Ein bisschen wie im Himmel

Ob das Christkind die Geschenke bringt und die Engel ihm dabei helfen? So wirklich sicher wissen wir es nicht. Dass aber Briefe ans Christkind beantwortet werden und in Engelskirchen wohl die meisten Engel zu finden sind, das lässt sich relativ leicht bew
17. Dezember 2016 | von

Besonders in der Weihnachtszeit beschäftigt sich so mancher Kinderkopf mit dem Christkind, dem Wunschzettel und allem, was dazugehört. Und eine der interessantesten Fragen dürfte dabei sein, wo das Christkind denn nun wohnt? Und vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil die Aussage „im Himmel“ doch allzu abstrakt erscheint, wurden die „Weihnachtspostämter“ erfunden. Ob nun in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, überall kann man während der Adventszeit Briefe „an das Christkind“ adressieren. 

 

Vorweihnachtlicher Briefwechsel

Doch auch vor dem Weihnachtspostamt hat der Rotstift nicht Halt gemacht. Das „Himmlische Postamt“ im Hildesheimer Stadtteil Himmelsthür wurde mittlerweile von der Post aufgegeben, obwohl es, 1967 gegründet, das älteste Weihnachtspostamt Deutschlands gewesen ist. In Himmelpfort wurde des Christkinds Postkasten ebenso abgehängt wie im Schweizerischen Bern-Betlehem. Wer aber an das Christkind schreibt, bekommt trotzdem noch eine Antwort. Das gilt auch für Österreich, wo man seine Weihnachtspost an die schöne Adresse „Postamt Christkindl, Christkindlweg 6, 4411 Christkindl“ schicken darf. 

Immer noch in Betrieb ist das „Christkindbüro“ in Engelskirchen im Bergischen Land, einem Ort mit knapp 20.000 Einwohnern. 20 von ihnen sind als ehrenamtliche „Briefbeantworter/innen“ tätig. Eine von ihnen ist Birgit Müller, die von den Anfängen der Aktion berichten kann: „Mein Mann war 1985 noch bei der Post in Engelskirchen beschäftigt und erzählte eines Abends, sie hätten einen Brief an das Christkind bekommen. Weil sie nicht wussten, was sie damit machen sollten, öffneten sie den Brief, beantworteten ihn und schickten ihn zurück. Wenn in den darauffolgenden Jahren irgendwo im Land wieder Briefe an das Christkind auftauchten, wurden sie nach Engelskirchen geschickt.“ Und aus dem einen Brief im ersten Jahr sind mittlerweile bis zu 140.000 Wunschzettel geworden, die von Kindern aus über 50 Nationen Jahr für Jahr nach Engelskirchen geschickt werden.

 

Himmlische Sammlung

Wer nicht nur ans Christkind schreiben will, sondern einmal selbst nach Engelskirchen fahren kann und dort am Engels-Platz Nummer 7 Halt macht, findet eine weitere Besonderheit in dieser überschaubaren Stadt: Vor gut einem Jahr hat dort Deutschlands erstes Engel-Museum seine Pforten eröffnet.

Dieses geht zurück auf den Traum eines gewissen Johann Fischer aus Kürten-Engeldorf, einem leidenschaftlichen Engelsammler. Im Lauf der Jahre sammelte er sich mit seinen etwa 15.000 Engelsfiguren bis ins „Guiness-Buch der Rekorde“. Begonnen hat seine Leidenschaft mit einem Verkehrsunfall. Seine Tochter brachte ihm einen Schutzengel mit ins Krankenhaus – wohl ohne zu ahnen, wie viele Engel diesem einen im Lauf der Jahre folgen würden... Weil er sie aber nicht nur für sich allein bewundern wollte, träumte Johann Fischer von einem ganz besonderen Museum. Zu diesem Zweck wurde in Engelskirchen schließlich der „Engelverein e. V.“ gegründet, der 2010 einen Großteil der Sammlung von Herrn Fischer übernahm, der nur zwei Jahre später verstarb und so die Eröffnung „seines“ Museums nicht mehr miterleben konnte. Er würde aber wohl ganz bestimmt zufrieden sein mit dem, was entstanden ist. 

 

Engel aller Arten

In der Alten Schlosserei von Engelskirchen werden nun etwa 2.000 Engels-Exponate gezeigt – „von Kitsch bis Kunst“, wie die Museumsleitung freimütig bekennt. Auf den etwa 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind die Engel ins sieben Abteilungen einsortiert: Glaube, Religion, Volksfrömmigkeit / Installation Lebensraum „Johann Fischer“ / Raffael-Engel / Engel in der Weihnachtszeit / Grab- und Todesengel / Kitsch, Kunst und Kuriositäten / Engel in der Werbung. Ein umfassender Einblick ist also gewährleistet!

Als besonders sehenswert gelten im Museum, das ohne öffentliche Gelder auskommt, eine Engelplastik aus Bronze, die um das Jahr 1.000 vor Christus herum datiert wird, eine samtene, mit Schutzengelmotiv bedruckte Kissenhülle (um 1920) oder ein hölzerner Erzengel Michael aus dem 17./18. Jahrhundert. Und für Statistiker dürfte interessant sein, dass der größte Engel knapp zweieinhalb Meter misst, der schwerste Engel 85 kg auf die Waage bringt und der leichteste gerade einmal 0,2 g wiegt.

 

Souvenirs für zuhause 

Und wer am Ende des Besuchs von Engeln noch immer nicht genug hat, kann sich einen „Original Engelskirchener Engel“ mit nach Hause nehmen, den es vom Teelichthalter bis zum Schlüsselanhänger in den verschiedensten Ausführungen gibt. Aus einer ursprünglich spontanen Idee heraus ist mittlerweile so etwas wie ein Wahrzeichen der Gemeinde Engelskirchen geworden – inklusive europaweitem Markenschutz. Mit dem Verkauf und den Eintrittsgeldern (€ 11,00 Familienkarte, € 4,00 Erwachsene, € 2,00 ermäßigter Eintritt) wird das Museum unterhalten und vielleicht, wenn noch der ein oder andere Engel dazukommt, muss ja irgendwann sogar einmal angebaut werden. Mehr Informationen im Internet: www.engel-museum.de

Zuletzt aktualisiert: 17. Dezember 2016
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