Das tiefe Geheimnis von Sterben und Tod

26. Februar 2007 | von

Es ist unmöglich, das Thema Tod und Sterben auf wenige Seiten umfassend darzustellen. Der Autor versucht dennoch, diesen wichtigen Teil menschlicher Existenz zu verdeutlichen. Irdisches Leben als Vorbereitung, die Ewigkeit der Seele, oder Himmel und Hölle betrachtet er mit  katholisch psychologischem Hintergrund.

Ein Blick rings um auf das hektische Alltagsleben zeigt uns: Es ist, als ob man vertuschen wolle, dass wir alle einmal sterben werden. Dabei sind Sterben und Tod zentrale existenzielle Fragen, und immer weniger Menschen wissen über ihre existenzielle Zukunft Bescheid. Es geht um die Ewigkeit und die Frage nach Gott. Dies bedingt Konsequenzen für unser irdisches Leben. Du solltest dich rechtzeitig darauf einstellen und nicht sagen: „Das werde ich später dann schon sehen, ob da noch was kommt.“ Wann? Wenn es zu spät ist...?

Lebensziel. Seit den Tagen frühester Kindheit betrachtest du dein Leben als selbstverständlich. Aber was ist Leben? Leben ist Kraft, Energie, Bewegung, Entwicklung, Entfaltung. Es ist eingebunden in die Zeitabläufe der Weltgeschichte und es hat auch eine räumliche Zuordnung. Es begann auf kleinstem Raum und war von Anfang an wundervoll programmiert, sinnvoll geplant, von Gottes Liebe getragen. Du hast dich entfaltet, bist größer und älter geworden.

Warum existierst du? Woher kommst du? Gibt es einen Sinn für dein Leben? Die Antworten vieler Menschen reichen von Gesundheit, Erfolg, Glück bis hin zu gutem Einkommen, Karriere, Spaß. Das sind weltlich betrachtet verständliche Wünsche. Aber gibt es nicht auch einen alles übergreifenden Sinn, der deinem Leben von Anfang an zugrunde liegt, den du anstreben und dessen Erfüllung du suchen solltest? Bedauerlich, dass viele darüber nicht gründlich nachdenken.

Sinn und Unsinn. „Der Mensch gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten“ (Ps 144,4). Am Ende des Lebens warten der Tod als Abbruch dieses Lebens, Verwesung und Zerfall des Körperlichen mit der Auflösung in die Grundstoffe der Erde. Diese Vorstellung erfüllt uns nicht gerade mit einem Glücksgefühl. Daher stellt sich dann die drängende Frage: „War das alles? Sollen sich darin Ziel und Sinn meines Lebens erschöpft haben?“




Umfragen zufolge sind viele der Meinung: „Mit dem Tod ist das Leben aus und vorbei. Ich spüre dann nichts mehr, bin einfach weg.“ Daher kommt auch der Spruch: „Das Leben ist doch so kurz. Genieße es, solange du es noch hast! Koste aus und nimm, was du bekommen kannst: Macht, Geld, Spaß, Mode, Sex...!“

Ein bedauerlicher Lebens(un)sinn, und so voller Unlogik! Konsequent weitergedacht müsste sich nämlich Resignation einstellen, gar nicht alles bekommen zu können oder überhaupt zu den „Verlierern“ zu zählen. Gehetzt vom Wettlauf gegen die Zeit rennt man durch das Leben, denn jeder weiß: Früher oder später ist es vorbei - Krankheit, Altern und Sterben werden mich einholen. Dann ziehen die „scheinbar Glücklichen“ an mir vorbei, lassen mich zurück und wollen nur ihre persönliche Lebensjagd gewinnen.

Gott spricht: „Der Himmel zerflattert wie Rauch, die Erde zerfällt wie ein Kleid; ihre Bewohner sterben wie die Fliegen. Doch meine hilfreiche Gnade bleibt für immer bestehen“ (Jes 51,6). Dein Leben wird niemals endgültig vernichtet. Das Ziel liegt also nicht im Tod, sondern im ewigen Weiterleben. Der Tod ist nur eine Schranke. Alles Körperliche lassen wir zurück auf dem Weg der Hilflosigkeit und Selbstentsagung. Wie deine Ewigkeit dann aussehen wird, ist deine eigene Entscheidung gewesen, die zum Todeszeitpunkt endgültig wird.

