Kerzen für Maria Lichtmess und Blasiussegen

25. Januar 2012 | von

Zu Maria Lichtmess am 2. Februar spielt die Kerze eine besondere Rolle. Früher hielt man an diesem Tag eigene Märkte für Wachswaren ab (Lichter-Messen), auf denen der Kerzenvorrat für das gesamte Jahr eingekauft wurde. Im Gottesdienst werden die Kerzen für das ganze Jahr gesegnet: für Haus, Hof und die Familienfeste, auch für den Bedarf in der Kirche.



Im Evangelium von Maria Lichtmess nimmt der greise Simeon das Kind Jesus in seine Arme und preist ihn als „Licht, das die Heiden erleuchtet“ (Lk 2,32). Bereits ab dem 7. Jahrhundert gab es in Rom an diesem Fest eine Lichterprozession. Tags darauf wird der Blasiussegen zum Schutz vor Halskrankheiten erteilt, mittels zweier gesegneter, in Form eines Andreaskreuzes vor Gesicht und Hals gehaltener Kerzen. Die Blasiuskerzen werden aus besonders hartem Wachs in konischer Form von Hand hergestellt, damit sie beim Spenden des Segens nicht tropfen, so Martin Schenk, der Juniorchef der gleichnamigen Wachswarenfabrik in Würzburg.



GESCHNITTEN, GEKÖPFELT UND VERPACKT

Hochsaison für Kerzenhersteller ist natürlich Weihnachten. Bereits seit Juli sind die zehn Mitarbeiter der Firma Wachs Schenk, 1750 in Würzburg gegründet (www.wachs-schenk.de), damit beschäftigt, handwerklich Weihnachtskerzen für Christbäume und Adventskerzen für Kirchen herzustellen. Die Dochtstränge aus geflochtenen Baumwollfäden werden auf die Maschinen gespannt und immer wieder mehrere Stunden durch ein flüssiges Wachsbad gezogen. Anschließend werden sie geschnitten, geköpfelt und verpackt.

Die Mitarbeiter müssen aufmerksam sein und die Temperatur des Wachses immer wieder überprüfen, denn wenn das Wachs zu kalt ist, brechen die Stränge auf der Zugmaschine, ist es zu warm, verformen sie sich. „Altarkerzen werden anschließend noch in härteres Wachs getaucht“, erklärt Firmeninhaber Ludwig Schenk, „so entsteht, wenn die Kerze brennt, ein Rand, der verhindert, dass das Wachs herunter tropft.“ Durch den Luftzug von Orgel und Heizung kommt die Flamme in Bewegung, das Wachs schmilzt schneller. Kerzen aus reinem Bienenwachs werden sogar ganz ohne Maschinen hergestellt, die Konsistenz des Wachses lässt ausschließlich eine Verarbeitung mit der Hand zu.

Heute werden Kerzen meistens aus Stearin oder Paraffin, das aus Erdöl gewonnen wird, hergestellt. In der katholischen Kirche müssen Altarkerzen 10 Prozent Bienenwachs enthalten, dies steigert die Qualität, erzählt Ludwig Schenk.



LUMEN CHRISTI

Wohl seit dem 3. Jahrhundert verwendeten die Römer Talg-, Pech- und Wachskerzen. Weil in christlichen Kirchen der Bedarf an Kerzen hoch war, wurde Bienenwachs im Mittelalter zu einem wichtigen Handelsgut. Seit 1061 ist aus Frankreich eine Innung der Kerzenzieher bekannt, im 14. Jahrhundert eine Innung der Kerzengießer in Hamburg. 1830 wurden in Frankreich die ersten Stearin-Kerzen gefertigt, kurz danach begann die Zeit der Großproduktion von Kerzen.

Ostern ist das Fest, bei dem die Kerze die größte Rolle spielt. In der Vigilfeier wird die Osterkerze am frisch entfachten Osterfeuer entzündet. Mit ihr zieht der Priester in die dunkle Kirche ein und singt „Lumen Christi“ (Christus, das Licht), die Gemeinde antwortet mit „Deo gratias“ (Dank sei Gott). Die Kirche wird dadurch erhellt, dass die anwesenden Gläubigen Kerzen in der Hand halten, die an der Osterkerze entzündet wurden. Die Kerze erinnert die Gläubigen an ihre Taufe und den Auftrag, als „Kinder des Lichts“ (Eph 5,8) zu leben. Als Ausdruck des Glaubens an die Auferstehung steht die Osterkerze bei der Begräbnisfeier am Sarg des Verstorbenen.

Die Taufkerze wird an der Osterkerze entzündet. Die Verzierungen von Taufkerzen sind heutzutage oft individuell gestaltet. Doch als besondere Symbole sind immer das Christuszeichen (Pax) oder ein Kreuz, außerdem die Taube als Zeichen für den Heiligen Geist und Wasser zu sehen.



TAUFE, TRAUUNG, WALLFAHRT

Ebenfalls individuell sind Kommunionkerzen verziert. Weil die jungen Christen dabei erstmals die heilige Kommunion empfangen, sind immer der Kelch und die Hostie darauf zu sehen. Oft verzieren die Kinder ihre Kerzen im Kommunionunterricht selbst. „In den letzten Jahren werden häufig Motive wie der Fisch oder die Sonne gewählt. Gerne wird auch ein Weg dargestellt als Zeichen des Lebensweges zu Gott“, so Martin Schenk. Brautkerzen, die auch an der Osterkerze entzündet werden, zeigen meist zwei Ringe und ein Kreuz. Gerne werden auch Herzen, Rosen oder ein Psalm hinzugefügt.

An Wallfahrtsorten werden Zierkerzen gesegnet. Sie erinnern die Gläubigen im Alltag wieder an die Pilgerreise und die damit verbundenen spirituellen Erlebnisse. Die am meisten verwendete Kerze in der Kirche ist wohl die Opferkerze. Sie wird, verbunden mit einer Bitte oder einem Dank, in der Kirche von den Gläubigen entzündet.

Für den Rosenkranzmonat Oktober werden bei Wachs Schenk Altarkerzen mit einem Rosenkranz aus Wachs veredelt. Jede Perle wird einzeln gegossen, handbemalt und mit der Aufschrift „Rosenkranzkönigin bitte für uns“ versehen. So begleiten Kerzen die Gläubigen durch das Kirchenjahr und erinnern immer wieder daran, dass Jesus Christus als Licht der Welt eine besondere Rolle in ihrem Leben spielen sollte.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016