LF 09/2017
Illustration Valentina Salmaso

Liebe Freunde! Wenn wir schon so etwas Langweiliges wie ein Fenster als Titelfoto verwenden, dann wenigstens in einer Farbe, die auffällt. Diese Meinung habe ich in der Redaktion vertreten, was das nun wohl etwas giftige Grün auf unserer September-Ausgabe erklärt. 

Dabei ist ein Fenster an und für sich gar keine langweilige Sache. Abends bei Dämmerung oder Dunkelheit: Wer wagt da nicht ab und an einen neugierigen Blick in beleuchtete Wohnungsfenster hinein? Sitzt da jemand gerade beim Essen oder beim Fernsehen? Was spielt sich jensweits des öffentlichen Raumes ab? Manchmal gewährt ein Fenster Einblicke. – Und das gilt auch von der anderen Seite. Da stellt man sich „unauffällig“ hinter den Vorhang und blickt nach draußen, um zu beobachten, was da vor sich geht, wer vor der Tür steht oder wer auf der Straße solchen Lärm verursacht. Das Fenster bietet Ein- und Ausblicke.

Der Bogen von der Titelseite zum Heft ist dann schnell geschlagen. Unser „Thema des Monats“ beschäftigt sich auch mit einem Fenster, allerdings einem besonderen. „Zeitfenster“, so meint unser Autor, also reservierte Zeiträume, haben wir heute für alles Mögliche. Wo aber bleibt Zeit für Spiritualität, wo gibt es reservierte Zeit, in der sich der Geist entfalten kann? 

Diese Frage bekomme auch ich von kritischen Klostergästen manchmal gestellt. Ich verweise auf unsere festen Gebetszeiten und Zeiten der Stille, dann aber auch auf meine Überzeugung, dass man Spiritualität nicht auf einen bestimmten Zeitraum begrenzen darf – frei nach dem Motto: Jetzt bin ich mal eine halbe Stunde lang spirituell und dann geht es wieder ganz normal weiter. Vielmehr würde ich hoffen, dass mein Alltag von meiner Gebets- und Gotteserfahrung geprägt wird, dass ich den Geist nicht in der Kapelle sitzen lasse, sondern ihm auch die Erlaubnis gebe, in meinem konkreten Alltag zu wirken. Zugegeben: Das ist wohl ein lebenslanger Lernprozess und manchmal leichter gesagt als getan. 

Nun wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre des Sendboten. Vielleicht wird auf den nächsten Seiten ja das ein oder andere Fenster geöffnet, das einen neuen Blick aufs Leben oder auf den Glauben ermöglicht.

Möge der heilige Antonius Sie auf all Ihren Wegen begleiten!

Ihr Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 01. September 2017
Kommentar