Kleiner König im Rollstuhl

01. Januar 1900 | von

M

eine, unsere Spende lebt, so lautet der Slogan der Caritas. Er soll vermitteln, dass wir durch unsere Spenden anderen Mitmenschen helfen können, ein menschenwürdigeres Leben zu führen. Unsere Spenden bleiben nicht „anonym sondern sind ganz klar einer Person zugeordnet, einem Mensch mit einem Namen, mit einer Geschichte, mit seinen Problemen. Ihn können wir finanziell unterstützen – in unserem Fall heißt dieser Mensch Kofi.

Kofi lächelt wieder. Vielleicht können Sie sich noch an den Artikel erinnern, den ich vor zwei Jahren über das Buruli-Geschwür und über Kofi geschrieben habe. Der Junge aus Ghana litt an dieser schmerzhaften Krankheit. Sie haben ganz richtig gelesen, litt. Unsere Mitbrüder in Ghana konnten nämlich mit Hilfe Ihrer Spenden Kofi eine Operation ermöglichen, die seinen kleinen, durch Geschwüre entstellten Körper von der Last dieser heimtückischen Krankheit befreite.
Gemeinsam mit P. Giorgio Abram, dem Verantwortlichen der „International Anti-Leprosy-Organization (Internationale Antilepra Organisation, kurz: IALO), haben wir beschlossen, Ihnen davon zu berichten, was wir alles durch Ihre zahlreichen Spenden bewirken konnten. Wir bedanken uns herzlichst für Ihre Großzügigkeit! Viel mehr als unserer Worte ausdrücken können, sagt und vermittelt Ihnen Kofi mit seinem Lächeln. In sein Leben, das auf Grund des Buruli-Geschwürs aussichtslos erschien, kam die Freude und das Lachen zurück.

Fluch Buruli. In einem E-mail schrieb mir P. Giorgio: „Seit Kofi seinen Rollstuhl hat, ist er der König seines Dorfes, wo so etwas noch nie gesehen worden ist. War er früher dazu verdammt, in der Einsamkeit den Kampf mit seiner Krankheit aufzunehmen, so ist es dem Jungen jetzt möglich, auch das Haus zu verlassen und ein „normales Leben zu führen. Genau das ist auch ein Anliegen der Mitbrüder: die Menschen über diese Krankheit, die vor allem Kinder befällt, aufzuklären und so zu verhindern, dass die Kranken einfach isoliert werden. Dazu zählt sicherlich, den Familien beizubringen, dass diese Krankheit kein Fluch oder eine Verdammung ist. Aus dieser Überzeugung heraus vertrauen sich die Menschen nämlich lieber irgendwelchen Hexenmeistern oder Wunderheilern an als den Ärzten. Ein großes Problem stellt vor allem die Tatsache dar, dass diese Krankheit fast schmerzlos ist (da sie die Nervenbahnen zerstört), was zur Folge hat, dass der Kranke nicht das Verlangen hat, einen Arzt aufzusuchen. Außerdem wollen die meisten Betroffenen nicht die mühsame Therapie auf sich nehmen, da besonders am Beginn keine echten Verbesserung erkennbar sind.

Die Krankheit packen. Doch die Krankheit kann nur geheilt werden, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird: entweder durch einen operativen Eingriff (wodurch die Knoten, die die „Vorboten des Geschwürs sind, entfernt werden können), oder durch das Versorgen der offen Wunden beziehungsweise Geschwüre, um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern.
P. Giorgio schätzt die Anzahl der Kranken auf 1.110 bei einer Bevölkerungszahl von 250.000. Das größte Problem in der Eindämmung dieser Krankheit sieht er in der fehlenden Infrastruktur: Es gibt zu wenig kleine Spitäler. Um in Zukunft zu verhindern, dass die Familien der Kranken auf eine Pflege verzichten, weil das Spital zu weit weg ist oder zu viel kostet, haben die Brüder - mit Hilfe Ihrer Spenden - begonnen, in ihrem Missionsgebiet ein kleines Krankenhaus aufzubauen. Dadurch sollen zumindest die Erstversorgung und auch die notwendigen Operationen garantiert werden. Hinzu kommt auch die psychologische Betreuung jener, die vielleicht von der Krankheit geheilt sind, aber noch immer die inneren Wunden in sich tragen. Nur so kann ihnen wirklich die Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermöglicht werden.

 Langer Atem nötig. In Zukunft wollen die Mitbrüder, in Zusammenarbeit mit der IALO, vor allem Pfleger und Ärzte ausbilden, die auch die einzelnen Dörfer besuchen sollen, um vor Ort neue Fälle des Buruli-Geschwürs sofort behandeln zu können. Außerdem werden zwei neue Geländewagen benötigt, um die einzelnen Dörfer leichter erreichen zu können, denn die Pflege daheim hat vor allem einen sehr großen pädagogischen und psychologischen Wert. Durch sie wird gezeigt, dass die leidende Person von der Außenwelt nicht abgeriegelt ist und dass sie langsam aber sicher geheilt werden kann. Als wichtigster Punkt in der Bekämpfung der Krankheit wird auch der Umweltschutz gesehen, denn auf Grund der Verunreinigungen kann sich die Krankheit schnellstens ausbreiten.
Sie sehen selbst, dass vor allen Mitarbeitern noch ein langer, sicherlich auch steiniger Weg liegt. Die Gesamtkosten werden auf 371.250 Euro geschätzt. Deshalb wollen wir Sie im Namen von P. Giorgio, der IALO, und vor allem der vielen „Kofis bitten, dass Sie auch weiterhin dieses Projekt mit Ihren Gebet und einer kleinen Spende unterstützen. Wahrscheinlich werden wir nie die Menschen, die wir aus der Ferne unterstützen, jemals sehen oder direkt kennen lernen, aber das Lächeln von Kofi, dem König seines Dorfes, ist sicher die Anerkennung und der Dank für unsere und Ihre Unterstützung.

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016