Preise den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, überaus groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt. (Ps 104)
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Liebe Freunde! Beim Suchen eines Titelfotos für die Juni-Ausgabe habe ich in meinem Foto-Archiv das ausgewählte Foto gefunden. Es entstand vor einigen Jahren, als ich das Antonius-Fest am 13. Juni in Padua verbringen konnte. Eine Prozession wie sie damals – und normalerweise immer – stattfand, ist wohl auch in diesem Jahr unter Corona-Umständen völlig undenkbar. Genauso undenkbar ist momentan, dass ich nach Padua fahren könnte, um wieder einmal für ein paar Tage im Konvent an der Basilika mitzuleben und im Verlagsbüro zu arbeiten. Nun bin ich kein „Reiseonkel” und eigentlich immer froh, wenn ich zu Hause im Kloster bin, aber ich merke doch, zumal da es jetzt auf den Sommer zugeht, wie froh ich über ein paar Tage Tapetenwechsel wäre. Und da ist mir durchaus bewusst, wie privilegiert ich bin, in einem relativ großen Kloster mit Garten zu leben und nicht in einer beengten städtischen Mietswohnung.

Und dennoch bin ich mit dieser Sehnsucht – mal etwas ganz anderes tun – gewiss nicht allein. Immer wieder begegne ich Menschen, denen man richtig anmerkt, wie sie in ihren eigenen vier Wänden gefangen sind; und wie dann auch das Denken fast ausschließlich um diese Dinge kreist. Da macht man sich plötzlich über Dinge Sorgen, die vor einiger Zeit noch gar keine Rolle spielten. Und diese Sorgen sind nicht objektiv, sie melden sich einfach, weil man Zeit hat, weil man nichts anderes mehr sieht und hört. Wenn ich aber unterwegs bin, begegne ich anderen Menschen, ich mache meine Beobachtungen und Erfahrungen, ich erlebe Geschichten, irgendwie weitet sich mein Horizont, ohne dass ich groß etwas dafür tun muss. Das ist erholsam und heilsam für mich selbst, aber wohl auch für die Menschen, mit denen ich zusammenlebe. Da gibt es dann nämlich wieder andere Themen, und nicht nur „mich” und „wir zuhause”.

Lesen, fernsehen, Radio hören, spazieren gehen, telefonieren – all das mögen auch Wege sein, sich zu beschäftigen und den Horizont zu weiten, das unbeschwerte Unterwegssein aber vermögen sie wohl nicht komplett zu ersetzen. Bitten wir den heiligen Antonius, dass er uns besonders in „seinem” Monat zur Seite steht, dass er Gott für uns bittet, dass wieder andere, „normale” Zeiten kommen! Herzliche Grüße,

Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 07. Juni 2021
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