Liebe Freunde

01. Januar 1900 | von

Wer die Basilika des heiligen Antonius betritt, wird zuerst ihr begegnen: der Mutter mit dem Kinde. Das Bild der Madonna am ersten Pfeiler links des Haupteinganges empfängt den Pilger, wie eine Hausfrau, die den Gast freundlich in ihr Heim aufnimmt.

Dieses Fresko trägt seit Jahrhunderten den Titel “Pfeilermadonna” und wird Stefano da Ferrara, einem Maler des späten 14. Jahrhunderts, zugesprochen. Wie beliebt dieses Marienbildnis ist, beweisen die vielen Blumenspenden, mit denen gläubige Paduaner zu jeder Jahreszeit den zugehörigen Altar schmücken. Grund dieser Verehrung ist sicher die zärtliche Umarmung von Jesus und seiner Mutter– ein Aneinanderschmiegen von Göttlichem und Menschlichem. Die goldenen Verzierungen der Gewänder und die Diademe – Zutaten einer späteren Epoche – künden von himmlischer Glorie, die zärtlichen Gesten vermitteln Menschlichkeit und Liebe. Dieses Gefühl strahlt so intensiv aus, dass es auch den Gläubigen umfängt, der sich, angezogen vom Blick der Madonna, für einen kurzen Moment des Gebets nähert.

Diese Mariendarstellung haben die Kunsthistoriker mit dem russischen Ikonentypus der “Madonna von Wladimir” in Verbindung gebracht. Vielleicht wurde die “Pfeilermadonna” kurz nach 1395 gemalt: In diesem Jahr soll Moskau durch die  Erscheinung der Ikone von der Gefahr durch den Eroberer Tamerlan befreit worden sein. Daraufhin verbreitete sich die Verehrung der

“Zärtlichen Madonna” in der ganzen östlichen Welt.

Jenseits der historischen und emotionalen Aspekte verweist das Gnadenbild auf eines der augenfälligsten Phänomene der Basilika von Padua: die Allgegenwart Marias. Es wurden mehr als 100 Bilder und Skulpturen der Muttergottes in der Wallfahrtskirche und den angeschlossenen Gebäuden gezählt.

Übrigens, die Kirche zu Ehren des franziskanischen Heiligen wurde neben der alten Marienkirche Mater Domini, Mutter unseres Herrn, errichtet.

Auf diese Weise wird die Basilika zum Ort, an dem der Gläubige nicht nur dem heiligen Antonius, sondern auch der himmlischen Kirche begegnet, vor allem der Muttergottes. Wenn Antonius auch heute noch durch seine Sermones sprechen kann, so teilt er sich den Pilgern und seinen Freunden auch durch seine Basilika mit. Wenn wir aufmerksam in dem Heiligtum verweilen, werden auch wir den Hinweis und Ratschlag vernehmen, auf Maria zu schauen, Schwester im Glauben und Mutter der Kirche. Bis in unsere Tage will sie die Gläubigen zu Jesus führen, will sie uns sensibel machen für das, was ihr Sohn verkündet.

Dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, in dieser kindlichen und antonianischen Haltung den Marienmonat leben können, wünscht Ihnen mit einem herzlichen “Pace e bene”!

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016