Deine Seele. Sicherlich weißt du ganz gut über deinen Körper Bescheid, aber was ist mit deiner Seele? Wenn wir über das Sterben sprechen, geht es vorrangig um die Seele. Die Glaubenskongregation der Katholischen Kirche sagt: Die „Seele“ ist ein „geistiges Element des Menschen, das mit Bewusstsein und Willen ausgestattet ist“. Sie ist „das Ich des Menschen, welches nach dem Tod fortbesteht, obwohl ihm zwischenzeitlich der ergänzende Teil seines Körpers fehlt“. Mit anderen Worten: Die Seele ist das Geistwesen des Menschen. Sie lebt weiter, nachdem das Fleisch zu leben aufgehört hat, weil sie unsterblich ist.

Irdisches Leben ist Vorstufe zur Ewigkeit. Im Sterbevorgang beginnt sich die Seele vom Körper zu trennen. Sobald ihm alle Lebenskraft entwichen ist, sprechen wir vom Tod, dem unwiderruflichen „Stillstand“ und „Aus“ sämtlicher menschlicher Lebensfunktionen. Jetzt ist die Einheit von Körper und Seele aufgehoben. Alles Körperliche wird zerfallen und sich auflösen, ist tote Materie. Die Seele aber ist unzerstörbar. Sie ist unsichtbar und entzieht sich beim Vorgang der Trennung der Wahrnehmung der Hinterbliebenen. Nur Personen mit extrasensorisch mystischen Begabungen konnten die Seelen Sterbender „sehen“ (wie zum Beispiel Therese Neumann).

Der letzte Weg. Während des Sterbens wirst du dich also in einem Übergangsstadium befinden. Einerseits spürst du noch den Körper, in den du dich bislang eingebunden wusstest, andererseits verlierst du auch langsam den Bezug dazu – ein äußerst geheimnisvoller Vorgang, bei dem du am Ende das Körperliche unwiderruflich zurücklassen wirst. Wenn die Trennung vollzogen ist, wird dir klar bewusst sein, dass du und deine Seele eins sind: deine Seele – das bist du, nur ohne Körper.

Es gibt Beweise für die Existenz der Seele und deren Unzerstörbarkeit: Weder in der Endphase des Sterbens noch nach dem Tod verliert dein Ich die Fähigkeit zu denken, zu fühlen und wahrzunehmen. Der Glaube von der Weiterexistenz der Seele nach dem Tod lässt die Annahme zu, dass die Seele des Verstorbenen ein ganz neuartiges und tiefgreifendes Bewusstseinserleben hat, bei dem sich Empfindungen bisheriger Art aus dem irdischen Leben mit außersinnlichen Wahrnehmungen aus einer jenseitigen Welt überlagern.

Rätselhaft. Bei einer Befragung von Patienten durch Ärzte und Krankenschwestern gaben 52 Prozent der Sterbenden an, früher Verstorbene wahrzunehmen, oft Angehörige der eigenen Familie. Es wird auch berichtet, wie sich die Seele jetzt von den „Fesseln“ des Körpers löst und Fähigkeiten erhält, die bis dahin unmöglich erschienen: „Etwa 20 Jahre wurde in einer Anstalt ein Mädchen namens Käthe gepflegt. Käthe war von Geburt an geistig völlig zurückgeblieben und hatte nie ein Wort sprechen gelernt. An allem, was in ihrer Umgebung vor sich ging, schien sie nicht den geringsten Anteil zu nehmen. Eines Tages lag Käthe im Sterben. Als der Arzt mit einem Begleiter zu ihrem Zimmer ging, fragten sie sich, wer wohl für Käthe Sterbelieder singe. Im Zimmer angekommen, trauten sie ihren Augen und Ohren nicht. Käthe sang selbst die Sterbelieder. Vor allem sang sie immer wieder: „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh‘?“ Etwa eine halbe Stunde lang sang sie mit selig verklärtem Gesicht und ging dann sanft und still heim. Der Arzt sprach von einem medizinischen Rätsel.“ (Häckel, E.: Wir werden leben auch wenn wir sterben.“ 1978, S. 77-78)

Sterben ist demnach kein „genormter“ Vorgang. Jeder von uns durchlebt sein Sterben in ganz persönlicher Weise. Gott bereitet jedem ein einmaliges, individuelles und unwiederholbar persönliches Ereignis. Befragungen Sterbender ergaben zum Beispiel, dass oft Gestalten wahrgenommen werden, zu denen sie persönlichen Bezug hatten. Viele Sterbende erlebten dabei ein auffallend tiefes Glücksgefühl. Aber solche erhebenden Erlebnisse sind offensichtlich keine Selbstverständlichkeit. (Vgl.: Rawlings, M.S. „Beyond Deth’s Door“, 1978) Darf man diesen Berichten glauben? Manche Leute urteilen: „Halluzination“, „Fieberanfall“, „geistige Verwirrung“. Was soll man ihnen antworten? Daisy, ein im Sterben liegendes kleines Mädchen, flüsterte: „Weißt du, niemand kann diese Dinge sehen. Es sei denn, er hat sterbende Augen.“ 

