Das Baptisterium als Tor zum Glauben

28. April 2025 | von

Bei einem Stadtrundgang durch Padua können wir das Baptisterium doch nicht zusammen mit dem Dom abhandeln! Diesem Einwand unserer Redaktionsassistentin im Sendboten-Büro ist diese Doppelseite zur wahrhaft eindrucksvollen Taufkapelle in der Stadt des 
hl. Antonius zu verdanken.

Der Besuch im Dom von Padua ist kostenfrei. Will man die nebenan stehende Taufkapelle samt Diözesanmuseum ebenfalls besuchen, dann muss man Eintritt zahlen – und das nicht zu knapp: 12 Euro kostet das reguläre Ticket. Bei meinem letzten Besuch in Padua wollte ich das auf dem Weg zum Bahnhof dann aber doch noch mitnehmen. Allerdings stellt sich am Eingang heraus: Die Kapelle öffnet erst in 30 Minuten und ein Besuch ist nur mit Audioguide möglich, der nochmals gut eine halbe Stunde in Anspruch nehmen würde. Mein Zug wäre dann längst weg… Die freundliche Dame an der Kasse findet eine Ausnahme für mich: Ein Museumsmitarbeiter öffnet nur für mich die Tür, „bewacht“ mich während meines privaten Aufenthalts in der Taufkapelle und gibt mir so die Möglichkeit, diesen eindrucksvollen Kirchenraum ganz für mich allein zu haben.

Bildhafte Einführung in den Glauben
So unscheinbar die würfelförmige Kapelle mit ihrer aufgesetzten Rotunde von außen wirkt, so atemberaubend ist das Innere: Der vollständig erhaltene Freskenzyklus, geschaffen von Giusto de‘ Menabuoi zwischen 1375 und 1378, bedeckt mit gut hundert Bildfeldern sämtliche Wandflächen und die Kuppel. Eine ganze Weile versuche ich, einfach nur den Raum mit seiner überwältigenden Farbpracht wahrzunehmen und mir vorzustellen, wie eindrucksvoll diese Kapelle auf den mittelalterlichen Menschen gewirkt haben muss. 
Ihr Bau geht auf das 11. Jahrhundert zurück und steht unter dem Patronat des Johannes des Täufers. Mehrfach wurde sie umgebaut und erweitert. Zeitweise diente die Kapelle als Grabstätte für Francesco il Vecchio da Carrara und seine Frau Fina Buzzaccarini, die in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über Padua hatten. Ihr Hauptzweck war freilich das Taufen neuer Christen, wovon ein monumentales Taufbecken im Zentrum der Kapelle zeugt. Anhand der Bilder konnten die Katechumenen, die Taufbewerber, in zentrale Inhalte des christlichen Glaubens eingeführt werden, bevor sie schließlich die Taufe empfingen. Unübersehbar der Christus als Weltenherrscher im Zentrum der golden erstrahlenden Kuppel. In der Mitte des Paradieses befindet sich auch die betende Gottesmutter, die die Schar der Auserwählten anführt. Unzählige Heilige, die in geordneten Bahnen um Christus herum gruppiert sind, erinnern an das Ziel des Menschseins: zu Gott zu kommen. Die Erschaffung des Menschen und weitere alttestamentliche Szenen werden im Bogen unterhalb der Kuppel dargestellt: Da ist zu sehen, wie Adam und Eva von der verbotenen Frucht essen, wie Kain seinen Bruder Abel tötet, wie die Sintflut alles unter Wasser setzt oder der Turm zu Babel gebaut wird. Zentrale Stellen des Alten Testaments lassen sich hier entlang der Bilder lebendig nacherzählen und Taufbewerbern als Einführung in den Glauben mit- und weitergeben. 

Von der Bibel zum Weltkulturerbe
An den Wänden des Baptisteriums werden schließlich die neutestamentlichen Erzählungen rund um Johannes den Täufer, Maria und Jesus bildlich dargestellt. Giusto de‘ Menabuoi hat sich dabei von allen vier kanonischen Evangelien inspirieren lassen, vor allem jedoch vom Evangelisten Johannes. Dargestellt sind an der Südwand Szenen aus dem Leben des Täufers: unter anderem seine Geburt, die Namensgebung durch seinen Vater Zacharias, die Predigt in der Wüste und die Enthauptung durch Herodes. 
Die westliche Wand ist Maria gewidmet und zeigt unter anderem die Verkündigungsszene und den grausamen Kindermord von Betlehem. Die Ostwand ziert eine große Kreuzigungsszene, die den Abschluss des Lebens Jesu bildet, das ausführlich an der Nordwand dargestellt ist. In der Apsis befinden sich schließlich noch Szenen aus der Offenbarung des Johannes. Sehenswert ist dort auch das Polyptychon über dem Altar der Taufkapelle. 51 Darstellungen hat Giusto de‘ Menabuoi hier verewigt, unter anderem die Stigmatisation des hl. Franziskus in der linken oberen Ecke. 
Dass die Taufkapelle auch heute noch in hervorragendem Zustand ist, verdankt sich mehreren Renovierungen, von denen die letzte größere im Jahr 2020 abgeschlossen wurde. Im Jahr darauf wurde der Freskenzyklus des Baptisteriums dann schließlich auch in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Zuletzt aktualisiert: 28. April 2025
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