Die Weichen sind wieder gestellt!

29. Januar 2024 | von

Wo Kirche sich mit gemeinsamer Entscheidungsfindung oft noch schwer tut, ist das in den Orden jahrhundertelang erprobte und bewährte Praxis. Beim „Provinzkapitel“ kommen die Brüder zusammen, evaluieren die vergangenen Jahre und stellen die Weichen für die nächste Amtsperiode.

Alle vier Jahre feiern die Franziskaner-Minoriten der Provinz St. Elisabeth ihr „Provinzkapitel“. Dass sie es „feiern“ macht deutlich, dass es bei dieser demokratischen Versammlung nicht nur um das Beraten und Entscheiden von Sachthemen geht, sondern auch um ein gutes, brüderliches Miteinander. Das gemeinsame Gebet, Mahlzeiten und die „Rekreation“ am Abend gehören ganz wesentlich mit dazu, wenn die Brüder sich treffen. Tagungsort der Versammlung, die auf die Monate September, Oktober und November verteilt war, war das Bildungshaus Kloster Schwarzenberg in Mittelfranken.

Gründlicher Blick zurück

Der erste Teil des Kapitels beschäftigte sich mit der Auswertung der vergangenen vier Jahre. Hier wurden die Visitationsberichte des Generalministers und des Provinzialministers verlesen und besprochen. Dafür hatten Br. Igor Salmicˇ und Br. Andreas Murk in den Monaten zuvor alle Konvente besucht und ausführliche Gespräche mit den Brüdern geführt. Desweiteren gaben alle anderen Brüder, die für Aufgaben und Werke der Gemeinschaft verantwortlich sind, ihren Bericht ab. Der Blick zurück half in einem zweiten Schritt, erste Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre herauszuarbeiten und in einem „Vorbereitungsdokument“ zusammenzufassen, das dann für die weitere Arbeit wesentlich war.

Weichen für die Zukunft

Im zweiten Teil des Provinzkapitels ging es vor allem um die Wahl der neuen Provinzleitung. Nach einem geistlichen Impuls zum Thema „Frieden und Versöhnung“ von Sr. M. Scholastika Jurt, Generalpriorin der Dominikanerinnen von Arenberg, wurde Br. Andreas Murk am 10. Oktober im1. Wahlgang für eine zweite (und damit zugleich letzte) Amtszeit bestätigt. Zum Leitungsteam, dem sogenannten Definitorium, gehören Br. Mateusz Kotyło (Provinzvikar und Provinzsekretär), Br. Josef Bodensteiner, Br. Richard Francis Chimfwembe und Br. Markus Scholz. Mit Br. Richard Francis gehört erstmals ein Bruder aus Sambia der deutschen Provinzleitung an – ein deutliches Signal für die Internationalität des Ordens!

Vom 05.-07. November 2023 tagten die 20 Kapitulare schließlich abermals. Entlang des „Instrumentum Laboris“ galt es, die 16 Anträge zu beraten und darüber abzustimmen. Die Anträge beschäftigten sich unter anderem mit Fragen der Finanzen und der Verwaltung, griffen aber auch aktuelle Themen auf wie der Antrag zu „Gerechtigkeit, Frieden und Unversehrtheit der Schöpfung“. Die Brüder erklären darin, dass sie sich stark machen „für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen, der Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und der Solidarität mit den Menschen unterschiedlichster Schichten und Gruppen.“ Außerdem wurden konkrete und verbindliche Maßnahmen zum Schutz der Umwelt festgelegt bzw. verlängert, wie z. B. der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energiequellen (bereits seit 2017).

Sich der Verantwortung stellen

Breiten Raum in der Diskussion nahm das Thema „Missbrauch und Prävention“ ein. Der entschiedene Weg der Provinzleitung wurde bestätigt. Auch im Blick auf die Veröffentlichung einer unabhängigen Untersuchung der Missbrauchsfälle, die im Frühsommer 2024 abgeschlossen sein soll, erklärte das Provinzkapitel einstimmig: „Als durchgängig und bis heute besonders verheerend erscheint die Tendenz vieler Brüder, wegzuschauen oder etwas nicht wissen zu wollen oder etwas zu wissen, aber nichts zu sagen bzw. nicht gehört zu werden. Eine große Sprachlosigkeit im Bereich der Sexualität erhöht die Komplexität. – Uns ist klar, dass wir uns weiterhin unserer Verantwortung stellen müssen: Nur so kann die Vergangenheit heilen, nur so können wir verhindern, dass solche Verbrechen auch in Zukunft geschehen.“

Gemeinsam unterwegs

Die Internationalität des Ordens kam besonders bei der Verabschiedung eines neuen Statuts für die Provinzdelegation in den Niederlanden zum Ausdruck, aber auch beim Entscheid, die Mission der Indischen Provinz in Sri Lanka weiterhin finanziell zu unterstützen. Aber auch die Konvente in Deutschland haben ein internationales Gesicht, was bei der Wahl der Guardiane (Hausobere) deutlich wurde: Br. Adam Kalinowski aus der Danziger Ordensprovinz wurde für eine zweite Amtszeit im Konvent Würzburg gewählt. Br. Jesmond Panapparambil aus Indien übernimmt die Leitung des Konvents Schönau. Br. Mateusz Kotyło hat „Ja“ gesagt zu einer weiteren Amtsperiode als Guardian im Kloster Schwarzenberg und leitet damit auch in den nächsten vier Jahren das Bildungshaus der Gemeinschaft. Br. Markus Scholz übernimmt als Jüngster das Guardianat im Kloster Maria Eck. Br. Josef Bodensteiner bleibt Hausoberer in der Niederlassung der Franziskaner-Minoriten in Köln und Br. Maximilian M. Bauer wechselt als Guardian in das Kloster Lage im Bistum Osnabrück.

Zuletzt aktualisiert: 29. Januar 2024
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