Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Messen wir die Zeit, die ein Jahr durchläuft auf einer imaginären Sonnenuhr, so wandert selbst in diesem außergewöhnlichen Jahr der Schatten weiter – unmerklich, aber unaufhaltsam. Die Zeit ist die einzige, die keine Zeit verliert, so ein Sprichwort. Trotzdem bedeutet es keinen Zeitverlust, wenn wir inne halten. Wir brauchen diese Pause – einmal, weil wir unserer körperlichen Kräfte regenerieren müssen, dann aber auch, um die von uns eingeschlagene Lebensrichtung zu überprüfen: Ist sie noch die rechte? Haben wir unsere Zweifel, dann bitten wir Gott um Hilfe und Vergebung.

Die Sommerpause – Ihnen allen, den Freunden der Antonianischen Familie wünsche ich eine heitere und entspannende Zeit – ist ein geeigneter Zeitabschnitt, um die Kunst des Dankens, so wir sie verloren haben, wiederzuentdecken. Es mag sein, dass unsere Tage nicht mit auffälligen Erlebnissen aufwarten können, doch auch sie strahlen auf, befreien sich vom grauen Nebel der Gleichförmigkeit, wenn wir erkennen, dass sie uns vieles schenken: Begegnungen, neue, ermutigende Gedanken, die Zuneigung geliebter Personen, Gesundheit, aber auch Prüfungen, die uns reifen lassen. Und dann sind da noch die unsichtbaren, aber wesentlichen und immer zur Verfügung stehenden Gaben – die Nähe Gottes, der uns liebt, die Freundschaft mit Christus und die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes.

Wir sollten unsere Tage Revue passieren lassen und für uns selbst quasi auflisten, was wir an kleinen und großen Gaben empfangen haben, all die Gründe notieren, die uns veranlassen, Gott zu danken und zu loben. Ein lateinisches Sprichwort (ich kenne seine genaue Herkunft und den Kontext nicht) scheint mir unsere Erfahrungen als Gläubige in eine denkbar knappe Formel zu bringen: mundus variabilis, Deus mirabilis. Die Welt ist immer wandelbar, immer in Bewegung, sie überrascht durch ihre Mannigfaltigkeit und Schönheit aber auch durch ihre Unbeständigkeit und Zerbrechlichkeit. Und doch ist in all diesem ständigen Wandel Gott gegenwärtig, als staunens- und bewundernswerter Schöpfer, dessen Werke wir nie ganz erforscht haben werden und als Vater, der uns sicher an der Hand durch alle Ereignisse führt, einer Zukunft ewiger Freude und nie endenden Lebens entgegen. Er tut das, auch wenn er ein verborgener Gott ist, der uns bisweilen abwesend und stumm erscheint.

In diesem großen Jubiläumsjahr erleben wir gemeinsam mit der ganzen Kirche eine Zeit des Dankes, des gemeinsamen Rückblicks auf die Geschichte der Christenheit und der Umkehr.

Unsere Antoniusfamilie vereint ihren Dank mit dem aller christlichen Brüder. Wir danken besonders den vielen Jüngern Jesu, die an Christus festhalten trotz aller Widerstände und Leiden. Einer der intensivsten Momente des Heiligen Jahres war die ökumenische Feier mit der am 7. Mai den Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts gedacht wurde. Mit ihrem Leben bewiesen sie, dass Gottes Geist auch weiterhin wirkt und bestärken die Hoffnung in die Zukunft der Kirche.

Unser heiliger Antonius, ein zeitloser Zeuge Gottes, sei Ihnen nahe und schenke Ihnen und Ihren Familien heitere und vertrauensvolle Gelassenheit, Frieden und Heil.

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016