Wie Gras sind die Tage des Menschen, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß nichts mehr von ihr. Doch die Huld des HERRN währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten. (Psalm 103)
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Liebe Freunde! An vielen Menschen wird eine hitzige Debatte um den Titel der neuen Enzyklika von Papst Franziskus im vergangenen September vorübergegangen sein: Als der Titel bekannt gegeben worden war – „Fratelli tutti“ – wurde sich teilweise bitter darüber beschwert, wie man in der heutigen Zeit ein Dokument so wenig geschlechtersensibel mit „Alle Brüder“ betiteln könne. So wie ich Verständnis dafür habe, dass man sich mit Nachdruck für eine zwischen Männern und Frauen gerechtere Kirche einsetzt, so sehr hat mich eine dermaßen aufgeregte Diskussion befremdet. Es hat nur noch gefehlt, dass jemand mit Kirchenaustritt gedroht hätte, würde der Papst den Titel nicht schnell noch ändern. Und Seiten über Seiten Text wurden mit dieser Auseinandersetzung gefüllt.

Wenige Tage vor Veröffentlichung des Textes hat mir jemand „aus gewöhnlich gut informierten Kreisen“ geschrieben, wie der erste Satz der neuen Enzyklika lauten würde, nämlich: „‚Fratelli tutti‘ schrieb der heilige Franz von Assisi und wandte sich damit an alle Brüder und Schwestern, um ihnen eine dem Evangelium gemäße Lebensweise darzulegen.“ Da waren sie also: Brüder und Schwestern, gleichermaßen angesprochen. Seitdem ich das wusste, habe ich die Debatte mit einer gewissen Spannung verfolgt: Wie die ganzen Polterer wohl reagierten, wenn der komplette Text veröffentlicht sein würde? 

Wohl ein ganz aktuelles Beispiel: Man liest eine Überschrift, schnappt irgendwo einen Fetzen auf, irgendwie passt alles ins vorgefertigte Bild – und dann beginnt das Drama. Ich muss gestehen, auch ich bin von diesem Virus infiziert. Ich rege mich gern und schnell auf, zu meinem eigenen Leidwesen. Ein Bruder empfiehlt mir regelmäßig: „Andreas, zähl‘ bis zehn und sag‘ erst dann was!“ Es gelingt mir relativ selten... aber, wie sagt man so schön, ich arbeite daran. 

Dank der Arbeit unserer Autorinnen und Autoren und der Redaktion in Padua können wir Ihnen mit dem vorletzten Heft dieses Kalenderjahres wieder einen Sendboten mit vielen informativen Themen anbieten. So manches regt im oft trüben November sicher auch noch zum weiteren Nachdenken an. 

Herzlich grüßt Sie Ihr

Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 04. November 2020
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