Berufung neu denken

18. Februar 2018 | von

Aus berufenem Mund, nämlich von der Vorsitzenden der „Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der 
Orden“, bekommen wir zum Tag des Geweihten Lebens am 2. Februar einige Hinweise dazu, wie die Kirche heute „Berufung“ versteht – und welche Angebote es gibt, um die eigene Berufung zu entdecken.

Am sogenannten Priesterdonnerstag wird regelmäßig in vielen Gemeinden und Gemeinschaften um Berufungen gebetet. Denn an vielen Orten in Deutschland wird deutlich, was schon in der Heiligen Schrift zum Ausdruck kommt: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ (Mt 9,37) Gemeint ist hier vor allem der sichtbare Rückgang von Priestern und Ordensleuten. 

Spürbar weniger
Viele Bistümer in Deutschland müssen ihre Pfarreien drastisch vergrößern, um jeweils einen Pfarrer benennen zu können, und die verschiedenen Ordensgemeinschaften müssen mehr und mehr Häuser aufgeben, da es an jungen Schwestern und Brüdern fehlt, die die Häuser mit Leben füllen und die Aufgaben vor Ort übernehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig, können hier jedoch nur angerissen werden: Die demographische Entwicklung in Deutschland zeigt, dass es immer weniger junge Menschen gibt. Wirft man dazu einen Blick auf die Statistiken der katholischen Kirche, wird deutlich, dass von diesen jungen Menschen immer weniger im Glauben erzogen werden und dann beispielsweise den Sonntagsgottesdienst besuchen. Es gibt also selbst unter den Getauften relativ wenig Kontakt zur Kirche und damit die Möglichkeit, das Leben in der besonderen Nachfolge Christi kennen zu lernen. Das Gebet um Berufungen scheint also dringend nötig zu sein. 

Der Traum Gottes von jedem
Dabei ist jedoch hilfreich zu beachten, dass, wenn von Berufungen gesprochen wird, die Kirche nicht nur Priester und Ordensleute im Blick hat. Stattdessen sagt die Verlautbarung des Apostolischen Stuhls aus dem Jahr 1997 unter dem Titel „Neue Berufungen für ein neues Europa“: „Die Berufung ist der vorhersehende Gedanke des Schöpfers über das jeweilige Geschöpf, sie ist sein Idealplan, ist wie ein Traum, der Gott am Herzen liegt, weil ihm das Geschöpf am Herzen liegt. Gott, der Vater, will diesen Plan unterschiedlich und spezifisch für jedes Leben.“ Und Papst Franziskus betont immer wieder, dass jeder Mensch die Aufgabe habe, den konkreten Weg zum Lebensprojekt zu entdecken, zu dem Gott ihn ruft. Wer sich also dem Thema „Berufung“ annehmen möchte, der ist aufgefordert, mehr im Blick zu haben als nur das Leben in der besonderen Nachfolge Christi. Stattdessen ist es sinnvoll, bei allen Getauften ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie eine spezielle und individuelle Berufung haben. Gott hat von jedem Menschen einen Traum, und wer diesen Traum verwirklicht, der kann glücklich werden, weil er die beste Version seiner selbst ist und lebt. Grundlegende Kategorie der Pastoral muss dementsprechend die Berufungspastoral sein, um so die Menschen dabei zu unterstützen, entsprechend ihrer Berufung zu leben – das forderte nicht zuletzt Bischof Felix Genn anlässlich der Jahreskonferenz des Zentrums für Berufungspastoral im September 2016 in Würzburg.

Die eigene Berufung entdecken
Die AGBO – die Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der Orden – setzt hier an und ist stetig darum bemüht, die mit der Berufungspastoral Beauftragten in dieser Richtung aus- und fortzubilden. Darüber hinaus schafft die Arbeitsgemeinschaft Plattformen und Angebote, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre eigene Berufung zu entdecken und in ihr Leben zu integrieren. Exemplarisch sei hier die Veranstaltungsreihe „Orientierungsbaukasten“ genannt, die in einzelnen Modulen junge Menschen einlädt, sich Gedanken über ihr Leben zu machen. Näheres dazu findet man auf der Webseite www.orientierungsbaukasten.org. Auf diese Weise und durch verschiedene andere Angebote können Interessierte Ordensleute als wahre Zeugen Christi und nicht nur als Lehrer oder Rekrutierer erleben und kennenlernen.

Gottes Plan integrieren
Ein weiteres Angebot, das die Berufung allgemein in den Blick nimmt, ist das BerufungscoachingWaVe® (www.wave.co.at). Mit dieser Methode werden Menschen in sieben bis zehn Schritten darin unterstützt, ihre je eigene Berufung zu entdecken und diese in ihr Leben zu integrieren. Da der Berufungscoach mit der Haltung arbeitet, dem Gegenüber einen Ermöglichungsraum zu schaffen, entsteht ein großer Freiraum. Erfahrungsgemäß ermutigt das die Menschen dazu, sich ernsthaft danach zu fragen, wie Gott sie von Anbeginn her gedacht hat und wie sie selber den Idealplan Gottes in ihr Leben integrieren können. Berufung wird hier also auch ganzheitlich gedacht und kann dann dazu führen, dass sich ein Mensch dazu entschließt, sein Leben in der besonderen Nachfolge Christi zu wagen.

Zuletzt aktualisiert: 18. Februar 2018
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