Warum ein Hungerbunker so hell sein kann

16. Dezember 2011 | von


Des großen Minoriten aus dem 20. Jahrhundert gebührend zu gedenken, ist die eine Sache. Daraus alleine entsteht noch keine Verbindlichkeit. Die Angehörigen seines Ordens und die Mitglieder der von Kolbe gegründeten Miliz der Immaculata sind aufgerufen, das Vermächtnis Pater Kolbes je für sich persönlich freizulegen, um es als Erbe zu übernehmen. Der Autor gibt hier eine Einführung in seine elf Meditationen, die er unseren Lesern im Jahr 2012 anbietet.



Eines großen Menschen nur zu gedenken und ihn nur erinnernd zu feiern, ist eine noble Weise, ihn selber unschädlich zu machen und seine Botschaft zu entschärfen. Recht gefeiert sind die Großen unserer Welt- und Glaubensgeschichte nur dann und in dem Maße, als aus ihrem Gedächtnis das Vermächtnis freigelegt, dargestellt und als Erbe übernommen wird.

Pater Kolbe ist seit 1941 weithin bekannt – aber nur als geschichtliche Größe mit einem festen Platz in der Literatur. Belangvoll geworden für uns ist er nicht in der Erinnerung, sondern erst wenn wir so zu ihm hinschauen, dass für uns etwas herausschaut, das uns dann verpflichtet. Das erst gewichtet jedes Jubiläum. In dieser Artikelreihe, rückblickend auf die 70-Jahrfeier seines Martyriums 2011, versuche ich, über sein Lebensprogramm eine Handreichung für uns zu entwickeln und fruchtbar zu machen.

Schon die Lebensweise Pater Kolbes gibt uns viele Rätsel auf, zugespitzt aber hat die Frage an ihn noch einmal mehr seine Todesart: Freiwillig geht er in den Hungerbunker. Eine Todeszelle verliert für ihn ihre zernichtende Macht. Die Dunkelheit erweist sich ihm als Blendung durch Gottes gleißende Lichtgegenwart. Überlichtes Dunkel – also!

Das Wort ‚Überlichtes Dunkel‘, wohl erstmals geprägt von

Dionysius Areopagita (etwa 500 n.Chr.), hat schon viel kraftvolle Deutung gegeben in der langen Geschichte unseres Glaubens, denn eine immer wiederkehrende Erfahrung mit dem Leben und auch mit dem Gott unseres Lebens ist darin hinterlegt. Pater Kolbe kann durch sein Leben und Sterben auch uns heute mitnehmen und ansiedeln im ‚Überlichten Dunkel‘.



1.  Es steht nun fest: ‚Die Liebe siegt‘,

weil das Erbarmen überwiegt.

In den Ruinen ‚Hass und Tod‘

leuchtet der Rose blutend Rot.



2.  Aus Jesu Taten tönt ein Wort,

gibt uns ein Maß für Zeit und Ort:

Folgt meiner Spur, sät Liebe ein,

traut Gottes Macht und Gnad allein!



3.  Wer auf der Seite Gottes lebt

und über allen Hass sich hebt,

nimmt auch an Gottes Leben teil

und wird die Welt mit ihm erneun.



4.  Im Kerkerraum der Einsamkeit

macht Pater Kolbe sich bereit,

dem Tod zu trotzen im Gesang.

Sein AVE bis zuletzt erklang.



5.  Ave Maria, große Frau –

Immaculata – auf uns schau

und halt uns rein in dieser Welt,

dass nur ‚Allein die Liebe zählt‘.



Melodie GL 643: O Jesu Christe, wahres Licht


Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016