Maximilian Kolbe: Ritter der Unbefleckten

14. November 2007 | von

Als Rajmund Kolbe 1894 in Zdunska Wola im damaligen russischen Polen geboren wurde, bestimmten Armut und wirtschaftliche Not seine familiäre Herkunft. Einige seiner Geschwister starben an Tuberkulose, an der auch er selbst erkrankte. Die Suche nach einer wirtschaftlichen Existenz zwang die Familie mehrfach zum Umzug, bis der Vater 1897 in Pabianice in einer Fabrik Arbeit fand. So war auch der schulische Werdegang des Jungen durch die Armut beeinträchtigt und erst im Jahre 1906 konnte Rajmund eine weiterführende Schule besuchen. Bereits 1907, also im Alter von 13 Jahren, wurde er durch eine Volksmission auf die Franziskaner-Minoriten aufmerksam und begeisterte sich so sehr für diese Lebensform, dass er beschloss, selbst Franziskaner zu werden.

Kirche in der Welt. Nach einigen Jahren im Studienseminar in Lemberg trat er 1910 ins Noviziat der Franziskaner-Minoriten ein. Maximilian wurde sein Ordensname, später fügte er diesem den Namen Maria als Ausdruck seiner Frömmigkeit hinzu. Während seiner Ausbildung in Philosophie und Theologie, die mit der Promotion endete, verbrachte er einige entscheidende Jahre in Rom. Dort wurde er 1918 zum Priester geweiht. In dieser Stadt wurde er wohl zum ersten Mal mit antikirchlichen Bewegungen konfrontiert. Aus der Auseinandersetzung mit den Freimaurern erwuchs bei Kolbe so etwas wie eine Berufsüberzeugung. Er sah sich gesandt zu den „Sündern", zu den Menschen, die der Kirche fern standen, um sie „zu heiligen". Nicht eine Verteidigungshaltung bestimmte dabei sein Vorgehen, sondern ganz offensiv, aus der Kirche in die Welt hineingehend, wollte er die Botschaft des Evangeliums zu den Menschen bringen. Dabei spielte Maria, die Mutter Jesu, für Pater Maximilian eine entscheidende Rolle. Unter ihrem Schutz, unter ihrem Bild sollte seine Bewegung sich entwickeln. „Militia Immaculatae", „Kreuzzug der Unbefleckten", so nannte er 1917 seine Neugründung mit dem Ziel der Missionierung.

Marianische Frömmigkeit. Die Marienfrömmigkeit begleitet Maximilian Kolbe ein Leben lang. „Niepokalanów" – die Stadt der Unbefleckten, so hieß dann auch eine „Stadt", deren Aufbau er ab dem Jahre 1927 in Polen in Angriff nahm. „Marienstadt" – eine Klostergründung, Pressezentrum, Missionshaus mit Flugplatz und so weiter – wurde der Ort, von dem aus sich sein Wirken verbreitete. Hatte er einige Jahre zuvor noch als Theologieprofessor gearbeitet, eine Tätigkeit, die durch den Ausbruch der Tuberkulose ein Ende fand, so wurde seine Arbeit in „Marienstadt" mit der Herausgabe der Monatszeitschrift „Rycerz Niepokalanej" (Ritter der Unbefleckten) sein eigentliches Lebenswerk. Überall sollte es „Ritter" geben, in allen Sprachen und in allen Kulturen. Kolbe reiste daher ab 1930 auch nach Asien, unter anderem nach Japan, wo er die Zeitung unter dem Namen „Seibo no Kishi" herausgab und sie trotz widriger Umstände zur verbreitetsten katholischen Schrift dort machte. 1936 kehrte er nach Polen zurück, voller Elan und Tatendrang für sein Lebenswerk. Ein erneuter Ausbruch der Tuberkulose 1931 erinnert ihn jedoch an seine Grenzen. Der überzeugte Franziskanerpater war ein bescheidener Mensch, der keinerlei materielle Ansprüche stellte, beziehungsweise bewusst arm lebte.

Häftling 16670. Die Rückkehr 1936 nach Polen führte ihn geradewegs in die Katastrophe der nationalsozialistischen Machtbestrebungen. Das freie Polen, dem sich seine ganze, deutschstämmige Familie verbunden fühlte, hatte gerade erst seit 1918 seine Unabhängigkeit erlangt, als 1939 die deutsche Wehrmacht einmarschierte. Schon in den ersten Kriegswochen wurde „Marienstadt" von den Deutschen besetzt und die dort lebenden Franziskaner, unter ihnen Maximilian Kolbe selbst, in verschiedene Kriegsgefangenenlager gebracht. Die Gefangenschaft dauerte für ihn allerdings nur kurze Zeit. Dramatisch wurde die Situation 1941, als Kolbe bereits wieder tätig war als Herausgeber „seiner" Zeitschrift. „Marienstadt" hatte er wieder mit Leben gefüllt, unter anderem ließ er diesen Ort zur Zuflucht für Nazi-Flüchtlinge werden. Ein Dorn im Auge der Besatzungsmacht, die das Kloster sicherlich auch deshalb erneut besetzte und Kolbe inhaftierte. Das Schicksal so vieler KZ-Häftlinge sollte nun sein Schicksal werden. Misshandelt und gequält, zu einer Nummer („16670") degradiert in dem Versuch, ihm alle Menschenwürde zu nehmen, gelangte er im Mai 1941 nach Auschwitz. Doch er scheint ungebrochen in Glaube und Hoffnung geblieben zu sein. So konnte er zur letzten „großen" Tat seines Lebens gelangen.

Eingetauschtes Leben. Als einem Inhaftierten die Flucht gelang, wurden vom Lagerleiter Karl Fritsch willkürlich zehn Gefangene ausgewählt und als Abschreckung und Strafe zum Hungertod verurteilt. Den verständlichen Angst- und Schreckensruf eines Verurteilten, der nach seiner Familie rief, hörte Kolbe. Wohl auf der Stelle bat er darum, den Platz dieses Mannes einnehmen zu dürfen. So etwas Unerhörtes war Fritsch unbegreiflich, ließ ihn zögern und dann doch dem Wunsch entsprechen. Pater Kolbe starb nach langen Hungertagen im Todesbunker jedoch nicht an der Unterernährung, sondern durch eine Phenolspritze, die man ihm am 14. August verabreichte. 1971 selig- und 1982 heiliggesprochen, ist Maximilian Kolbe heute auch Symbolfigur für ein versöhntes Miteinander von Polen und Deutschen.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016