Maria! Dir befehlen wir, Was grünt und blüht auf Erden, O lass es eine Himmelszier In Gottes Garten werden.
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 „Schreib jetzt bloß nichts für den Sendboten!“, so hat mich vor wenigen Tagen ein Mitbruder gewarnt. Ich war gerade in einer ziemlich wütend-deprimierten Phase, in der ich an nichts und niemandem ein gutes Haar gelassen habe.

Sie kennen das bestimmt: Es sind Augenblicke, in denen man Dinge sagt und denkt, die einem hinterher ganz schnell wieder leidtun, die man dann aber nicht mehr so einfach zurücknehmen kann. Also, jetzt bloß nichts für den Sendboten schreiben.... Ich habe mich an diesen Rat gehalten und schreibe Ihnen diese Zeilen nun zwar ein wenig unter zeitlichem Druck, aber innerlich wieder im Gleichgewicht.

Erinnert habe ich mich in diesem Zusammenhang an meinen Lateinunterricht in der Oberstufe des Gymnasiums. Irgendwann galt es dort, sich mit der Geschichtsschreibung des Tacitus (ca. 58-120) zu beschäftigen. Unser Lateinlehrer hat uns damals lang und breit dessen Maxime „sine ira et studio“ erläutert. Tacitus wollte seine Annalen „ohne Zorn und Eifer“ schreiben: Weder wollte er sich also bei den Herrschenden durch allzu viel Lob einschmeicheln (oder vor Bestrafung schützen), noch wollte er aus Zorn und Enttäuschung einen Machthaber verunglimpfen. Mir scheint das auch jenseits der römischen Geschichtsschreibung ein gutes Prinzip zu sein.

Mit einer Vertrauensperson halte ich regelmäßige „Reflexionsrunden“. Wir stellen uns wechselseitig der Frage: Was waren in dieser oder jener Situation meine inneren Motive? Was hat mich innerlich angetrieben? Was waren meine Hintergedanken? Was wollte ich erreichen? Wie habe ich versucht, mein Ziel voranzubringen? Der vertraute Rahmen ermöglicht, dass wir uns auch Antworten geben, die nicht nur edel sind – aber sie helfen dabei, uns selbst „auf die Schliche“ zu kommen und eben künftig ehrlicher, transparenter und mit weniger „Zorn und Eifer“ zu leben. 

Ich wünsche Ihnen nun eine gelassene Lektüre des Sendboten, die Sie hoffentlich in Ihrem Glauben und Denken zu bereichern vermag. Möge auch der schöne Monat Mai, an dessen Beginn wir nun stehen, seinen Teil dazu beitragen, dass wir in all den Schwierigkeiten unseres Alltags eine gute Perspektive  entdecken und mit der nötigen Heiterkeit an unser Tagewerk gehen. Herzliche Grüße!
Ihr Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 03. Mai 2021
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