Solidarität mit der Ukraine

11. April 2022 | von

Der Krieg in der Ukraine fordert viele Opfer. Die Zahl der Toten ist nicht bekannt, Millionen Menschen sind auf der Flucht. Auch die Franziskaner-Minoriten sind betroffen – und erfahren in all dem sinnlosen Leid auch viel Solidarität und Unterstützung.

24. Februar 2022. Der russische Präsident Wladimir Putin überfällt die Ukraine – nachdem er bereits 2014 mit der Annexion der Krim die ukrainische Souveränität verletzt hat. Die Europäische Union bezeichnet das russische Vorgehen als verbrecherisch. Die Mehrheit der Staaten dieser Erde verurteilt und „missbilligt auf das Schärfste“ die „Aggression gegen die Ukraine“ in einer UN-Resolution. Gefordert wird, „dass die Russische Föderation alle ihre Streitkräfte unverzüglich, vollständig und bedingungslos aus dem Hoheitsgebiet der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen abzieht“. Wie die Lage im April aussieht, lässt sich bei Redaktionsschluss nicht abschätzen. Doch das Schlimmste ist zu befürchten. Sämtliche diplomatische Bemühungen schlugen bislang (und im Vorfeld des Kriegs) fehl. Stets wurden neue Eskalationsstufen erreicht und haben unsagbares Leid über die Menschen in der Ukraine und darüber hinaus gebracht.

Angst und Hilfe in Polen

Br. Mateusz Kotyło, der Leiter des Bildungshauses Kloster Schwarzenberg in Mittelfranken, stammt aus dem polnischen Nieledew, unweit der ukrainischen Grenze. Seine Eltern leben dort und haben schon nach wenigen Tagen geschrieben: „Wir haben Angst!“ Denn die Sorge besteht durchaus, dass Präsident Putin „durchmarschiert“ und die Souveränität weiterer Staaten verletzt. Die Angst ist nach wenigen Tagen aber einer ganz neuen Sorge gewichen oder hat sie jedenfalls in den Hintergrund gedrängt: Die Sorge um die Flüchtlinge, die zu Hunderttausenden in Polen (und anderen Ländern) Schutz suchen. Vor Ort hat Mikołaj Raczyn´ski, ein Cousin von Br. Mateusz und normalerweise als Fußballtrainer tätig, privat Hilfe organisiert. Im Haus der Großmutter wurden Flüchtlinge untergebracht. Für zahlreiche Familien wurden Lebensmittel, Matratzen und vieles mehr organisiert. Und irgendwann hat Mikołaj per WhatsApp gemeldet: „Wir brauchen Hilfe!“ Im Auftrag der deutschen Ordensprovinz hat Br. Mateusz dann im Konvent Schwarzenberg begonnen, Spenden zu sammeln – für die Flüchtlingshilfe in seinem Heimatort, aber auch für die fünf Minoritenklöster in der Ukraine.

Minoritenklöster in der Ukraine

Die kleine Provinzkustodie Ukraine hat im Orden vermutlich selten so viel ungewollte Aufmerksamkeit bekommen wie in diesen Wochen. Auf allen Kontinenten machen sich die Brüder Sorgen und Br. Stanisław Pe¸kala, der Provinzkustos, informiert – sofern er Zugang zu Telefon und Internet hat – die Brüder über die Homepage des Ordens zur aktuellen Lage. Anfang März klangen seine Zeilen noch einigermaßen zuversichtlich, auch wenn er feststellen musste: „Der Krieg findet an mehreren Fronten statt. Aggression und Hass sind unübersehbar. Mehrere hunderttausend Menschen sind aus ihrer Heimat und vor dem Krieg geflohen. Tausende von Müttern und ihre Kinder kampieren auf Bahnhöfen und an den Grenzübergängen zum restlichen Europa.“

Zur Provinzkustodie gehören fünf Klöster: Zwei befinden sich östlich des Dnjepr, in Krementschuk und Boryspil. Die anderen drei befinden sich im Westen, in Lviv, Bilshivtsi und Mackivci. Die Brüder, so berichtet Br. Stanisław, bemühen sich, ihr religiöses Leben und ihre Seelsorgeangebote aufrecht zu erhalten. Sie verteilen aber auch Nahrung und helfen Menschen bei der Flucht. Und trotz allem ist der Provinzkustos überzeugt: „Wir glauben fest daran, dass uns diese schwierige Erfahrung stärken und näher zu Gott bringen wird.“

Weltweite Solidarität

Am 8. März bedankt sich Br. Stanisław bei den Brüdern weltweit für Solidarität und Unterstützung: „Wir danken euch aufrichtig für eure Hilfe für die Ukraine und für das, was ihr der Kustodie und einzelnen Brüdern angeboten habt. Wir bedanken uns für die verschiedenen Formen der humanitären Hilfe, die ihr geleistet habt, und für die von den Brüdern organisierte Sammlung von materiellen Gütern und Gaben. Wir sind den Brüdern und Pfarreien sehr dankbar, dass sie Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen haben.“ Bei der Unterstützung derer, die noch in der Ukraine geblieben sind, arbeiten die Brüder eng mit Bischof Eduard Kawa zusammen. Er ist selbst Franziskaner-Minorit und seit dem Jahr 2017 Weihbischof in Lviv. In seinem Bistum ist er für die Organisation der humanitären Hilfe verantwortlich. Hilfe und Solidarität wird wohl, so wie es aussieht, auch noch länger von Nöten sein – bei der Unterbringung von Flüchtlingen, aber dann gewiss auch eines Tages beim Wiederaufbau eines zerbombten Landes.

Bereits am 10. Tag der Schwarzenberger Spendenaktion konnte Br. Mateusz die stolze Gesamtsumme von € 50.000,00 vermelden. Damit wurden die Erwartungen weit übertroffen. Und so gibt es nun neben dem Entsetzen über den so sinnlosen Krieg zumindest auch eine große Dankbarkeit für die gelebte Solidarität. Und das Geld: Es wird gebraucht. Informationen dazu auch auf der Homepage des Klosters Schwarzenberg: www.kloster-schwarzenberg.de

Zuletzt aktualisiert: 11. April 2022
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