Wenig Brände, viele Einsätze

26. August 2013 | von

Wer in Rom die weltberühmten Stanzen Raffaels bewundert, bekommt ein eindrucksvolles Fresco zu sehen. Es zeigt, wie der heilige Papst Leo IV. im Jahre 847 einem Brand im Stadtviertel bei Sankt Peter durch eine Segensgeste Einhalt gebietet. Heute vertraut man im Vatikan bei einer solchen Katastrophe nicht nur dem Gebet, sondern auch einer professionellen Feuerwehrtruppe.



Päpstliche Feuerwehrmänner als „Lebensretter“ erlebten im Sommer 2000 die Teilnehmer des XV. Katholischen Weltjugendtreffens in Rom. Die brütende Augusthitze hatte sogar sportlichen Jugendlichen, die auf dem Petersplatz feierten und beteten, zu schaffen gemacht; bei vielen versagte der Kreislauf und so mancher drohte zu kollabieren. Die vatikanische Feuerwehr sorgte auf ungewöhnliche Art für Erfrischung. Sie installierte auf dem Platz vor der Basilika Hydranten und kühlte die Jugendlichen mit Wasser aus ihren Feuerwehrschläuchen ab.



GUT AUSGERÜSTET

Die Geschichte einer päpstlichen Feuerwehr reicht bis in das Jahr 1810 zurück. Auch nach dem Ende des alten Kirchenstaates (1870) existierte das Feuerwehrkorps innerhalb der Vatikanmauern weiter. 1941 entschloss sich Pius XII., das Corpo dei Vigili del Fuoco neu zu ordnen. Der Papst ließ den Ausrüstungsbestand überprüfen, durch moderne Geräte ergänzen und ordnete neue Brandschutzbestimmungen an. Ihre Ausbildung erhielten die vatikanischen Feuerwehrmänner in der Scuola Centrale Antincendi di Roma, der Zentralschule Roms für Brandbekämpfung.

Noch in den Jahren des Zweiten Weltkrieges konnte sich das Korps beweisen. Obschon der Vatikan als neutraler Staat von den kriegführenden Parteien anerkannt war, fielen mehrfach Bomben auf sein Hoheitsgebiet. Durch einen schnellen Einsatz der eigenen Feuerwehr konnten Brände verhindert werden. In den sechziger Jahren stellte das Zweite Vatikanische Konzil an die Feuerwehrtruppe hohe Anforderungen. Der Umbau von Sankt Peter zur Konzilsaula erforderte ständige Kontrollen der gewaltigen Tribünen, die für die Teilnehmer an der Kirchenversammlung errichtet worden waren.



DURCH VERWINKELTE GASSEN

Derzeit setzt sich die Feuerwehr des Papstes aus gut vierzig Mann zusammen. Die Ausrüstung wurde im Laufe der Jahre immer wieder auf den neuesten Stand gebracht – nicht selten durch Geschenke. So erhielt Papst Benedikt XVI. im November 2005 von Daimler Chrysler Italia einen neuen Löschwagen überreicht, der sich besonders für die engen und verwinkelten Straßen der Vatikanstadt eignet. Im Quartier des Korps beim Belvederehof des Vatikans befinden sich die zentralen Alarmanlagen des päpstlichen Palastes, die mit allen Nebengebäuden wie den Vatikanischen Museen, der Bibliothek, dem päpstlichen Geheim-archiv, der Druckerei und der Audienzhalle verbunden sind. Das besondere Augenmerk der päpstlichen Feuerwehr gilt Sankt Peter. Jeden Abend, nach der Schließung der Basilika, unterziehen die Vigili das Gotteshaus einer eingehenden Überprüfung. Bei kleineren und mittleren Bränden vertraut man im Vatikan ganz auf die eigene Feuerwehr. Für größere Brände liegt ein Katastrophenplan bereit, der auch den Einsatz italienischer Feuerwehrkräfte mit einschließt. „Viel Zeit und Aufwand verwenden wir darauf, erst gar keinen Brand entstehen zu lassen“, versichert Kommandant Paolo De Angelis. Die Statistik gibt ihm Recht, kaum mehr als zwei Brände sind im Jahr bei insgesamt sechshundert Einsätzen zu verzeichnen.



OFENROHR FÜR DAS KONKLAVE

Die Arbeit der Feuerwehrmänner des Vatikans ist nicht nur auf den Brandschutz beschränkt. Sie müssen Lebensmüde davon abhalten, von der Kuppel der Petersbasilika zu springen, und Autos abschleppen, die dem Wagen des Papstes die freie Fahrt versperren. Oder sie versuchen, eine der vielen Katzen des Vatikans, die sich immer wieder in Bäumen oder auf den Dachvorsprüngen der Paläste verirren, aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Oft ist von den Feuerwehrleuten Einfallsreichtum gefordert, der aber nicht zu weit gehen darf. „So eine Katze möchten wir manchmal am liebsten mit dem Schlauch herunterholen“, gesteht einer der Feuerwehrmänner ein, „aber das kommt nicht in Frage. Was würde der Heilige Vater sagen, wenn er sähe, wie wir eine Katze mit dem Wasserschlauch vom Baum schießen!“

2009 kam die päpstliche Feuerwehr zum ersten Mal im benachbarten „Ausland“ zum Einsatz. Ein schweres Erdbeben in Mittel-italien, in L’Aquila und Umgebung, hatte viele Opfer gefordert. Es gab Verletzte und Tote. Als der Vatikan von der Katastrophe erfuhr, entschied man sich dort spontan, mit der Feuerwehr der Vatikanstadt vor Ort präsent zu sein: „Auch wenn unser Beitrag eher symbolisch war, wir wollten in dieser großen Not da sein und unsere Hilfe anbieten, als Unterstützung für die Menschen, die leiden – im Namen des Papstes.“

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016