Jesus zum Vorbild

30. Juni 2006 | von

Vor 450 Jahren verstarb der Gründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola. Seinen Weg zur Erleuchtung beschreibt er im „Bericht des Pilgers“. Luther gleich mühte sich dieser erste Exerzitant um das Seelenheil, erwirkte aber auf diplomatische Weise für die „Societas Jesu“ die päpstliche Approbation. 

Zwei Wölfe und einen Kessel auf dem Feuer zeigt das Wappen der Oñaz und Loyola. Diese Familie gehörte zu den zehn großen des Baskenlandes. Sie besaß zwei Schlösser, mehrere Häuser, einige Gutshöfe, zwei Eisenhütten, viele Weiden und Wiesen und eine Mühle. Im Jahr 1491 an einem uns heute unbekannten Tag wurde der jüngste Spross der Familie geboren und erhielt bei der Taufe den Namen Iñigo. Aus den Akten des Seligsprechungsprozesses weiß man, dass Iñigo, der spätere Ignatius, das jüngste von dreizehn Kindern war. Wohlstand und gute Beziehungen zum kastilischen Königshaus, dem sein Vater wie schon dessen Vorfahren treu und ergeben dienten, prägten die Kindheit und Jugendjahre des Ignatius.

Dienst am Hof. Der Großschatzmeister von Kastilien hatte den Herrn von Loyola gebeten, ihm einen seiner Söhne zu schicken. Die Wahl fiel auf den Jüngsten, Ignatius, der vermutlich um das Jahr 1507 im Alter von 16 Jahren in den Dienst des Großschatzmeisters trat. Ein Leben im Dienst an den Höfen des Hochadels war für Ignatius vorgezeichnet. Ignatius schrieb später selbst über diese Lebensphase: „Bis zum Alter von 26 Jahren war er ein den Eitelkeiten der Welt ergebener Mensch und vergnügte sich hauptsächlich mit Waffenübungen in dem heftigen und eitlen Verlangen, Ehre zu gewinnen.“
Seit 1517 stand Ignatius im Dienst des Vizekönigs von Navarra. Dabei diente Ignatius nicht im Heer, wie es häufig dargestellt wird, sondern war in der höfischen Verwaltung tätig. Als die Franzosen 1521 Pamplona angriffen, beteiligte er sich an der Verteidigung der Stadt.
Der Ausgang zur Wende im Leben des jungen Ignatius ereignete sich am 20. Mai 1521, im selben Monat da Kaiser Karl V. im Wormser Edikt die Reichsacht über Marthin Luther verhängte. Am Pfingstmontag wurde er von einer Kanonenkugel schwer am Bein verletzt. Trotz des Bemühens der Ärzte kämpfte Ignatius Ende Juni mit dem Tod. Seine beginnende Genesung schrieb er der Fürsprache des heiligen Petrus zu. Die lange Genesungszeit auf dem Krankenlager verkürzte er sich mit Lesen. Weil keine Ritterromane aufzutreiben waren, musste Ignatius mit geistlichen Büchern Vorlieb nehmen: das „Leben Christi“ des Ludolf von Sachsen und eine Sammlung von Heiligenleben. Diese Lektüre veränderte sein Leben. In ihm meldete sich das Verlangen, „große Dinge im Dienste Gottes zu tun“.

Prägender Pilgerweg. Sein älterer Bruder vermochte ihn nicht aufzuhalten. Ignatius verließ Ende Februar 1522 Schloss Loyola, um seinen Weg als Pilger [El Pelegrino] zu beginnen. Der führte ihn zunächst in das Benediktinerkloster Montserrat, wo er eine dreitägige Generalbeichte ablegte, die er mit einer Nachtwache vor dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna beschloss.
Von dort begab sich Ignatius nach Manresa. Statt weniger Tage, wie ursprünglich geplant, blieb er dort volle elf Monate, von März 1522 bis Februar 1523. Er wohnte im Konvent der Dominikaner, zog sich aber zum Gebet häufig in die Höhlen des Berghangs über den Fluss Cardoner zurück. Es sind entscheidende Monate, voller mystischer Erfahrungen. Als 62-Jähriger schrieb Ignatius in seinem autobiographischen Werk „Bericht des Pilgers“ über diese Zeit: „Nicht als ob er irgendeine Erscheinung gesehen hätte, sondern es wurde ihm das Verständnis und die Erkenntnis vieler Dinge über das geistliche Leben sowohl wie auch über die Wahrheiten des Glaubens und über das menschliche Wissen geschenkt. Dies war von einer so großen Erleuchtung begleitet, dass ihm alles in neuem Licht erschien. … Und es war ihm, als sei er ein anderer Mensch geworden“ (Bericht des Pilgers, 30; Ignatius schreibt von sich in der dritten Person).

