Kirchweihe in Sankt Petersburg

29. Oktober 2013 | von

Am Fest Mariä Geburt, Sonntag, 8. September 2013, konsekrierte der Erzbischof von Moskau, Exz. Paolo Pezzi, die dem heiligen Antonius geweihte Kirche der Franziskaner-Minoriten in Sankt Petersburg. Aus gutem Grund war für dieses festliche Ereignis eine große Delegation aus Padua angereist. Ein Teilnehmer berichtet und zeigt die Zusammenhänge auf.



Ein Festtag war es für den Ausbildungskonvent der Franziskaner-Minoriten in Sankt Petersburg. Die jungen Brüder studieren an der Theologischen Hochschule, angeleitet von ihrem Magister, P. Piotr Karnialiuk, der gut mit der Bratsche umgehen kann, war er doch vor seinem Ordenseintritt Mitglied des staatlichen Orchesters in Brest / Weißrussland. Aus Moskau angereist war Erzbischof Paolo Pezzi, um den Altar und die öffentlich zugängliche Kirche des Minoritenklosters in Sankt Petersburg zu konsekrieren. Wegen des großen Andrangs der Gläubigen fanden nicht alle Anwesenden einen Platz im Inneren der Kirche. Über Leinwand und Lautsprecher verfolgten sie vom Kreuzgang des Klosters aus die liturgische Feier.


ANTONIUS RUHTE DARIN

Einen reservierten Platz hatten die mehr als dreißig Priester, die mit Exz. Paolo Pezzi konzelebrierten, unter ihnen der Generalassistent des Minoritenordens für Osteuropa, P. Jacek Ciupiński, der Generalkustos der Minoriten in Russland, P. Nikolay Dubinin, der Generalvikar der Erzdiözese Moskau, Prälat Sergei Timashov, und der Rektor der Antoniusbasilika in Padua, P. Enzo Poiana. Aus dem Antoniusheiligtum in Padua stammt der wertvolle Marmoraltar, der konsekriert wurde. Einige Jahre lang diente er als provisorische Tomba für die Gebeine des Heiligen, als die linke Seitenkapelle mit dem Grabaltar restauriert wurde.

Wie passt das, ein Marmorsarg, in dem die Gebeine eines Heiligen geruht hatten, umfunktioniert zu einem Altar? Bereits in antiker Zeit hielten die Christen die Gräber der Märtyrer für den passenden Ort, um dort Eucharistie zu feiern. Auch das historische Grab des heiligen Antonius in seiner Basilika in Padua war als Altar errichtet. Wegen dringender Renovierungsarbeiten in den Jahren 2008 bis 2010 wurden die Gebeine des heiligen Antonius in die gegenüberliegende Seitenkapelle verbracht, zur Verehrung durch die Gläubigen.

Die Firma Margraf in Vicenza, erfahren in der Bearbeitung von Marmor, hatte dafür einen herrlichen Sarkophag gestiftet, eine Nachbildung der ursprünglichen Tomba des heiligen Antonius, um darin seine Gebeine für die Verehrung durch die Pilger vorübergehend aufzubewahren. Diese provisorische Marmor-Tomba war auf vier Säulen postiert. In den beiden Jahren zogen hunderttausende Pilger daran vorüber, mit der Hand liebevoll den Marmor berührend. Als der handgefertigte Sarkophag wieder abgebaut wurde, dachte man wegen seiner Schönheit und seiner Verwendung sofort daran, ihn zu einem Altar umzubauen und einer Kirche anzubieten, die mit dem heiligen Antonius verbunden ist.



GÄSTE AUS PADUA

Der Rektor des Heiligtums in Padua, P. Enzo Poiana, erklärt es so: „Unser Generalminister P. Marco Tasca sagte uns, dass für die neu erbaute Kirche der Mitbrüder in Sankt Petersburg – dem heiligen Antonius, dem Wundertäter geweiht! – noch ein Altar gesucht wird. Leicht wurde es freilich nicht, den schweren Altar nach Russland zu transportieren, Bürokratie und Zoll stellten sich quer. Doch viele halfen mit, warfen ihre Position in die Waagschale, ließen ihre Beziehungen spielen: der Architekt Luigi Ometto, die Präsidenten der Veneranda Arca am Antoniusheiligtum in Padua und nicht zuletzt der italienische Konsul in Sankt Petersburg. Zwei Jahre lang wurde verhandelt, dann kam die Erlaubnis, den Marmoraltar, der in Padua als Tomba gedient hatte, an seinen endgültigen Bestimmungsort in Sankt Petersburg zu transportieren.“

In guter katholischer Tradition wurde bei der Konsekration auch eine Reliquie des heiligen Antonius, den die Katholiken in Russland sehr verehren, in den Altar eingefügt. An der feierlichen Liturgie nahmen teil: der Konsul Italiens in Sankt Petersburg, Dott. Luigi Estero; der Präsident der Veneranda Arca del Santo (jene Institution, die den Altar stiftete), Prof. Leopoldo Saracini; der Direktor der italienischen Firma, die fachkundig den Transport und die Aufstellung Marmoraltars durchführte, Luigi Ometto. Eine besondere Würde bekam die Feier durch die Cappella Costantiniana der Basilika Santi Apostoli in Rom, unter der Leitung von Padre Gennaro M. Becchimanzi. Nun schon einmal im Land, gaben sie auch gleich zwei Konzerte in Sankt Petersburg.



VEREHRER IN RUSSLAND

Nach der über zweistündigen Eucharistiefeier lud der Guardian des Minoritenkonvents in Sankt Petersburg, P. Stanislav Vuytovich, die Teilnehmer zu einem brüderlichen Imbiss ein. Gäste wie Gläubige vor Ort schätzten diesen Moment freundschaftlicher Verbundenheit mit der doch kleinen Gemeinde der Katholiken in der Stadt.

Nun versuchen die Minoriten, die bereits seit zwanzig Jahren in Sankt Petersburg präsent sind, bei den kirchlichen Behörden die Anerkennung ihres gerade erst konsekrierten Gotteshauses als offizielles Antoniusheiligtum für die gesamte russische Erde zu erlangen.


Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016