verbreitung des Bieres: zum einen die Erfindung der Eismaschine durch Carl von Linde und zum anderen die immer weiter voranschreitende Eisenbahninfrastruktur. Kühlung und ein Netzwerk von Kühlhäusern trugen entscheidend zum Erfolg der Marke Budweiser bei.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters wurde Busch zum Präsidenten der inzwischen größten Brauerei der Vereinigten Staaten. Um nicht auf Zulieferer angewiesen zu sein, gründete er eine eigene Glasmanufaktur zur Produktion von Bierflaschen. Busch weitete seine unternehmerischen Projekte auf andere Branchen aus: sogar die Präsidentschaft einer Bank übernahm er für einige Zeit.

Drei schwere Krisen mussten seine Unternehmungen überstehen: den Ersten Weltkrieg, die Prohibition und die Große Depression. Mit viel unternehmerischem Geschick gelang auch die Bewältigung dieser Herausforderungen. Die Zeit der Prohibition (1920 bis 1933) überstand Anheuser-Busch etwa, indem das Geschäft umgestellt wurde auf alkoholfreie Getränke, Eiskreme, Backhefe und den Verkauf verschiedener Kühlwaren.



DER DEUTSCHEN HEIMAT VERBUNDEN

Schon früh setzte Busch seine finanziellen Mittel, die sich aus dem großen Erfolg seines Unternehmens ergaben, für soziale beziehungsweise kulturelle Zwecke ein. Als beispielsweise im Jahre 1882 in Deutschland ein verheerendes Rheinhochwasser seine Heimatstadt zerstörte, sagte er seine finanzielle Unterstützung zu.

Auch in einer anderen Hinsicht blieb er seinen heimatlichen Wurzeln treu. Immer wieder verbrachte er mit seiner Ehefrau den Urlaub in Deutschland. Dort besaß er ein Anwesen im heutigen Bad Schwalbach im Taunus, wo er auch am 10. Oktober 1913 verstarb. Sein Leichnam wurde 1915 nach St. Louis überführt. Das Unternehmen blieb in Familienhand.


Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016