Denkmäler entdecken

22. September 2025 | von

Unsere Heimat hat viel zu bieten. Vieles will entdeckt werden. Die „Europäischen Tage des Denkmals“ in der Schweiz sind dafür eine günstige Gelegenheit.

Wer ein altes Gebäude besitzt, trägt nicht nur Verantwortung, sondern häufig auch hohe Kosten. Besonders dann, wenn das Haus unter Denkmalschutz steht. Was als kulturelle Auszeichnung gilt, bringt oft strenge Auflagen mit sich – trotz staatlicher Förderungen. Auflagen, die Renovierungen nicht nur teuer, sondern auch kompliziert machen können. Vor 50 Jahren – 1975 – rief der Europarat das „Europäische Denkmalschutzjahr“ aus. Auch die Schweiz beteiligte sich damals mit einem eigenen „Jahr des Denkmalschutzes“.

Initiative mit Langzeitwirkung
Das Denkmalschutzjahr 1975 hatte das Ziel, die Öffentlichkeit für den Schutz des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und das Bewusstsein für die Bedeutung historischer Bauten und Ortsbilder zu stärken. Es sollte das Verständnis für den Wert der Denkmalpflege als Teil der kulturellen Identität fördern und eine breite Diskussion über den Umgang mit historischen Gebäuden anstoßen. Im Rahmen dieses Jahres wurden zahlreiche Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen organisiert, die das Thema einem breiten Publikum näherbrachten. Langfristig führte das Denkmalschutzjahr zu einem nachhaltigen Bewusstseinswandel in der Schweizer Bevölkerung. Es trug maßgeblich zur Professionalisierung der Denkmalpflege bei und stärkte die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden. Zudem gab es wichtige Impulse für gesetzliche Anpassungen, Förderprogramme und die systematische Inventarisierung von Kulturgütern.
1994 hat man in der Schweiz begonnen, sich jeweils am zweiten Septemberwochenende an den „Europäischen Tagen des Denkmals“ zu beteiligen: Hunderte Veranstaltungen mit Führungen, Filmvorführungen, Exkursionen, Baustellen- und Atelierbesichtigungen rund um Baukultur, Denkmalpflege, Architektur, Archäologie und Brauchtum werden angeboten. 

Architektur mit Geschichte
Koordiniert von verschiedenen Schweizer Ämtern und Konferenzen rund um Kultur, Denkmalpflege und Archäologie, wird am 13./14. September anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Denkmalschutzjahres 1975 zu einer „besonderen Zeitreise“ eingeladen. Mehr als 400 einzigartige Kulturorte öffnen unter dem Titel „Architekturgeschichte“ ihre Pforten: „Besucherinnen und Besucher erhalten exklusive Einblicke in die Entstehung, Pflege und Weiterentwicklung unseres baukulturellen Erbes.“ Im Mittelpunkt stehen persönliche Erzählungen und überraschende Perspektiven auf einzigartige Bauwerke, historische Ortsbilder, archäologische Funde oder ehemalige Industriebauten. Unter www.kulturerbe-entdecken.ch kann man sich sein persönliches Programm zusammenstellen. 

Zisterzienser als Gastgeber
Einer der Gastgeber wird die Abtei von Hauterive sein, nur wenige Kilometer von Fribourg entfernt gelegen. Das zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegründete Kloster gilt als echtes Juwel der Zisterzienserarchitektur in der Schweiz. Plünderungen und Feuer sorgten immer wieder für Rückschläge der Abtei, die ihre Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert erlebte. 1848 wurde die Abtei durch die kantonalen Behörden aufgelöst, der Besitz wurde enteignet, die Mönche wurden zerstreut. Die Gebäude beherbergten eine Landwirtschaftsschule (1850-1859) und dann eine Lehrerbildungsanstalt (1859-1940), die Generationen von Lehrern ausbildete. Seit 1939 sind die Zisterzienser wieder in Hauterive, nachdem sich die Mönche der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau in Bregenz um eine Wiederbesiedelung bemüht hatten. Sie leben auf einem Territorium mit Spuren vieler Jahrhunderte: Die Kirche, erbaut von 1150-1160, gilt als eines der besten Beispiele für die Zisterzienserarchitektur. Chorraum der Kirche und Kreuzgang des Klosters stammen größtenteils aus der Gotik, während das Chorgestühl ein Meisterwerk des späten 15. Jahrhunderts ist. Zahlreiche Wandmalereien schmücken das Gebäude, von denen viele aus der Renovierung nach dem Brand der Abtei (1578) stammen. Die Barockisierung des Gebäudes im 18. Jahrhundert ging mit dem umfangreichen Wiederaufbau der Abteigebäude (1716-1770) einher.
Zwischen 1903 und 1913 erfolgte eine umfassende Renovierung des Komplexes. Experten des Bundes überwachten die Maßnahme und sorgten für einen wichtigen Meilenstein für die Erhaltung historischer Denkmäler rund um Fribourg. Jüngst wurde eine mehrjährige Kirchenrenovierung abgeschlossen. Die „Europäischen Tage des Denkmals“ bieten nun eine günstige Gelegenheit, die Klosteranlage zu besichtigen – unter anderem Bereiche der Klausur, die ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. 

Zuletzt aktualisiert: 22. September 2025
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