Komponist und Pädagoge

26. Februar 2007

Der Name Carl Orff spielt einem unweigerlich den gewaltigen Chor der Carmina burana ins Ohr. Aber das Werk des weltberühmten Komponisten ist mannigfaltig. Vor allem die musikalische Erziehung der Kleinsten hat der Mann der großen Töne rhythmisch geprägt.

Mit seiner Komposition „Carmina burana" hat Carl Orff Weltgeltung erlangt. Er verstarb vor 25 Jahren in München. Nicht nur bei Konzertbesuchern und Kunstkritikern fand das Werk einhellige Zustimmung, auch Orff selbst war mit dieser 1935/36 geschaffenen Komposition zufrieden. So schrieb er nach deren Uraufführung an seinen Verleger Schott in Mainz: „Alles was ich bisher geschrieben und was Sie leider gedruckt haben, können Sie einstampfen. Mit den Carmina burana beginnen meine gesammelten Werke."

Musikalische Jugend. Tatsächlich hat Carl Orff alles vor seinem 41. Lebensjahr Entstandene zurückgezogen, zum guten Teil vernichtet, darunter sogar expressionistische Lieder und Chöre mit Texten von Franz Werfel und Bert Brecht. Trotzdem ist das Werkverzeichnis kein geringes, und die uns vorliegenden Kompositionen weisen alle eigenwillige Ausdrucksformen der Musik auf, den Orff-Stil.

Einer bayerischen Offiziersfamilie entstammend, wird Carl Orff am
10. Juli 1895 in eine gutbürgerliche Münchener Familie hineingeboren. Schon mit fünf Jahren erhält er Klavierunterricht. Durch seine musikalische Mutter und die in deren Haus gepflegte Hausmusik lernt der kleine Carl die Musik der Klassik und Romantik kennen. Als Schüler des humanistischen Gymnasiums beginnt er bereits zu komponieren. Später studiert er an der Akademie der Tonkunst in München und schreibt neben Liedern und Chorkantaten seine erste Oper „Gisei – Das Opfer". Eine kurze Zeit übt Orff die Funktion eines Opernkapellmeisters (Korrepetitors) in München, Mannheim und Darmstadt aus. Ab 1919 ist München seine Arbeitsstätte. Neben seiner kompositorischen Arbeit und der Lehrtätigkeit als Professor, bei der er zahlreiche Schüler in Kontrapunkt und Harmonielehre unterrichtet, und sich dabei nicht zu gut ist, noch einmal selbst zu lernen und beim allgewaltigen Heinrich Kaminski zu studieren, gilt Orffs Augenmerk auch der Pädagogik, vor allem seinem Schulwerk. Zehn Jahre lang ist er Professor einer Meisterklasse in Komposition an der Münchener Tonkunst-Akademie, 1961 wird ihm die Leitung des von ihm am Mozarteum in Salzburg gegründeten Orff-Institutes übertragen.

Profane Meisterwerke. Seine Werke sind facettenreich: Bühnenstücke (Opern), szenische Spiele, Mysterienspiele, griechische Tragödien. Er vertieft sich in die inzwischen fast vergessene Barockmusik und bringt durch Bearbeitungen (Ariadne, Orpheus, Tanz der Spröden) Claudio Monteverdi wieder zum Klingen.

Den um etwa 1300 vermutlich im Stift Seckau niedergeschriebenen weltlichen Gesängen der Scholaren, aufgefunden im Kloster Benediktbeuren, und in den Carmina burana musikalisch erfasst, stehen die Catulli
Carmina, Gedichte des Catull, als szenische Spiele für Soli, Chor und Tänzer zu Seite. In einem szenischen Konzert vertont Orff den Triumph der Aphrodite. Unter „Kleines Welttheater" sind die Märchen und Legendenopern „Der Mond" und „Die Kluge" zusammengefasst, und als „Bayerisches Welttheater" gelten „Die Bernauerin" wie die heitere Komödie „Astutuli". Eine fünfchörige Entrata hat William Byrd zum Vorbild, und zu Shakespeares Sommernachtstraum schreibt der Komponist die musikalische Untermalung.

Im Sakralen. In den Bereich des Religiösen hinein fallen ein Weihnachts- und Osterspiel. Im Spiel um die Geburt des Kindes sprechen die Hirten bayerische Mundart, bei der Auferstehung Christi ist als Besonderheit auch dem Teufel eine Rolle zugedacht. Den griechischen Tragödien Antigone und Oedipus liegt der Text Friedrich Hölderlins zugrunde. Auch der gefesselte Prometheus nach
Aischylos gehört zu den bedeutend-sten Kompositionen Orffs.

Rhythmus für Kinder. Mit dem Orff-Schulwerk, Musik für Kinder, Musik von Kindern, entstanden 1930 bis 1935, umgearbeitet 1950 bis 1954, beginnt eine Änderung der musikalischen Erziehung. Anders als bis dahin wird der Schwerpunkt vom Harmonischen auf das Rhythmische verlegt. In Zusammenarbeit mit Fachkräften werden Instrumente wie Xylophone, Metallophone, Glockenspiele besonders eingesetzt. Eine außergewöhnliche Berücksichtigung findet die Blockflöte, wobei nach alten Modellen neben der Sopranflöte auch die Alt-, Tenor- und Bassflöte gebaut wird. Neben dem Cello werden Fidel, Gambe, Gitarre und Laute eingesetzt. Mit Hilfe von Musikern wächst Orffs Schulwerk so stark, dass es, wohl auch wegen missverstandener Interpretationen, zur Gründung einer zentralen Ausbildungsstätte kommen muss. Dies geschieht am Salzburger Mozarteum. Er selbst leitete das Institut.

Carl Orff zu hören, noch besser Carl Orffs Instrumente selbst zu benützen, sie zu spielen, wäre eine nachhaltige Anerkennung des großen Musikers.

Zuletzt aktualisiert: 05. Oktober 2016