Im Kinderheim ist es super!

01. Januar 1900 | von

Liebe Kinder, stellt euch einmal vor, ihr seid müde, weil ihr euch den ganzen Tag auf der Straße rumgetrieben habt. Ihr würdet nun gerne nach Hause gehen und ausruhen – aber da ist kein Zuhause, weder Vater noch Mutter, die auf euch warten... So geht es Dima, Tamara, Slava und Timur. Sie haben wie viele andere Kinder in Russland kein Zuhause. Tagsüber laufen sie durch die Straßen und nachts müssen sie auf den kalten, zugigen Bahnhöfen Moskaus schlafen. Ihre Eltern haben so viele Probleme, dass sie sich nicht um die Kinder kümmern können.

Neues Heim. Aber zum Glück gibt es Pater Kasimir, Ljuba aus der Ukraine, Agnieszka aus Polen und viele andere, die helfen wollen. Vor fünf Jahren hat der Salesianerorden in Moskau ein Kinderheim ganz besonderer Art eröffnet. Natürlich war es nicht möglich, allen 50000 Straßenkindern der Stadt ein Zuhause zu schaffen, aber für zwölf Kinder fand er ein abbruchreifes Gebäude im Zentrum Moskaus, das er für sie in ein gemütliches Heim verwandelte.

Schon zu viel gesehen. Slava war zehn Jahre alt, als ihn die Polizei nachts auf der Straße fand und zu Pater Kasimir brachte. Slava war zunächst völlig verängstigt und wollte mit niemandem sprechen. Aber mit der Zeit fasste er Vertrauen und ließ sich von Ljuba auch manchmal in den Arm nehmen. Er konnte weder schreiben noch lesen, bis ihm Agnieszka einen Kuli schenkte und jeden Tag mit ihm die Buchstaben übte. Im September durfte er dann endlich zum ersten Mal in seinem Leben in die Schule gehen und gestern bekam er sogar eine 5 (das ist wie bei uns eine 1) für den besten Aufsatz seiner Klasse.
Der kleine Dima war vier Jahre alt, als er im Kinderheim an der Grusinskaja Straße abgeliefert wurde. Er hielt den ganzen Tag die Augen geschlossen, denn er hatte schon so viele schreckliche Dinge gesehen. Es brauchte viele Streicheleinheiten, liebevolle Worte und Geduld, bis er begann, mit Agnieszka ein Lied zu lernen oder mit den anderen Kindern zu spielen.

Halb verhungert. Tamaras Eltern sind gestorben und als Pater Kasimir sie traf, war sie bereits halb verhungert. Das gute Essen, das Ljuba mittags auf den Tisch bringt, ab und zu ein Schokoriegel und vor allem die harmonische Atmosphäre im Kinderheim haben ihr geholfen, wieder kräftig zu werden.
Wenn ihr, liebe Kinder, heute einmal in die Grusinskaja Straße kommen wollt, seht ihr, wie Slava nach der Schule wie alle Jungen seines Alters seine Hausaufgaben macht. Dima tobt in der Turnhalle herum und wird von Pater Kasimir in die Luft geworfen, und Tamara wird euch vielleicht, wie es in Russland üblich ist, eine Tasse Tee mit Pirogen, einer Art Hefegebäck, anbieten.
Doch lassen wir einfach mal die Kinder aus der Grusinskaja Straße selbst erzählen, wie ihr neues Leben aussieht.

Hier ist es super! Hier ist alles gut und ich will, dass alle Armen so leben wie wir, besonders die, die kein Zuhause haben. Ich habe hier gelernt, nicht nur an mich zu denken, sondern auch an die anderen, zum Beispiel helfe ich beim Putzen, mache meine Hausaufgaben alleine und helfe den Kleinen beim Anziehen. Ich habe hier gelernt, auch an meine Zukunft zu denken. euer Slava (10 Jahre)
Im Kinderheim ist es super! Wir lernen, uns gegenseitig gern zu haben. Manchmal ist das schwer und wir zanken uns. Aber dann sagt uns Agnieszka, dass wir uns wieder vertragen müssen. Und das machen wir dann auch - meistens. Tschüs Dima.
Ich bin sehr gerne im Kinderheim, denn ich lerne Klavier spielen, lesen und schreiben. Ich habe auch zeichnen gelernt und es ist toll, dass es immer etwas zu essen gibt. Im Kinderheim sind alle Menschen gut und ich hoffe, dass niemand krank wird.
Kristina (7 Jahre).

 

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016