Wenn Ehe und Familie verschwinden

29. Juli 2008 | von

 Das Streben nach zügelloser Liberalisierung verdrängt die ursprüngliche Bedeutung und Struktur von Ehe und Familie. Der Anspruch auf unbegrenzte sexuelle Freiheit, Schwangerschaft nach Plan und steigende Scheidungsraten bestimmen die Medien und prägen immer mehr den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Ein Gesellschaftsmodell mit verheerenden Folgen, kritisiert unser Autor.



Gott hat in seiner wunderbaren Schöpfung für das Fruchtbarwerden und Wohlergehen menschlicher Gemeinschaft die Verwirklichung von Liebe, Ehe und Familie vorgegeben. Dagegen richtet sich zunehmend schon seit längerer Zeit europa- und weltweit eine konzen-trierte Zersetzungstaktik gottferner ideologischer und politischer Kräfte. Deren Vorgehensweise enttarnt sich mittlerweile als wohlgeplant und gezielt: Zunächst wurde menschliche Sexualität ihres Sinnes entleert und weitgehend als „Konsumartikel zur eigenen Befriedigung" (C. Breuer) erklärt, erlebt und entstellt.



Die Ware Liebe. Liebe, die wundervolle Urkraft menschlicher Geschlechtlichkeit, wurde zum bloßen Sex uminterpretiert und zum schrankenlosen Ausleben freigegeben. Als Konsumartikel wird er heute in schamloser Anmache und Erniedrigung durch Medien und Werbung präsentiert. Die dabei angewandte Strategie des Beschädigens und Verzerrens wahrer Liebe bedient sich subtiler Infiltrationsmöglichkeiten. Ringsum schlägt uns Entschämung in Wort, Bild und „Enthüllungsmode" entgegen sowie frech-obszöne Szenen als „Modellvorgaben" von Verhaltensmustern für Kinder, Jugendliche und der Desorientierung verfallene Erwachsene. In Schulen und Vorschuleinrichtungen zerstört entwicklungspsychologisch eindeutig verfrühte „Sexualaufklärung" samt ergänzenden Anschauungsmaterialien das natürlich-sittliche Schamempfinden vom frühen Kindesalter an. Ins Unterbewusstsein wird die „Botschaft" geschleust: Sexuelles Ausprobieren und Ausleben sind „notwendig", und Benützen des anderen hierzu „normal". Das Ergebnis ist eine sich verfestigende Bewusstseinsmanipulation: Heute darf man auf sexuellem Gebiet machen, was man will und was „geht" – ohne zu lieben. Dieser Trend ist verhängnisvoll. Er ist auf einem Niveau angekommen, wo wahre Liebe durch „Ware" Liebe ersetzt wird und Perversionen (als „moderne Ethik") im Rahmen der „political correctness" strafrechtlich geschützt und als unangreifbar deklariert werden.



Überholte Modelle? „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Als Mann und Frau schuf er sie" (Gen 1,27). Gleichklang und Verschiedenheit ihrer geschlechtsspezifischen Sexualität ermöglichen Mann und Frau geistige, psychische und physische Ergänzung und Einswerdung. Dies ist ein Geschenk der Liebe unseres Schöpfers. Diese zweigeschlechtliche Zuordnung und Ergänzung von Mannsein und Frausein ist wesenskonstitutiv. Und nur in dieser Sinnerfüllung kann Wohlergehen in Ehe, Familie und Gesellschaft Erfüllung und Stabilität finden. Gott hat die Familie dazu bestimmt, einen Schutzraum zur Verwirklichung wahrer Liebe und Geborgenheit zu bilden.



