Antonius: Lebendig über Jahrhunderte hinweg

07. Februar 2022 | von

In unserer neuen Reihe werden wir die Zeichen, die der heilige Antonius in seinem Leben gesetzt und uns hinterlassen hat, etwas genauer betrachten. Wir werden versuchen, sie auf unsere heutige Lebensrealität zu übertragen, denn noch heute bezeugt der heilige Antonius uns durch diese Zeichen die große Liebe Gottes zu jedem Menschen.

Man kann nicht nicht kommunizieren. Das behaupten voller Überzeugung die Fachleute der Kommunikation: Wenn wir sprechen, egal wie unzusammenhängend unsere Worte manchmal auch sein mögen, ist es offensichtlich, dass wir unserem Gegenüber etwas übermitteln. Aber auch wenn wir eine sture Stummheit zur Schau stellen, ist auch unser Schweigen, sei es aus Verärgerung oder voller Staunen, beredt und vielsagend. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Schon ein Wüstenvater, nämlich Abba Pambo, antwortete auf den an ihn herangetragenen Wunsch, ein paar weise Worte zu einem zu Besuch gekommenen Bischof zu sprechen: „Wenn mein Schweigen für ihn nicht erbaulich genug ist, dann besteht keine Hoffnung, dass meine Worte es sein könnten.“

Ein Jahr in Montepaolo

Ungefähr zwei Jahre lang sind wir dem heiligen Antonius auf seinem Weg von seiner Geburtsstadt Lissabon über Marokko bis nach Italien gefolgt, wo er auf dem Mattenkapitel 1221 auch dem heiligen Franziskus begegnet ist. Vielleicht erinnern Sie sich, dass wir dieser Begegnung im Sommer 2021 einen ausführlichen Beitrag gewidmet haben? Auch im Jahr 2022 gibt es ein weiteres, wichtiges antonianisches Jubiläum zu feiern – gleich wird davon die Rede sein.

Aber sehen wir uns die Situation von vor 800 Jahren noch einmal etwas genauer an: Nach dem Mattenkapitel wird Antonius von Br. Graziano, dem Generalminister der Romagna, eingeladen, mit ihm in die Einsiedelei von Montepaolo in der Provinz Forlì zu gehen, wo ein Priesterbruder gebraucht wird, um die tägliche Eucharistie zu feiern. Es ist Frühsommer, und Antonius wird, einschließlich aller häuslichen Dienste, für ein gutes Jahr in die kleine Gruppe der Brüder von Montepaolo eingegliedert: Von dieser Zeit gibt es nicht viel zu berichten, denn sie ist geprägt von Stille, Gebet, Einsamkeit und Brüderlichkeit; in den antiken Biografien wird sie mit wenigen, allgemeinen Worten abgehandelt.

Prediger gesucht!

Natürlich war es den Brüdern der Einsiedelei nicht bewusst, wer dieser ausländische Bruder war, der nur wenige Worte machte und scheinbar immer wieder mit seinem Gott rang oder vielleicht noch die Wunden, die mehr seinen Stolz als seinen Körper heimsuchten, auszukurieren hatte. Er konnte die Messe feiern, und mehr brauchten die Brüder nicht von ihm. Der Rest, seine Vergangenheit, wer er war, was er studiert hatte, nährte zwar sicherlich die brüderliche Neugier, wurde aber wohl nicht hinterfragt, und er selbst erzählte nichts. So gingen die Jahreszeiten ihren gewohnten Lauf. Man kann sich gut vorstellen, dass es wenig gebraucht hat, um diese Monotonie zu unterbrechen, zum Beispiel eine Priesterweihe von einigen Mitbrüdern unten in der Stadt Forlì. Auch die Brüder von Montepaolo waren eingeladen und man kann sicherlich davon ausgehen, dass sie diese Einladung freudig angenommen haben. Man trifft sich an dem franziskanischen „Ort“, und aus Höflichkeit wurden auch die Dominikaner eingeladen. Es war bei einer Priesterweihe üblich, wahrscheinlich vor der eigentlichen liturgischen Feier, dass zur geistlichen Erbauung der neuen Priester eine glühende Motivationspredigt gehalten wurde, ungefähr so wie im Sport in der Umkleidekabine vor einem wichtigen Match. Aber wer hält diese Predigt, wer spricht, wer spricht nicht – sowohl in den Reihen der Brüder als auch unter den Dominikanern findet sich niemand, alle entschuldigen sich durch Unvorbereitetsein oder Unwürdigkeit. Da fällt dem Oberen der Brüder jener neue Bruder ein – „Wie heißt er noch schnell? Ach ja, Antonius!“ – der zwar immer sehr reserviert und wortkarg ist, aber sicherlich durch sein Studium die eine oder andere Weisung geben oder ein paar Bibelstellen zitieren kann. So könnte man wohl zumindest den Schaden minimal halten und der Peinlichkeit entkommen, dass niemand predigen möchte. Wahrscheinlich geschah dies am 24. September 1222, einem Samstag, oder am Tag davor. Und da haben wir nun unser neues Jubiläum! 

Aufbruchsstimmung

Die alten Quellen berichten uns, wie es ausging. Während Bruder Antonius sprach, sahen sich alle Anwesenden verwundert und perplex an und fragten sich sicher, wo denn bisher dieser so fähige, glühende Prediger versteckt war und wie es sein konnte, dass niemandem zuvor dieses Talent aufgefallen war. Man kann wohl wirklich sagen, dass es an diesem Abend und von dieser Kanzel aus war, dass Antonius sich der ganzen Welt offenbarte! Womöglich ließ man Antonius nicht einmal genug Zeit, um nach Montepaolo zurückzukehren und seine Siebensachen zu packen: Ab diesem Zeitpunkt füllten sich die Straßen und Plätze, Kirchen und Konvente mit Frauen und Männern, die das „gute und wahre Wort“ des Antonius hören wollten! Sein Wort erreichte – und das tut es auch heute noch – jeden Winkel der Erde, wobei es sich weder um Landesgrenzen noch um unterschiedliche religiöse Herkunft schert. Sein Wort oder vielmehr die Wunder und die vielen anderen Zeichen, die er gesetzt hat, sprechen auch heute noch zu uns, mit den Vokabeln der Kunst, der Liturgie, der Nächstenliebe, der Predigt, des Staunens und sicherlich in vielen anderen Bereichen, wo wir es vielleicht gar nicht erwarten.  

Von einigen dieser Zeichen und ihrer Bedeutung für unser Leben heute (und vor allem das der jungen Menschen) möchten wir dieses Jahr sprechen. Wir möchten versuchen, die berühmten Gesten des heiligen Antonius, die uns durch unzählige Werke vieler Künstler vermittelt werden, in die heutige Lebensrealität und Sprache zu übertragen. Wir begeben uns auf die Suche, nicht nur in der Antonius-Basilika in Padua. Lassen Sie uns also erneut gemeinsam aufbrechen, um dem Weg des heiligen Antonius zu folgen!

Zuletzt aktualisiert: 07. Februar 2022
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