Alle Lichter, die wir anzünden, zeugen von dem Licht, das da erschienen ist in der Dunkelheit.Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910)
Christoph Wagner / Getty Images

Liebe Freunde! Für einen Vortrag musste ich kürzlich ein Buch noch einmal lesen. Vor Jahren hatte ich es voller Begeisterung verschlungen. Es trägt den Titel „schwarmdumm. So blöd sind wir nur gemeinsam“. Hängen geblieben ist bei mir vor allem: Wir arbeiten ständig unter Zeitdruck. Immer neue „deadlines“ werden gerade noch so erfüllt. Das führt letztlich zu Stress und Überlastung. Fehler häufen sich, die Qualität leidet. Aber schon werden neue, eigentlich unerreichbare Ziele gesteckt. Man muss sich also noch mehr anstrengen. 

Bei aller Zufriedenheit mit meinem Leben: Wenn ich ehrlich bin, dann lebe ich jetzt schon eine ganze Weile von Frist zu Frist. Ich kriege alles einigermaßen auf die Reihe, doch der ständige Zeitdruck macht mürbe. Und der „Blick für das Ganze“ wird immer trüber, weil für Visionen und Grundsätzliches ja gar keine Zeit mehr ist.

Der Autor Gunter Dueck empfiehlt: Nur 85% seiner Arbeitszeit verplanen. Der Rest soll frei bleiben für Not- und Zwischenfälle – und eben auch für langfristige, strategische Überlegungen und Entscheidungen. Denn ewig kann man im Hamsterrad des Lebens nicht laufen. Ob mir das mit den 85% gelingt? Die Chancen stehen nicht ganz schlecht: in den ersten beiden Adventswochen hole ich nämlich meinen Sommerurlaub nach...

Von den 85% Arbeitszeit spanne ich nun den Bogen zum 85. Geburtstag des Papstes am 17. Dezember. Statt als Erzbischof längst im Ruhestand zu sein, trägt er Verantwortung für über eine Milliarde Katholiken. Ich staune über seine Einsatzfreude und seine Entschiedenheit – trotz seines Alters, das ja auch einige Gebrechen mit sich bringt. Auf dem Titelbild spricht ein 10-jähriger, geistig behinderter Junge mit ihm. Jenseits aller Protokolle hat er sich zum Papst aufgemacht. Und Franziskus lobt ihn für seine Fähigkeit, „sich zu nähern und sich zu bewegen, als ob er zu Hause wäre“, und meint, dass die Gläubigen die gleiche Freiheit haben sollten, sich ohne Furcht Gott zu nähern.

Letztlich ist es wohl auch das, was wir an Weihnachten feiern dürfen: Gott wird Mensch. Und wir dürfen ihm ganz nahe sein. Daraus eine tiefe Freude wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen

Ihr Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 01. Dezember 2021
Kommentar