Jedoch: Ehe und Familie werden als von der Evolution überholte und daher veraltete Modelle hingestellt. Einflussstarke Kräfte schüren verdeckt bis offen die Rebellion gegen Gottes Schöpfungsordnung und Liebe. Ehe und Familie sind in deren Zielsetzung Störfaktoren. Weil sie in einem liberal-materialistisch-säkularen Denken keinen Platz mehr haben dürfen, wird schon seit langem der tief greifende Wert intakter Familien geleugnet und seine Wirkkraft auf verschiedene Weise geschwächt. Ehe und Familie in ihrer anthropologisch-natürlichen Form werden durch eine „emanzipatorisch" deklarierte Gleichmacherei der Geschlechter („Gender" genannt) ersetzt. Dies führte bereits dazu, dass in einem europäischen Staat ein neugeborenes Kind in der standesamtlichen Registrierung nicht mehr Vater und Mutter hat, sondern „Erzeuger A" und „Erzeuger B". So ganz nebenbei wird damit auch die Zerstörung christlicher Glaubenshaltung vorangebracht. Es sind unverkennbar dämonisierende Einflüsse und Kräfte am Werk, welche die Menschen in einen verderblichen Freiheitswahn hineinziehen. Ihr Gewissen wird eingenebelt und abgetötet. Schließlich werden sie für einen Affront gegen und für eine Trennung von ihrem Schöpfer instrumentalisiert. Eine Nivellierung des Sündenbewusstseins ist die Folge. Danach darf und soll jeder tun, was er will. Die Freizügigkeit sexuell-hedonistischer Lebensstile leistet dafür gezielte Vorarbeit.



Zersetzte Ehe. Betrachten wir die sich ausbreitenden Verzerrungen des naturbedingten Selbstverständnisses als Mann oder Frau und die so genannten „freien" Lebensstile voller Verstöße gegen die geschlechtliche Schöpfungsordnung Gottes: Letztlich gehen sie auf Kosten der Gesundheit und des Lebensglücks der Menschen. Vor allem aber werden Reifung, Freude und Lebenskraft der Kinder geschwächt. Kinder benötigen nämlich die unersetzliche „Nestwärme" des Urvertrauens, in der sich Liebe, Geborgenheit und existenzielle Sicherheit verankern. Nach Gottes Schöpfungsplan soll die Familie diese Aufgaben erfüllen, denn sie bildet das Zuhause der Herzen und die notwendige Kraftausstattung für das Leben. Was heute unter „sexueller Freiheit" als Selbstbestimmung gilt, ist im Endeffekt Zerstörung und Auflösung von Liebesfähigkeit, Bindungskraft und harmonischer Selbstverwirklichung. Bittere Tränen, Demütigungen, tiefe Enttäuschungen, verlassen werden, sich ungeliebt und entwurzelt fühlen, das sind die schwarzen Schatten des Wahns einer Libertinage, die mit einem hohen Preis bezahlt werden müssen: Verwundungen und Schmerz innerer Verlorenheit, partnerschaftliche Disharmonie, Streit, Scheidung, psychische Erkrankungen, Verwaisung... Millionen Kinder leiden schwer an den Folgen des Fehlverhaltens Erwachsener, die das Recht beanspruchen, Gottes Ordnung abzulehnen und die von seiner Liebe geschenkten ergänzenden Gemeinsamkeiten und Aufgaben von Mann und Frau nach eigenem Erlebensgeschmack einzuebnen beziehungsweise abzuschaffen.



Liebe im Visier. Das Wissen um Verhütung von Kindern ist vorrangiger und wichtiger geworden als das „Ja" zum Kind, zu Schwangerschaft, Mutterschaft, Elternschaft. Daran denkt man erst, wenn in die spätere Lebensplanung ein sogenanntes „Wunschkind" passt. Dann werden daran höchste Ansprüche geknüpft, die von modernen Techniken in „Produktion" und „Selektion" kleinster Menschenkinder erwartet werden. Ist die Natur zu „unvollkommen", muss nachgeholfen und verbessert werden. Es stört dann auch nicht, wenn entsprechende Manipulationen innerhalb gefühlsentleerter wissenschaftlicher Techniken ablaufen. Um ein Kind zu „machen", müssen sich nämlich Mann und Frau nicht einmal kennen. Es entstehen Kinder unter kalter und routinierter „Produktion" und völlig ohne Liebe. Der Schutzraum von Bewahrung und Enthaltsamkeit für Liebe in Ehe und Familie schwindet. Aufdringliche Werbung, ehebrecherisch-dekadente Szenen in den Medien und „anmachende" Kleider-Moden besitzen die Wirkung sexueller Nötigung in der alltäglichen Begegnung. Wundert es da, wenn die Unversehrtheit von Liebe in Ehe, Familie und Kindererziehung nachhaltig zerstört ist?