Für oder Wider. Leben im Jenseits ist die Konsequenz des Lebens auf der Erde. Was einer hier sät, das wird er dort ernten. Gott sieht auf unser Herz und den guten Willen: wie du Gottes- und Nächstenliebe verwirklicht und für das Kommen des Reiches Gottes gearbeitet oder gelitten hast, was du mit Seiner Gnade aus deinem Leben gemacht hast. Die Lebensentscheidung ist unumkehrbar. Christus weist auf die Bedeutsamkeit des Vorbereitet-Seins, auf diese alles entscheidende Situation beim Eintritt in die Ewigkeit hin. Heilige vertrauten sich in der Todesstunde nochmals der unendlichen Barmherzigkeit und Güte Gottes an.

Die Heilige Schrift spricht davon: Nach dem Tod trittst du vor das Angesicht Gottes und begegnest der vollkommenen Liebe, Barmherzigkeit, aber auch Gerechtigkeit. Gott selber zeigt sich dir, Er erwartet dich und du schaust Ihn von Angesicht zu Angesicht. Nun erkennst du mit größter Klarheit deinen Seelenzustand und das heilige, gerechte Endurteil gemäß deinem zurückliegenden Leben. Du weißt sofort, dass es deiner eigenen Entscheidung für oder gegen Gott entspricht. Das heißt: diese Entscheidung ist gerecht, du hast sie in und mit deinem Leben selbst getroffen.

Dein im Sterben und Tod abgeschlossenes irdisches Leben trägt also in sich die Entscheidung für eine Ewigkeit im Licht der Anschauung und Liebe Gottes oder in der Schwärze unendlicher Gottesferne ohne jede Liebe. Das eine ist Inbegriff ewigen Lebens in Seligkeit, das andere des ewigen Todes im Bewusstsein selbstverschuldeter Verdammnis. Wir nennen das erste „Himmel“, das zweite „Hölle“. Du erkennst in der Gerechtigkeit Gottes deine eigene aus freiem Wollen vollzogene Entscheidung. Die Dramatik dieser Endkonsequenz wird heute vielfach verschwiegen oder in Frage gestellt. Christus aber mahnt unmissverständlich: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ (Mt 16,26). Oder: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann“ (Mt 10,28).

Himmel und Hölle. Eine Seele, die in bewusster Todsünde (in frei entschiedener Absage an Gottes Liebe und Barmherzigkeit) vor Gott tritt, wendet sich aufgrund ihrer unumstößlichen Entscheidung sofort von Gott ab. Ihr ewiger Zustand bleibt diese Trennung. Das ist die Hölle.

Die Gott liebende Seele, die im Stande der „heiligmachenden Gnade“ von ihrem Körper scheidet, wird von ihrer Sehnsucht förmlich in die offenen und barmherzigen Arme Gottes getrieben. Nun wird sie Ihn ewig schauen in ungeahnter Liebe, in ewigem Glück, in ewiger Freude leben. Das ist das Paradies, der Himmel. Seine Seligkeit übersteigt jede menschliche Vorstellungskraft. Der heilige Paulus sagt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat… das Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben“ (l Kor 2, 9).

„Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heils sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können“ (KKK 1030). Himmel ist Leben in der Heiligkeit Gottes. „Nichts Unreines“ kann dorthin kommen (Offb 21,27). Seelen, die noch befleckt sind von Resten der Sünde oder Sündenfolge, wollen daher schon von sich aus nicht sofort den Himmel betreten. Jeder Verstorbene erkennt alle noch vorhandenen Makel an sich und wünscht in brennender Sehnsucht die Reinigung, die er als Geschenk Gottes voller Dankbarkeit annimmt. Gott macht damit in Seiner Fürsorge und Liebe ein Angebot Seiner Barmherzigkeit: die vollständige Läuterung im Reinigungsort (Purgatorium, Fegfeuer). Diese Seelen (Heilige Seelen oder Armen Seelen) wissen, dass sie nach dem Erlangen vollkommener Heiligkeit in das Leuchten der Herrlichkeit Gottes eintauchen und in den Himmel eingehen werden.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016