Liebe Freunde - Mai 2008

15. April 2008 | von

Ein Monat voller Feiertage liegt vor uns. Manche werden durch eine geschickte Auswahl von Urlaubstagen mehr freie Zeit gewinnen für Reisen ins Ausland. Dort sind sie als Devisen bringende Touristen willkommen. Doch eine kleine Konfrontation mit anderen Sitten und Gebräuchen ist es alle-mal. Wer will, kann sich selbst ein wenig testen, wie viel Verständnis er für eine fremde Kultur aufbringt, und wie es ihm gelingt, dabei eine Eigenständigkeit zu bewahren, die nicht verletzt. Mit solcher interkulturellen Kompetenz befasst sich unser junger Autor Bruder Andreas Murk im Thema des Monats.

Am eigenen Leib erfahren, sozusagen existentiell, hat diese Problematik der kürzlich verstorbene Pater Rochus Nicklaus aus der deutschen Ordensprovinz, der in den 90-er Jahren unter dem Signet ‚Rocco’ auch Beiträge für den ‚Send-boten’ verfasst hat. In der Reihe ‚Minoriten – Vorbilder und Zeugen’ stellen wir Ihnen eine Phase aus seinen jungen Jahren vor. Dabei zähle ich auf die Kompetenz älterer Leser, als Leserbriefschreiber: Was ist unter ‚Frontbewährung’ zu verstehen?

Meine Woche in der Redaktion zu Padua Anfang April brachte mir zwei Erlebnisse in der Antonius-Basilika. Einmal das Requiem für den am Barmherzigkeitssonntag verstorbenen Padre Aureliano Strappazzon, Cousin unseres Antonius-Autors
P. Valentino. Jahrzehntelang hatte er dort als Beichtvater gewirkt. Zur Gabenbereitung wurde ein Lied gesungen: „Quando busserò alla tua porta / avrò fatto tanta strada / avrò piedi stanchi e nudi / avrò mani bianche e pure / o mio Signore. // Quando busserò alla tua porta / avrò frutti da portare / avrò ceste di dolore / avrò grappoli d’amore / o mio Signore. // Quando busserò alla tua porta / avrò amato tanta gente / avrò amici da ritrovare / e nemici per cui pregare / o mio Signore." Text und Musik stammen von Maestro Marcello Giombini (1928 bis 2003), der 1969 Psalm 15 interpretiert und vertont hat: „Herr, wer darf Gast sein in deinem Haus? … Der seinem Freund nichts Böses antut und seinen Nächsten nicht schmäht" – die Vorlage für „Quando busserò". Beim Vergleich mit Psalm 15 werden Sie in meiner nicht sehr glatten Übersetzung gewahr, wie eigenwillig und geistlich fruchtbar Giombini mit dem Originaltext umgegangen ist: „Wenn ich einmal an dein Tor klopfe / werde ich einen langen Weg zurückgelegt haben / werde ich müde und nackte Füße haben / werde ich weiße und reine Hände haben / o mein Herr. // Wenn ich einmal an dein Tor klopfe / werde ich Früchte bei mir tragen / werde ich Körbe voller Schmerzen haben / werde ich Trauben voller Liebe haben / o mein Herr. // Wenn ich einmal an dein Tor klopfe / werde ich viele Menschen geliebt haben / werde ich Freunde haben, die ich wieder treffen möchte / und Feinde, für die ich beten kann / o mein Herr."

Und ich erlebte die Vorbereitungen für den nächtlichen Umzug der Reliquien des heiligen Antonius am 12. April von der Tomba-Kapelle links in die Jakobus-Kapelle rechts. Nicht am üblichen Ort, wohl aber mit dem üblichen Wohlwollen wird unser Heiliger alle Sorgen und Anliegen seiner Verehrer fürbittend vor den Herrn tragen.

Das versichert Ihnen

Ihr


P. Polykarp

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016