Im Schein von tausend Kerzen

25. März 2014 | von

Für das Pfingstfest im Mai 1862 hatte Papst Pius IX. mehr als dreihundert Bischöfe nach Rom einberufen. Anlass war die Heiligsprechung der Japanischen Märtyrer. Erleuchtet wurde der Petersdom damals vom Schein tausender Kerzen, denn Thomas Alvar Edison hat erst im Jahr 1879 eine brauchbare Glühbirne entwickelt.



Der Gesellenvater Adolph Kolping begleitete damals im Mai 1862 den Kölner Weihbischof Johann Anton Friedrich Baudri auf dessen Romreise und veröffentlichte später in den von ihm selbst herausgegebenen „Rheinischen Volksblättern für Haus, Familie und Handwerk“ eine Artikel-serie „Bilder aus Rom“, wie er es angekündigt hatte: „Gibt Gott glückliche Heimkehr, sollen die Leser dieser Blätter ausführlich erfahren, was wir gehört und gesehen haben.“ Von Köln aus ging die Reise am 15. Mai 1862 mit der Eisenbahn über Paris nach Marseille, mit dem Schiff nach Civitavecchia, auf dem Landweg nach Rom. Der Rückweg führte ab Marseille über Dijon und Besançon, Ankunft in Köln am 7. Juli.

Die Heiligsprechung der Japanischen Märtyrer erfolgte am Pfingstfest, dem 8. Juni 1862, im Petersdom. Zu dieser Feier hatten sich 50.000 Gäste in Rom versammelt, darunter 43 Kardinäle, fünf Patriarchen, 53 Erzbischöfe, 195 Bischöfe, hundert Prälaten vom Päpstlichen Hof und etwa 9.000 Priester. „Kein noch so weiter Weg, keine noch so große Beschwer der Reise, des Klimas, der glühend werdenden Sommerhitze, von den Kosten nicht zu reden, weil sie wirklich in diesem Falle der Rede nicht wert sind, hatten diese Scharen abhalten können, nach Rom zu eilen, das Herz des Heiligen Vaters zu erfreuen, und der ganzen gläubigen und ungläubigen Welt das denkwürdige Schauspiel eines katholischen Familienfestes zu bereiten, was die ganze übrige Welt nie zustande bringen wird.“



ES FLIMMERT UND STRAHLT

Die Feier im Petersdom beginnt bereits um 7 Uhr. Adolph Kolping wundert sich über den Schmuck: „Auch die Pfeiler sind in buntes Papier gehüllt, und nach italienischer Sitte mit roten, scheinbar seidenen Stoffen mit Goldfransen drapiert. Von der Galerie hängt eine Unzahl Kronenleuchter, alles von Holz, Papier- und Goldflitter gezimmert, beklebt und verziert. Hunderte von Händen sind am Werk, die Fenster zu verhängen und die Kerzen anzuzünden. An langen Seilen schweben die Pompiers aus den Höhen herab.

Mehr als 10.000 Kerzen strahlen ihr flammendes Licht zu der goldenen Decke empor und erfüllen die Kuppel mit wunderbarem Schein. Also flimmert und strahlt die ganze Kirche heute zur Ehre Gottes und seiner Heiligen, deren Martyrergeschichte die Hand des Künstlers durch die ganze Kirche mit kunstfertigem Pinsel beschrieben hat.“

Ausdauer war gefragt. „Das Hohe Amt endet gegen ein Uhr mittags. Der Heilige Vater sieht, als man ihn aus der Kirche zurück zum Vatikan trägt, kaum angegriffen aus. Sein heute glückliches Herz hat ihn über alle Beschwer erhoben, und Gott ihn sichtbar gestärkt. Auch das Volk strömt jetzt aus der wie mit Wolken von Kerzenduft erfüllten heißen Kirche nach dem Petersplatz. Die Damen haben richtig ausgehalten bis zum Schluss und waren recht andächtig und erbaulich. Geweint haben alle, sie nicht allein.“

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016