Societas Jesu. In diesen Monaten, die geprägt sind von geistlichen Betrachtungen und vielfältigen Erleuchtungen, schrieb Ignatius die erste Fassung seines Exerzitienbuches „Geistliche Übungen“ (span. „Exercicios espirituales“). Er selbst war der erste Exerzitant. Das Begleiten von Exerzitien wird eine der charakteristischen Aufgaben, die Ignatius und seine Gemeinschaft bis heute in der Kirche wahrnehmen. Der Aufenthalt in Manresa hat Ignatius verändert. Er war als Büßer angekommen und verließ die katalonische Stadt als geistlicher Mensch, der seine Berufung erkannt hatte: „Gott zu dienen wird sein Ideal, Jesus Christus sein Vorbild und die weite Welt sein Arbeitsfeld“ (C. de Dalmases).
Bevor Ignatius seine endgültige Berufung in der Gründung einer neuen Gemeinschaft, der Gesellschaft Jesu (Societas Jesu oder auch „Jesuiten“) verwirklichen konnte, hatte er noch viele Wege zurückzulegen. Zunächst unternahm er eine Pilgerreise in das Heilige Land (1523). Sein Wunsch, in der Heimat Jesu zu bleiben, wurde ihm nicht gestattet. So entschloss sich der inzwischen 33-Jährige zum Studium. In Barcelona studierte er Sprachen, in Alcalá und Salamanca Philosophie. Gleichzeitig widmete er sich schon der Seelsorge und gab interessierten Frauen und Männern Exerzitien. Von besonderer Bedeutung sind die Studienjahre in Paris (1528-1535), weil Ignatius und seine ersten Gefährten, Peter Faber, Franz Xaver, Simon Rodrigues de Azevedo, Diego Lainez, Alfonso Salmerón und Nicolás Bobadilla, am 15. August 1534 in einer Kapelle auf dem Montmartre ein Gelübde ablegen.

Seelsorge Europa. Der Weg führte die „Freunde im Herrn“, wie sie sich nannten, 1536 nach Venedig. Da das Vorhaben einer gemeinsamen Pilgerreise ins Heilige Land scheiterte, begaben sich Ignatius und seine Gefährten 1537 nach Rom. Rom bleibt nun der Lebensmittelpunkt des Ignatius. Die junge Gemeinschaft musste sich bald in einem Prozess gegen Verleumdungen wehren, sie seien „verkleidete Lutheraner“. Nachdem der Prozess für sie mit einem Freispruch endete, stand der Gründung des Ordens nichts mehr entgegen. Papst Paul III. bestätigte 1539 die erste Formel des Instituts, 1540 folgte die schriftliche Bestätigung durch eine Bulle. Ignatius wurde zum ersten General der neuen Gemeinschaft gewählt.
Ignatius widmete sich fortan mit seinen Gefährten der Seelsorge in Rom und, durch die sich schnell vergrößernde Gemeinschaft, der Seelsorge in vielen Ländern Europas. Von der immensen Arbeit des Ignatius geben sein Exerzitienbuch, die Konstitutionen und die über 7000 erhaltenen Briefe Zeugnis. Als die Nachricht vom Tod des Ignatius am Morgen des 31. Juli 1556 in Rom bekannt wurde, sagten die Leute nur: „Der Heilige ist gestorben.“

 

 

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016