Liebe Freunde

01. Januar 1900 | von

Liebe Freunde!

Der Sommer ist mehr als die anderen Jahreszeiten eine Zeit des Reisens. Viele machen sich auf, “entfliehen“ den Orten und den Lebensrhythmen, die sie als einengend, wenn nicht gar als Gefängnis empfinden. Wer daheim bleiben muss – sei es aus familiären Gründen oder wegen eines finanziellen Engpasses – wird vielleicht mit Neid auf die Glücklichen blicken, die in ferne Länder aufbrechen.
Was ist die Triebfeder unserer Reiselust? Unser Forscherdrang. Wir wollen neue Welten, anregende Kunstformen und andere Lebensstile entdecken. Uns treibt das Bedürfnis an, immer wieder das Wesen des Unbekannten zu enthüllen, denn der Wissensdurst und das Verlangen des Menschen lassen ihn nach immer neuen und weiteren Horizonten ausblicken. Tourismus und Reisen bieten die Chance zu innerem Wachstum, doch sie bergen in sich auch das Risiko der Entartung, wenn das Reisen durch offensiven Konsumismus zur Beschämung der armen Gastgeber wird oder zur Gelegenheit, den Respekt gegenüber der eigenen Würde und der des anderen zu vergessen – fernab der Normen eines ethisch bestimmten Lebens. In dieser negativen Ausprägung kann der Tourismus statt dass er zu einer Erfahrung des Entdeckens, ja in gewissem Sinne des “Pilgerns“ wird, zu einem oberflächlichen Phänomen abfallen. “Die Trägheit und die Zerstreuung“, so schreibt ein Autor, “haben das Reisen in Tourismus verwandelt. Die Menschen scheinen zunehmend ihr Bedürfnis nach Suche und Sehnen zu vergessen.
Sehnen ist aber doch ein wundervolles Wort: Es leitet sich von de sideribus,  also von den Sternen kommend, von dem Unendlichen ab.“
Diesem weit verbreiteten Phänomen Tourismus und seinen Schattenseiten widmen wir unser “Thema des Monats“ in der aktuellen Sommerausgabe.
Daneben gibt es noch andere Formen des Reisens, die allen, den Jungen und Alten, offen stehen. Es warten andere Welten, historische und seelische, dass wir sie erkunden, und zwar ohne dass wir unsere eigenen vier Wände verlassen müssen. Eine Expedition in die Welt der Bibel, in die Welt des christlichen Mittelalters – Franz von Assisi, Antonius von Padua und Bernhard von Clairvaux erwarten uns -, in den Kosmos großer Künstler vergangener Jahrhunderte. Eine solche Reise anhand der Seiten unseres Sendboten oder anderer wertvoller Lektüre kann ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wärmstens empfehlen: es wird eine interessante Erfahrung für Sie sein, die vor allem Ihr spirituelles Leben bereichert.
Noch viel persönlicher und tiefer gehend wird uns die Reise unseres Lebens: der Gang Richtung Heimat, die uns der Himmel bietet, der Weg der Erkenntnis und der Liebe als Antwort auf einen Gott, der sich uns gezeigt hat. Auf dieser Reise können wir uns dem sicheren Führer Christus anvertrauen, der Weg, Wahrheit und Leben ist. Aber wir haben noch einen anderen Begleiter, der uns Mut macht: unser heiliger Antonius. Er hat eine lange Wegstrecke, meist zu Fuß, zurückgelegt: von Portugal nach Italien, dann wieder nach Südfrankreich. Seine größte Reise aber hat er im Dienst des Wortes Gottes und der Heiligkeit zurückgelegt.

Ich wünsche Ihnen eine heitere Sommerpause und viele interessante Reisen. Pace e bene.

 Ihr

 p. Sergio  

  

      

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016