Es enttarnen sich biblisch bekannte und in Szene gesetzte Anstachelungen Satans, der „alten Schlange", die Gott den Kampf ansagen will. Gott ist die Liebe. Und dieser Kampf hat Angriffe gegen die Liebe im Visier. Glaubensverlorene Menschen lassen sich dabei instrumentalisieren, missbrauchen und aufstacheln zu Stolz, Neid, Ungehorsam, Sünde jeder Art. Dazwischen zieht sich eine entsetzliche Vernichtungsspur von Millionen getöteter Kinder und kriegsbedingter Vergewaltigungen inmitten apokalyptischer Naturkatastrophen.



Patchwork. Weil Familie in ihrer traditionellen Form längst überholt sei, so hört man immer häufiger, seien ihre Strukturen aufzubrechen. Familie ist „out". Heute lebt man in einer „Bedarfsgemeinschaft" mit wechselnden Eltern-Kind-Zuordnungen, sexuellen Zeitpartnerschaften und (im Endergebnis) Patchwork-Familien mit Kindern verschiedener Eltern – juristisch zugeteilt in gesetzlich angeordneten „Verschiebeanordnungen" durch Sozial- und Scheidungsgerichte. Familie (und auch Schule) ist auf den Prüfstand der Politik geraten. Besser sollte man sagen, ins Schussfeld und dann auf den Operationstisch. Dank Jahrzehnte langer Vernachlässigung ist die Familie und mit ihr die Erziehung von Kindern zusehends unter die Räder gekommen. Familiärer Geborgenheit entzogene Kinder werden lern- und leistungsunfähig und leiden an Verhaltensnöten und seelischen Erkrankungen. Dies macht bestimmten Politikern Kopfschmerzen – vorwiegend finanzielle. Mit durchgreifender Gesetzgebung wollen sie dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Sie schauen vorrangig durch eine wirtschaftsrelevante Brille: Es geht um Arbeitsmarktfragen, Steuereinnahmen, Wirtschaftswachstum und um (wegen ideologischer Motivation geflissentlich verschwiegen) inhaltliche sowie organisatorische Umstrukturierung des gesamten Erziehungswesens.



Begonnen wird bei der Familie. Noch vorhandene Familienmitglieder werden „sortiert": Väter und Mütter in die wirtschaftliche Produktion, Kinder ab dem Baby-Alter zur „Sozialisierung" in flächendeckend eingerichtete Lerninstitutionen wie Hort und Tagesbetreuung. Das hört sich rationell und ökonomisch an. Doch es kann einen dabei frösteln. Macht dies im Herzen glücklich? Nein, es ist im Grund unmenschlich und kinderfeindlich: Mutter, Vater, Geschwister, Familie, die Quellflüsse pädagogischer und zwischenmenschlicher Liebe, werden fahrlässig bis bewusst ausgetrocknet.



Familien- und Kinderschutz. Wir müssen berechtigte Fragen stellen: Warum greifen Bildungs- und Familienpolitiker erneut zu (bereits historisch eindeutig gescheiterten) sozialistischen Erziehungsexperimenten? Warum werden Gesetze beschlossen, deren Begründung es sein soll, Familien zu stärken und zu entlasten, die aber das Gegenteil bewirken werden? Staatlich organisierte und institutionalisierte „Rundumbetreuung" will unbedingt schon Kleinstkinder in die staatliche Versorgung einbeziehen. Dies wird familiäre Bindungen im Kind schwächen, zerstören oder gar nicht erst aufbauen.



Solche Modelle verhindern im Endeffekt das, was sie zu erreichen vorgeben, nämlich „Schutz und Förderung" der Familie, insbesondere das Wohl der Kinder. Negativergebnisse werden sich in Familienzersplitterung, wachsender Entfremdung oder Entwurzelung der Familienangehörigen ebenso zeigen wie in nicht rückgängig zu machender Missachtung neuester Gehirnforschungen im Hinblick auf gesunde Entfaltung von Emotionalität, Begabung, Leistungsmotivation, Selbstwerterleben. Das ist genau das, was schulisches Lernen heute nötig hätte. Es ist höchste Eile zu begreifen, dass uns mindestens ebenso dringend wie Klimaschutz der Familien- und Kinderschutz am Herzen liegen muss.



 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016